Unterföhring. Sky erhöht die Kneipen-Preise — und zwar massiv: Wirte müssen ab September für ein Sport-Abo knapp 50 Prozent mehr hinlegen. Das ist die zweite dicke Erhöhung binnen eines Jahres. Jetzt müssen viele Gastronomen rechnen, ob sich Fußball überhaupt noch lohnt.

Sky dreht massiv an der Preisschraube: Ab September kostet ein Sky-Sportabo für Gastronomen fast 50 Prozent mehr. Dabei hatte der Bezahlsender schon vor einem Jahr den Abopreis mächtig angezogen, und schon damals sagten viele Wirte "Adieu".

Sky Deutschland begründet die Steigerung mit "veränderten Lizenzkosten für Programminhalte und sonstigen Kosten". Im gleichen Atemzug weist der Sender auf seiner Homepage auf die Strafen hin, die die illegale Ausstrahlung nach sich ziehen kann: bis zu fünf Jahre Haft und 10.000 Schadenersatz.

Christian Krause, Wirt des "Früher oder Später" in Essen, hat sein Abo gerade gekündigt. Aber das soll keine Dauerlösung sein, sagt er: "Wir wollen eine bessere Verhandlungsbasis schaffen. Wer gut verhandelt, schlägt vielleicht zwei Freimonate raus." So wie er hätten es auch andere Wirte in Essen gemacht. "Was anderes können wir ja nicht tun."

"Bei der nächsten Preiserhöhung bin ich weg"

Am Ende weiß aber auch Krause: Lange lohnt sich der Mehrverdienst durch Fußball nicht mehr. "Diese Preiserhöhung mache ich noch mit, aber bei der nächsten bin ich weg", sagt er. 2012 hatte sich Krause mit seiner Kneipe einen Lebenstraum erfüllt — und seitdem ist der Abopreis von 260 auf 650 Euro gestiegen.

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"Der Unmut der Wirte ist extrem groß", weiß Thorsten Hellwig, NRW-Sprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga. Und das sei nachvollziehbar: Wenn ein Gastronom statt 400 plötzlich 600 Euro zahlen müsse, dann dürfe man auch mal murren. Vor allem bei zwei deftigen Steigerungen hintereinander.

Hellwig selbst hat schon von mehreren Wirten gehört, die komplett gekündigt haben. "Die Gastronomen müssen eine betriebswirtschaftliche Entscheidung treffen, und für viele rechnet es sich eben nicht mehr."

Mehr Bier verkaufen — oder den Preis erhöhen

Ein Online-Rechner der Dehoga hilft Wirten bei der Entscheidung. Gastronomen können Bierpreis, Abopreis, Gästezahl und andere Faktoren in Relation setzen. Wieviel Bier mehr muss der Wirt verkaufen, um die Preiserhöhung rauszuholen? Um wieviel Cent muss er den Bierpreis anheben, damit es sich wieder lohnt? Außerdem bietet der Dehoga einen Sky-Rabatt an, der schon bei der letzten saftigen Erhöhung mit Sky ausgehandelt worden war.

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Davon hat "Früher oder Später"-Wirt Krause aber nichts. Er ist kein Dehoga-Mitglied, und der Rabatt geht ihm ohnehin nicht weit genug. Andere Verbände hätte viel besser mit Sky verhandelt. Der Bundesverband der Bowlingbahnbetreiber zum Beispiel: "Die zahlen unabhängig von der Größe pauschal 349 Euro", meint der Kneipier.

Preis berechnet sich nach Größe und Postleitzahl

Die Preisgestaltung von Sky ist kompliziert. Seit der letzten Erhöhung zum 1. September 2013 berechnet sich der Abo-Preis aus vier Faktoren — Quadratmeter, Bevölkerungsdichte, Kaufkraft und Sportaffinität der Region. Klar, dass dadurch vor allem die Sky-Preise im Ruhrgebiet gestiegen sind, und dort besonders in Städten mit Bundesliga-Vereinen.