Berlin. Die Deutschen sind 2012 weniger spendenfreundlich als im Vorjahr. Hinter dem Rückgang steckt laut Gertrud Bohrer von der Gesellschaft für Konsumforschung jedoch eine positive Nachricht. Am meisten spenden die über 70-Jährigen mit einem Anteil von 40 Prozent am Gesamtvolumen.

Die Deutschen sind dieses Jahr weniger spendenfreudig als 2011. Von Januar bis September wurden rund 2,5 Milliarden Euro privat gespendet, im Vorjahreszeitraum waren es 5,5 Prozent mehr, wie Gertrud Bohrer von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) am Donnerstag in Berlin sagte. Hinter dem Rückgang steckt aber eine positive Nachricht: 2012 habe es weltweit noch keine größeren Katastrophen gegeben wie etwa Erdbeben oder Tsunamis, die zu einer starken Spendenbereitschaft geführt hätten, fügte Bohrer hinzu.

Am meisten Geld wird für humanitäre Hilfe gespendet

Der Deutsche Spendenrat, der die GfK-Analyse in Auftrag gab, geht auch für das Gesamtjahr 2012 von einem rückläufigen Spendenvolumen aus. Der Monat Dezember sei zwar der wichtigste Spendenmonat des Jahres, dennoch werde bei einer optimistischen Schätzung insgesamt ein Minus von 4,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erwartet. Gerechnet wird mit einem Gesamtspendenvolumen von rund vier Milliarden Euro für dieses Jahr.

Mit 74 Prozent fließt das meiste Geld in die humanitäre Hilfe. Auch die Kultur- und Denkmalpflege sowie der Tier- und Umweltschutz liegt den Deutschen am Herzen.

Über 70-Jährige spenden besonders viel

Die Zahl der Spender lag laut GfK in den ersten neun Monaten des Jahres bei 17,3 Millionen Euro. Obwohl in diesem Jahr bislang weniger gespendet wurde, ist der Trend zum mehrmaligen Spenden ungebrochen: Während 2005 jeder Spender im Schnitt zwei Mal spendete, lag der Wert in diesem Jahr bei 4,5 Mal. Im Mittel würden 26 Euro gespendet.

Besonders stark ist laut GfK die Spendenbereitschaft bei den über 70-Jährigen. Fast 40 Prozent des diesjährigen bisherigen Spendenaufkommens stamme aus dieser Altersklasse. Die unter 50-Jährigen hingegen spendeten nur 23,1 Prozent und somit weit weniger als es ihrem Anteil in der Bevölkerung entspricht. Die unter 50-Jährigen spendeten aber besonders stark, wenn es zu Naturkatastrophen oder plötzlichen Hungersnöten kommt.

Die GfK führte für ihre Untersuchung repräsentative Stichproben bei 10.000 Personen ab 10 Jahren durch. Die Analyse umfasst Spenden deutscher Privatpersonen an gemeinnützige Organisationen, Hilfs- und Wohltätigkeitsorganisationen sowie Kirchen. (dapd)

Richtig spenden in der Vorweihnachtszeit

Wenn die Vorweihnachtszeit beginnt, geht auch die Zeit der Spendensammler los. Welche der insgesamt rund 20.000 Organisationen seriös mit den Spendengeldern der Deutschen in Höhe von bis zu fünf Milliarden Euro jährlich umgeht, ist aber nicht immer leicht zu entscheiden. Laut einer Untersuchung für die Zeitschrift "Capital" arbeitet nur die Hälfte der größten Organisationen völlig transparent.

Seriöse Organisationen wählen:

Orientierung, welche Organisationen verantwortungsvoll mit Spenden umgehen, gibt das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI), das rund 260 Organisationen ein Spendensiegel verliehen hat. Hilfreich ist auch die Liste der Organisationen, die jedes Jahr mit dem "Transparenzpreis" ausgezeichnet werden. Dieser Preis wurde vor einigen Jahren von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) ins Leben gerufen. Die diesjährige Preisverleihung findet am 28. November statt.

Haustürspenden und Sammelbüchse:

Bei Spenden an der Haustür oder auf der Straße ist Vorsicht angebracht. Verbraucher sollten sich den Sammelausweis zeigen lassen und darauf achten, dass die Spendenbüchse verplombt ist. Seriöse Sammler lassen dem Spender Zeit und haben Informationsmaterial und ein Überweisungsformular parat. Auf gar keinen Fall sollten Spender ihre Adress- und Bankdaten am Telefon herausgeben. Wer sich genötigt, überredet oder unter Druck gesetzt fühlt, sollte ablehnen. Skeptisch sollten Verbraucher auch bei Mitleid heischender Werbung sein. Das DZI stuft solche Werbung als unseriös ein.

Gezielt spenden:

Wer für ein bestimmtes Projekt spenden will, muss auf dem Überweisungsträger das entsprechende Stichwort vermerken. Die Organisation darf das Geld dann nur dafür verwenden. Verbraucherschützer raten jedoch, auf das Stichwort zu verzichten, damit das Geld dort eingesetzt werden kann, wo es am dringendsten gebraucht wird, auch wenn gerade keine Fernsehkameras vor Ort sind. Spenden sollten nicht gestreut, sondern lieber an eine oder wenige Organisationen überwiesen werden, um Kosten für den Verwaltungsaufwand gering zu halten.

Steuern:

Spenden sind bis zu 20 Prozent der gesamten Einkünfte als Sonderausgaben steuerlich absetzbar. Für den Nachweis ist der Einzahlungs- oder Buchungsbeleg der Bank zusammen mit einer Spendenbescheinigung des Empfängers notwendig, die unter anderem die Gemeinnützigkeit der Organisation nachweist. Für Spenden unter 200 Euro reichen auch Nachweise, die weniger Angaben über den Empfänger enthalten als die Spendenbescheinigung. Auf Wunsch stellen die meisten Organisationen aber auch für Kleinspenden eine Bescheinigung aus.

Widerrufsrecht:

Spendenwillige sollten sich nicht leichtfertig durch Unterschrift zur Zahlung eines monatlichen Förderbeitrags verpflichten. Ein generelles gesetzliches Widerrufsrecht besteht nämlich nicht. (afp)