Duisburg. .

Das letzte Quartal des Jahres ist angebrochen und viele sozial engagierte Vereine und Verbände setzen traditionell in der Zeit bis Weihnachten auf Spenden. Manchmal sind es auch „Brandbriefe“, die verschickt werden, weil Fördermittel ausbleiben oder die Zahl der spendenwilligen Vereinsmitglieder oder Förderer zurückgeht. So geht es im Moment dem Verein „Wildwasser“, der sich der Beratung und Information für Mädchen und Frauen zu sexueller Gewalt verschrieben hat und bereits seit 20 Jahren in Duisburg aktiv ist.

30.000 Euro muss der Verein jährlich an Spenden sammeln, um die wichtige Arbeit fortsetzen zu können. 60.000 Euro zahlt die Stadt jährlich als Zuschuss. Doch nach einem guten Jahr ging 2012 das Spendenaufkommen zurück. Hinzu kommt, dass staatliche Zuschüsse meist nicht dann gezahlt werden, wenn sie gebraucht werden, Vereine und Verbände also an die Rücklagen müssen.

Neben „Brandbrief“ und weiteren Maßnahmen will der Verein nun auch einen „Fundraising-Sektor“ aufbauen. Beate Haverkamp und Wiebke Doktor, Geschäftsführerinnen von „fundamente“ kennen sich da aus: Rechnerisch können sie auf 30 Jahre Erfahrung in diesem Bereich zurückblicken. Unter anderem konzipierten sie das „Entenrennen“ im Innenhafen zugunsten des Vereins für Körper- und Mehrfachbehinderte.

Weitere Säule aufbauen

„Ohne sich eine weitere Säule aufzubauen, werden viele gemeinnützige Verbände oder Vereine zunehmend in Schwierigkeiten geraten“, prophezeit Wiebke Doktor. Nach altem Muster hätten früher Regelfinanzierung durch Bund, Land, Kommune oder Kirche zusammen mit Fördermitteln, Mitgliedsbeiträgen und Ehrenamtlern gereicht. „Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass derzeit bis zu 30 % dieser Mittel wegbrechen.“ Die logische Schlussfolgerung müsse deshalb heißen: „Man darf nicht mehr mit unerwarteten Mitteln – wie Erbschaft oder größere Spende – rechnen, sondern mit erwarteten. Nicht Zufall, sondern Planung sind wichtig.“ Die Devise müsse zudem lauten „Fundraising geht nicht wieder weg.“ Dabei müssen die Konzepte maßgeschneidert werden:

„Es gibt zwar ein Schnittmuster, aber jeder Anzug sieht anders aus“, beschreibt es Beate Haverkamp. Um mit Mitgliedern und Spendern richtig umzugehen, müsse man wissen, was diese eigentlich wünschen: „Sektempfang oder detaillierte Informationen über das, was man eigentlich macht? Beides kann richtig sein.“ Beate Haverkamp und Wiebke Doktor mahnen, das Versenden von „Brandbriefen“ nur ein oder zweimal zu machen: „Man darf die Spender nicht überstrapazieren. Denn sie werden sich fragen, warum man das denn nicht hinkriegt.“

Das Fundraising muss von allen Beteiligen getragen werden

Fundraising setzt auf eine langfristige Bindung der Spender und Sponsoren. „Es ist außerdem wichtig, dass Fundraising von allen Beteiligten getragen wird“, erklärt Beate Haverkamp. Es reiche nicht, eine Stelle zu schaffen und zu sagen: „Du machst jetzt Fundraising.“ Das sei dann vergleichbar mit einem Dirigenten, dem man kein Orchester gibt und man sich hinterher wundere, wo die Musik bleibt.

Und: Fundraising funktioniert nicht ohne den Einsatz von Finanzmitteln. „Aber die Investition macht sich bezahlt. Manchmal muss man dann eben 50 Prozent des Spendenerlöses einsetzen, um eine Wirkung zu erzielen.“ Man müsse es sich vorstellen wie ein Unternehmen, das einen neuen Geschäftszweig aufbaut. Letztlich sei Geduld gefragt: Bis zu vier Jahren könne es dauern, bis sich die Erfolge zeigen. Dass sie kommen, sei eine Erfahrung, die sie bislang immer gemacht hätten, so Beate Haverkamp.