Berlin. . Die Stiftung Warentest leidet unter den niedrigen Zinsen am Geldmarkt. Unter anderem deshalb hat die Stiftung 2012 erstmals rote Zahlen geschrieben. Um mehr Erlöse zu erzielen, sollen Unternehmen künftig deutlich mehr Geld dafür zahlen, wenn sie mit Testergebnissen werben.

Die Stiftung Warentest hat 2012 erstmals in ihrer Geschichte Verlust gemacht. Der Grund für das Minus von 1,2 Millionen Euro seien die niedrigen Zinsen auf das Stiftungskapital, teilte die Organisation am Mittwoch in Berlin mit. Höhere Zuwendungen des Bundes lassen Stiftungsvorstand Hubertus Primus für das laufende Jahr mit einem deutlich besseren Ergebnis rechnen. "Wir müssen keine Mitarbeiter entlassen und werden auch nicht bei der Testarbeit sparen", sicherte Primus zu.

Erstmals will die Stiftung nun auch Lizenzgebühren von den Unternehmen verlangen, die mit Testergebnissen für ihre Produkte werben. 7000 bis 15 000 Euro soll das für ein Jahr kosten. Bislang fiel nur eine Bearbeitungsgebühr von 500 Euro an.

Die Unabhängigkeit der Stiftung bleibe gewahrt, betonte Primus. Das Lizenzsystem solle vor allem Missbrauch verhindern, etwa dass Unternehmen noch mit guten Ergebnissen werben, wenn sie das Produkt längst verändert haben. Primus sagte aber auch: "Wenn am Ende etwas für uns übrig bleibt, freuen wir uns." Knapp eine Million Euro zusätzlicher Einnahmen hält er für wahrscheinlich, auch zwei Millionen Euro seien möglich.

Bundesverbraucherministerium überweist Stiftung Warentest in diesem Jahr mehr Geld

Der Umsatz der Stiftung mit 316 Beschäftigten lag 2012 nahezu unverändert bei knapp 40 Millionen Euro. Stark zulegen konnte weiterhin das Geschäft mit Testergebnissen im Internet. Die Jahres-Onlineabonnements entwickeln sich demnach zum Verkaufsschlager. Hingegen ging die durchschnittlich verkaufte Auflage der "Test"-Hefte von 477.000 auf 462.000 zurück, wie Primus mitteilte. Bei "Finanztest" sank die verkaufte Auflage von 238.000 auf 234.000 Exemplare. Die Zeitschriften tragen aber noch knapp drei Viertel zu den Erlösen bei.

Einnahmen durch Werbeanzeigen sind per Satzung untersagt, das soll die Unabhängigkeit wahren. Dafür erhielt die Stiftung 2012 einen staatlichen Ausgleich von 3,5 Millionen Euro. Von diesem Jahr an überweist das Bundesverbraucherschutzministerium zusätzlich 1,5 Millionen Euro, damit die Stiftung auch Finanzprodukte testet.

Nach Ansicht der Verbraucherschützer helfen die neuen Produktinformationsblätter für geschlossene Fonds und Genussrechte den Kunden nicht weiter. Das Gesetz sei nur unzureichend in die Praxis umgesetzt und die Anleger würden durch das Blatt oft kaum schlauer, sagte Stiftungsvorstand Primus. Genaue Testergebnisse wollen die Warentester in der nächsten Woche vorlegen. Später nehmen sie die sogenannten Beipackzettel bei Sparanlagen unter die Lupe. Die Informationsblätter erklären die Funktionsweise, Risiken und Kosten von Finanzprodukten. (dpa/afp)