Stuttgart. . In der Autobranche schüttelte man am Donnerstag ungläubig den Kopf. Ausgerechnet der Finanzchef der VW-Renditeperle Porsche kündigte an, zugunsten höherer Produktivität “alles auf den Prüfstand“ zu stellen. Die Retourkutsche des streitbaren Betriebsratschefs kam prompt.
Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück hat den Sparüberlegungen von Finanzchef Lutz Meschke eine Absage erteilt. "Die Steinkühlerpause bleibt. Da gibt es nichts zu verhandeln", sagte Hück am Donnerstag. Die Auszeit erlaubt Bandarbeitern in Baden-Württemberg, pro Stunde eine Pause von fünf Minuten zu nehmen. "Jetzt steige ich in den Ring, um das Soziale zu verteidigen", kündigte Hück an. Nicht einmal während der schlimmsten Krise in den Jahren 1992 bis 1994 habe jemand die nach dem Gewerkschafter Franz Steinkühler benannten Erholzeiten infrage gestellt, sie seien Teil gültiger Tarifverträge.
Finanzchef Meschke hatte zuvor im "Handelsblatt" angekündigt, der Sportwagenbauer müsse jedes Jahr um sechs Prozent produktiver werden. Tabus dürfe es dabei keine geben. "Alles muss auf den Prüfstand - auch die Steinkühler-Pause."
Porsche ist hoch profitabel
Die VW-Tochter ist einer der profitabelsten Autohersteller weltweit und einer der Gewinntreiber des Volkswagen-Konzerns. Im ersten Halbjahr lag die Umsatzrendite, der Anteil vom Gewinn am Umsatz, bei 17 Prozent. Dabei hatte Porsche seine Erlöse um 16,2 Prozent gesteigert. Zahlen von denen nicht nur die Konzernmutter Volkswagen, sondern auch andere Autohersteller, die ihre Sparbemühungen verstärken, nur träumen können.
Angedeutet wurden Veränderungen bei Porsche bereits Mitte Juli. Damals hieß es, in einem "Standortpaket 2020" werde auch über Pausenzeiten gesprochen. Allerdings sollen die Verhandlungen dazu erst im Herbst starten. Bei der IG Metall in Porsches Heimatland Baden-Württemberg war nun die Rede von "abenteuerlichen Vorschlägen zur Kostenersparnis und Effizienzsteigerung", obwohl die Beschäftigten zuletzt zu massiven Produktivitätssteigerungen beigetragen hätten.
Bei Porsche selbst hatte der Betriebsrat zuletzt noch im engen Schulterschluss mit Personalvorstand Thomas Edig Auszeiten beispielsweise zur Pflege von Angehörigen angekündigt. Nun werden andere Töne angeschlagen: "Alles muss auf den Prüfstand. Vor allem Vorstände, die die Steinkühlerpause angreifen", sagte Hück. (dpa)