Essen. Die Sparkasse Essen reagiert auf die stark gestiegenen Einlagen und führt Verwahrentgelte ein. Für wen diese nun gelten und ab welchem Kontostand

Die Kunden der Sparkasse haben wegen der Corona-Krise im vergangenen Jahr deutlich mehr Geld auf die hohe Kante gelegt. Die Einlagen auf Giro- und Tagesgeldkonten stiegen um sage und schreibe 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Vertrauen ihrer Kunden, das sich dadurch ausdrücke, freut das Geldinstitut einerseits, wie Sparkassenchef Helmut Schiffer betonte. Andererseits setzt die Entwicklung die Sparkasse nun derart unter wirtschaftlichen Druck, dass sie handelt: Auch sie führt Strafzinsen für Neukunden ein.

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Wer künftig bei der Sparkasse ein Girokonto oder S-Cash-Konto eröffnet, muss ab einem Guthaben von 50.000 Euro ein so genanntes Verwahrentgelt zahlen. Bei Ehepaaren, die ein gemeinsames Konto führen, gilt dies ab einer Grenze von 150.000 Euro, wie ein Sprecher erklärte. Der Strafzins für Guthaben oberhalb dieser Freibeträge liegt bei 0,5 Prozent. Bestandskunden bleiben von dem Negativzins verschont.

Sparkasse Essen gibt Strafzinsen jetzt an Neukunden weiter

Nicht zuletzt will die Sparkasse mit dem Schritt verhindern, dass Kunden ihr Geld von anderen Banken, die längst Strafzinsen verlangen, zur Sparkasse ziehen. Das starke Einlagenwachstum nämlich kostet die Sparkasse „reales Geld“, betonte Schiffer. Denn sie müsse dadurch höhere Guthaben bei der Bundesbank unterhalten, die mit eben diesen Negativzinsen belegt sind. Trotzdem versuche die Sparkasse weiterhin, die „Konsequenzen der Negativzinszeiten für möglichst viele Kunden abzufangen“.

Dass die Essener in der Krise ihr Geld lieber zusammenhalten und auf dem Konto parken, beschert nicht nur der Sparkasse Probleme. Die Kunden selbst nehmen damit reale Verluste in Kauf. Deshalb suche die Sparkasse das Gespräch, um ihnen alternative Anlagen wie Wertpapiere anzubieten, ergänzte der Sprecher. Das geschah vergangenes Jahr offensichtlich mit Erfolg. Der Wertpapierumsatz stieg um 89 Prozent auf 1,26 Milliarden Euro an.

Helmut Schiffer, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Essen.
Helmut Schiffer, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Essen. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Diese Entwicklung stützte zumindest das Provisionsgeschäft der Sparkasse. Beim Zinsüberschuss, der zweiten wichtigen Ertragssäule, ging es jedoch weiter nach unten. Der anhaltende Niedrigzins und dadurch wegbrechende Erträge schlugen der Sparkasse unterm Strich spürbar ins Kontor. Der Jahresüberschuss halbierte sich und lag im vergangenen Jahr nur noch bei 5,1 Millionen Euro. Neben der Zinsflaute sei dafür auch eine überdurchschnittlich hohe Steuerzahlung verantwortlich gewesen, sagte der Sprecher.

Trotz mageren Gewinns Ausschüttung an die Stadtkasse?

Ob die Sparkasse von diesem mageren Gewinn nun auch noch einen Teil an die Stadtkasse ausschütten muss, ist noch nicht ausgemacht. „Wir sind in guten Gesprächen“, meinte der Sparkassensprecher, der damit durchblicken ließ, dass man dies wohl allzu gern aussetzen würde.

Zu den Geschäftsaussichten für dieses Jahr äußerte sich Sparkassen-Chef Schiffer indes zurückhaltend. Es werde entscheidend sein, ob und wie schnell es gelinge, die Corona-Pandemie unter Kontrolle zu bekommen. „Wir müssen leider damit rechnen, dass sich die Lage bei vielen Unternehmen weiter verschärft“, prognostizierte der Vorstandsvorsitzende.

Filialnetz soll vorerst nicht weiter schrumpfen

Angesichts sinkender Erträge und der möglicherweise wachsenden Risikovorsorge dürfte damit auch der Kostendruck bei der Sparkasse weiter zu nehmen. Erst in diesem Jahr hatte sie ihren Filialabbau abgeschlossen und seit 2016 14 ihrer einst 49 Zweigstellen geschlossen. Aber reicht das aus? Momentan existierten keine Pläne, das Filialnetz weiter auszudünnen, sagte der Sprecher auf Nachfrage. Eine Ewigkeitsgarantie könne es aber nicht geben. „Wir orientieren uns am Kundenwunsch.“ Mit ihren verbliebenen 35 Geschäftsstellen und 110 Geldautomaten unterhält die Sparkasse immer noch das mit Abstand dichteste Netz in der Stadt. Doch auch bei ihr erledigen mehr und mehr Kunden die Bankgeschäfte online.

Um die Einnahmeseite zu verbessern, hat die Sparkasse im Übrigen bereits reagiert: Anfang des Jahres erhöhte sie die Girokonto-Gebühren.