Bochum. Top-Manager diskutieren beim Car-Symposium die Hürden der E-Mobilität. BMW-Chef Zipse setzt auf guten Sound, Daimler auf grüne Batteriezellen.

Das 20. Car Symposium im Bochumer Ruhr Congress begann am Mittwochmorgen mit einem Paukenschlag: Professor Dudenhöffer als Veranstalter stellte BMW-Chef Oliver Zipse als Hauptredner vor, kündigte gleichzeitig seinen Abgang an und ließ offen, wo die in Bochum und in der Branche etablierte Veranstaltung künftig stattfindet. Erst dann ging es vor rund 1000 Teilnehmern um den „Hochlauf der Elektromobilität“ und ihre Folgen.

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„Kundenbegeisterung und CO-Reduzierung in Einklang zu bringen“, hieß das Thema von Oliver Zipse, seit einem halben Jahr BMW-Chef. Dafür ließ er einen neuen Sound für den Innenraum bekanntlich fast geräuschloser Elektroautos in die Ruhr-Congress-Halle einspielen, komponiert von Hollywoods Filmmusikkönig Hans Zimmer. Die eigentliche Botschaft hinter dem nach Weltraumabenteuer klingenden Retortensound: Wer den Kunden mit seinem Stromfahrzeug nicht auch emotional abholt, gewinnt ihn nicht.

Die meisten Neuwagen bleiben Verbrenner

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Dabei muss der E-Anteil, zurzeit in Deutschland beim Neuwagenverkauf bei mageren drei Prozent, sich bis 2030 verzehnfachen. Sonst sind die scharfen vorgegebenen EU-Grenzwerte für den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) nicht zu erreichen. Zipse hatte zuvor im Interview mit dieser Zeitung betont, BMW bekenne sich zu den verschärften Werten aus Brüssel. Andersherum: Bis Ende des Jahrzehnts werden laut Zipse etwa Zweidrittel aller Neuwagen noch einen Verbrenner unter der Motorhaube haben – ob man das will oder nicht.

Die Klimabilanz von Elektroautos ist keineswegs so rein wie diese Ladesäule Glauben machen will. Auch bei der Herstellung der Batterien und in der Stromerzeugung werden noch große Mengen an Treibhausgasen freigesetzt.
Die Klimabilanz von Elektroautos ist keineswegs so rein wie diese Ladesäule Glauben machen will. Auch bei der Herstellung der Batterien und in der Stromerzeugung werden noch große Mengen an Treibhausgasen freigesetzt. © dpa | Julian Stratenschulte

Längst ist abseits des Kilowattstunden-Verbrauchs pro 100 Kilometer die Umweltgesamtbilanz von Elektroautos ein Thema. Reine Batterieautos mit Hunderten von Kilogramm wiegenden Akkus müssen über Hunderttausend Kilometer fahren, um ihren Startnachteil durch die nur energieintensiv herzustellenden Stromspeicher auszugleichen. Zipse verspricht, dass Problem gelöst zu haben. Über den gesamten Lebenszyklus inklusive Produktion sollen neue Elektroautos von BMW ein Viertel weniger CO2 ausstoßen als Verbrenner, bei Betrieb mit Ökostrom sogar die Hälfte.

Daimler verspricht klimaneutrale Batteriezellen

Mit ganz ähnlichen Öko-Zahlen operierte Markus Schäfer, Entwicklungschef bei Daimler. Bis 2039 würden alle Neufahrzeuge vom Smart bis zum Sattelschlepper CO-neutral sein. Batteriezellen entstünden bald in Bitterfeld ebenso ohne Treibhausgasemissionen.

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Ein Heimspiel war der Auftritt in Bochum für Schäfer nicht, denn der Konzern musste am Vortag desaströse Gewinnzahlen veröffentlichen. Ein Grund ist der planlose Technikmix bei Mercedes. So verwunderte es nicht, dass Schäfer weniger Plattformen und Antriebsversionen ankündigte, die dank digitaler Technik viel schneller entwickelt werden können.

Und: „Der Kampf um die Displays und Rechner im Auto hat begonnen,“ sagte Schäfer und stellte die Frage für die deutschen Autobauer in den Raum: Werden wir den Kampf gewinnen, was der Kunde zu sehen bekommt? Gemeint ist: Den Kampf um die gewinnbringende Aufmerksamkeit des Konsumenten im Auto – egal, ob mit oder ohne Stromanschluss. Vielleicht ein Thema für das 21. Car Symposium, wo auch immer.