Essen/Cannes. . Fünf Revier-Oberbürgermeister werben auf der Immobilienmesse Mipim in Cannes gemeinsam um internationale Investoren.
Stahlblauer Himmel, Sonne und im Hintergrund das tosende Meer – die Szenerie für die weltgrößte Immobilien-Messe Mipim in Cannes an der Cote d’Azur könnte nicht besser sein. Hier tummeln sich in diesen Tagen mehr als 5400 Investoren. Mittendrin fünf Oberbürgermeister aus dem Ruhrgebiet. Eine Premiere – am gemeinsamen Stand der Metropole Ruhr werben sie für Bauprojekte, die auch ausländisches Kapital ins Revier spülen sollen.
Auf 3,5 Milliarden Euro beziffert Rasmus C. Beck, Geschäftsführer der Business Metropole Ruhr, das Investitionsvolumen, das die in Cannes vertretenen Ruhrgebietsstädte heben wollen. „Wir sind in der Lage, unsere Erfolgsgeschichte fortzuschreiben“, sagt Beck. „Wir sind bei Investoren endgültig aus dem Schatten des Rheinlands getreten.“
Das ist auch der Eindruck der Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD, Bochum), Ullrich Sierau (SPD, Dortmund), Sören Link (SPD, Duisburg), Thomas Kufen (CDU, Essen) und Frank Dudda (SPD, Herne). Oberhausen ist durch seinen Wirtschaftsförderer Frank Lichtenheld in Cannes vertreten. „Die Messe zeigt, dass deutsche und internationale Investoren die Region anders wahrnehmen“, sagt Sören Link im Gespräch mit unserer Redaktion. „Nach Jahren des Strukturwandels, der lange als Niedergang empfunden wurde, ist jetzt ein Wandel ans Licht getreten, der zeigt, welche Potenziale die Region hat“, so der Duisburger OB.
Sören Link: „Die Zukunft gehört den Mutigen“
Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz am Mittwoch in Südfrankreich berichten die Stadtoberhäupter vom großen Interesse potenzieller Investoren, das sie in zahlreichen Gesprächen spürten. „Wir sind auf dem richtigen Weg. Die Zukunft gehört den Mutigen“, meint Link. Mit dem demonstrativen Schulterschluss setze das Ruhrgebiet Akzente. „Wir sind starke und selbstbewusste Städte, aber keine Stadt wäre in der Lage, so aufzutreten wie wir gemeinsam.“
Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen ist davon überzeugt, dass vom gemeinsamen Auftritt des Ruhrgebiets in Cannes Signalwirkung ausgehe: „Wir können hier Wandlungsfähigkeit und die Zukunftszugewandheit der Städte verdeutlichen. Diese Wandlungsfähigkeit kann auch Vorbild für andere Städte in Europa und in der Welt sein“, sagt er.
3000 Wohneinheiten an der Wedau in Duisburg
Es sind Leuchttürme, mit denen das Revier an der Cote d’Azur aufwartet. Duisburg plant auf 60 Hektar einen ganz neuen Stadtteil an der Regattabahn. „6-Seen-Wedau“ liegt gleich am gleichnamigen Freizeit- und Sportpark ganz in der Nähe zur Universität und zur Innenstadt. Mehr als 3000 Wohneinheiten, ein Nahversorgungszentrum und ein Gewerbegebiet sollen hier entstehen.
1700 Hektar groß soll die „Freiheit Emscher“ werden. Die Bergbau-Brache wollen die Nachbarn Essen und Bottrop gemeinsam mit der RAG Montan Immobilien zu einem Zentrum für Wohnen und Gewerbe entwickeln. Schrittweise sollen 150 Hektar, die früher einmal der Bergbau nutzte, saniert werden und damit dringend benötigten Platz für gewerbliche und industrielle Unternehmen schaffen. Auf 70 Hektar zwischen Emscher und Rhein-Herne-Kanal sind eine Uferpromenade, Freizeit und Gastronomie vorgesehen.
Bochum verdoppelt Arbeitsplätze auf Opel-Areal
Das längst stillgelegte Bergwerk General Blumenthal 11 will Herne revitalisieren und mitten in der Stadt bis zu 15 Hektar neue Gewerbeflächen schaffen. Oberhausen präsentiert in Cannes freie Flächen in der Neuen Mitte – mit dem Centro eines der größten Einkaufs- und Entertainmentzentren Europas, das jährlich 23 Millionen Besucher und Touristen anzieht. Dortmund geht „nordwärts“. So heißt auch das auf zehn Jahre angelegte Projekt, das Wohn-, Arbeits- und Gewerbestandorte in den nördlichen Stadtteilen schaffen soll.
Am weitesten gediehen ist Mark 51/7, das Areal in Bochum, auf dem Opel bis Ende 2014 Autos baute. Mit 45,5 Hektar ist es die größte innerstädtische Vermarktungsfläche im Ruhrgebiet. Bis zum Jahr 2025, rechnet die Entwicklungsgesellschaft Bochum Perspektive 2022, sollen hier 6000 Arbeitsplätze entstehen – doppelt so viele wie zuletzt bei Opel. Der Logistikriese DHL ist schon da, die Dekra, die Bosch-Tochter Escrypt, das Immobilienunternehmen Harpen und einige andere haben Grundstücke erworben.