Wolfsburg. Europas größter Autokonzern Volkswagen will die Ertragskrise seiner Kernmarke mit milliardenschweren Sparanstrengungen stoppen. Im ersten Halbjahr sank das Ergebnis der Marke VW-Pkw vor Zinsen und Steuern (Ebit) um rund ein Drittel auf eine Milliarde Euro.
VW steuert nun gegen und will bis 2017 fünf Milliarden Euro sparen. Der Vorstand mahnte eindringlich zur Kostendisziplin, um die zentralen 2018-Ziele zu halten. Bis dann will VW am Weltmarktführer Toyota vorbeigezogen sein.
Vorgabe für die schwächelnde Marke bleibe eine Rendite aus dem laufenden Geschäft von mindestens sechs Prozent, teilte VW am Donnerstag mit seiner Halbjahresbilanz in Wolfsburg mit. Aktuell liegt das Verhältnis von Gewinn zu Umsatz nur bei zwei Prozent.
Mit der Ankündigung des "Effizienzprogramms" machte der Konzern Pläne offiziell, die VW-Chef Martin Winterkorn Mitte Juli intern vor Managern angekündigt hatte. Finanzchef Hans Dieter Pötsch bestätigte die fünf Milliarden Euro nun. Die Kernmarke mit Modellen wie dem Golf steht für rund die Hälfte des Umsatzes und ist die Keimzelle des Konzerns.
Audi und Porsche retten den Konzerngewinn
Zu den möglichen Sparchancen ließ Winterkorn erklären: "Unser Konzern ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Das bietet uns über alle Marken hinweg viele Möglichkeiten, effizienter zu werden und Synergien zu heben - dieses Potenzial werden wir nun vordringlich ausschöpfen." Pötsch mahnte zu "strikter Kosten- und Investitionsdisziplin". Die wirtschaftliche Großwetterlage sei "so volatil und fragmentiert wie selten zuvor - von den Wechselkursen bis zu den Rückgängen in Schwellenländern".
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Während die Kernmarke weiter schwächelt, retteten die Ertragsperlen Audi und Porsche mit 2,7 Milliarden und 1,4 Milliarden Euro einmal mehr den Konzerngewinn. Sie fuhren im ersten Halbjahr zusammen viermal so viel Überschuss ein wie VW-Pkw. Insgesamt stand ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 6,2 Milliarden Euro. Das waren zwar 400 Millionen mehr als vor einem Jahr - im zweiten Quartal ging der Wert aber um drei Prozent auf 3,3 Milliarden zurück. Ein Grund war ein herber Verkaufseinbruch in Südamerika. Dort sackte der Konzernumsatz um über ein Viertel ab.
Weltweit stagnierten die Erlöse im ersten Halbjahr bei knapp 99 Milliarden Euro - und das, obwohl VW deutlich mehr Autos verkaufte als vor einem Jahr. Ungünstige Wechselkurse bremsten das Wachstum und schmälerten in den ersten sechs Monaten auch den operativen Gewinn um rund 800 Millionen Euro. Dabei versuchte Volkswagen schon, diesen Effekt durch höhere Preise zu kontern. Zudem belasteten Vorleistungen für Neuentwicklungen und höhere Vertriebskosten das Ergebnis. Positiv steuerten sinkende Materialkosten und ein günstigerer Modellmix im Verkauf gegen.
China lässt die Kassen klingeln
Dazu lässt der weltgrößte Markt China weiter die Kassen klingeln: Der Ebit-Gewinn aus den dortigen Gemeinschaftsunternehmen stieg um zehn Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. Der Konzern weist sie getrennt vom übrigen Geschäft aus. Unter dem Strich lag der Nettogewinn deswegen mit 5,6 Milliarden Euro 15 Prozent höher als im ersten Halbjahr 2013. Weltweit beschäftigt der VW-Konzern inzwischen zum Stichtag 30. Juni rund 576 000 Mitarbeiter.
Für den weltweit zweitgrößten Markt USA sind die Aussichten dagegen weniger rosig: Vertriebschef Christian Klingler räumte ein, dass die Kernmarke dort kein größeres Wachstum verzeichnen werde, bevor neue Modelle in den Markt kämen. Ab 2016 will VW mit dem SUV-Modell Crossblue neue Kunden finden. (dpa)