Peking. Chinas Smartphone-Hersteller Xiaomi geht in die Offensive. Mit einem neuen Smartphone und einem Fitness-Armband zu Kampfpreisen will Xiao-Chef Lei Jun Märkte erobern. Das Smartphone Mi4 hat einen Metallrahmen und ähnelt damit vom Aussehen her Apples iPhone. In China hat es bereits viele Fans.
Der chinesische Smartphone-Aufsteiger Xiaomi greift die Konkurrenz mit einem neuen Spitzenmodell und einem außergewöhnlich günstigen Fitness-Armband an. Das am Dienstag vorgestellte Flaggschiff-Smartphone Mi4 hat erstmals einen Metallrahmen und ähnelt damit vom Aussehen her Apples iPhone 5. "Wir müssen uns nicht verstecken", sagte Firmengründer Lei Jun am Dienstag bei der Vorstellung in Peking.
Das vier Jahre alte Unternehmen versucht, mit hochwertiger Hardware zu Kampfpreisen Rivalen wie Samsung und Apple Marktanteile in Asien abzujagen. Mit 16 Gigabyte Speicherplatz soll das Mi4 in China bereits ab 1999 Yuan (239 Euro) erhältlich sein. Die Version mit 64 Gigabyte kostet 2499 Yuan (299 Euro). In dem Gerät stecken ein leistungsfähiger Quad-Core-Prozessor mit einer Taktfrequenz von 2,5 GHz und drei Gigabyte Arbeitsspeicher. "Zusammen mit unserer Software ist es das schnellste Smartphone der Welt", behauptete Lei Jun.
Fitnessband soll "Markt umkrempeln"
Mit einem nur 79 Yuan (rund 9,50 Euro) teuren Gerät will Xiaomi ins Geschäft mit Fitness-Armbändern vorstoßen. "Wir werden den Markt mit dem Preis umkrempeln", verkündete Lei Jun. Das Gerät soll diverse Gesundheitsdaten sammeln und gleichzeitig als Wecker funktionieren. Der Akku des Bandes halte 30 Tage, und das Gerät sei komplett wasserdicht, sagte Lei Jun. Bisher kosten viele Fitness-Bänder rund 100 Euro. Lei Jun nannte kein Datum, ab dem das Band verkauft werden soll.
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Die Firma Xiaomi, deren Name übersetzt Hirse bedeutet, setzt bei seinen Smartphones auf Googles Betriebssystem Android. Auf dessen Basis hat das Unternehmen eine eigene Oberfläche für seine Geräte mit dem Namen Miui entwickelt. Im Gegensatz zu internationalen Android-Geräten sind auf den Smartphones mit Miui in China keine Google-Programme installiert.
Zensur in China bremst viel aus
Das Unternehmen begründet den Schritt damit, dass Google-Dienstleistungen in China kaum nutzbar sind. Die Zensurstellen bremsen etwa die Suche von Google, den E-Mail-Dienst und das Kartenprogramm gezielt aus - oder blockieren die Seiten komplett. In Chinas stark zensiertem Internet sind zudem Plattformen wie Facebook, Twitter und YouTube gesperrt. Auf außerhalb Chinas verkauften Xiaomi-Geräten sollen jedoch auch Programme von Google verfügbar sein.
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Die Miui-Plattform soll nach einer Ankündigung von Lei Jun bald um zahlreiche Funktionen erweitert werden. Xiaomi legt derzeit eine riesige Datenbank von Telefonnummern in China an. Damit sollen Nutzer der Smartphones gezielt gewarnt werden, wenn sie von Werbefirmen oder möglichen Betrügern angerufen werden. Gleichzeitig richtet Xiaomi einen Dienst für Postunternehmen ein, mit dem ein Foto und eine Beschreibung des Postboten beim Anruf auf Xiaomi-Handys der Kunden auftauchen, wenn er ihnen ein Paket zustellen möchte.
Warteschleifen am Telefon überflüssig machen
Gleichzeitig will Xiaomi mit der neuen Miui-Version Sprachansagen und Warteschleifen am Telefon überflüssig machen. "Das treibt mich jedes Mal zur Weißglut. Deshalb haben wir uns etwas einfallen lassen", sagte Lei Jun. Unternehmen können ihre Sprachcomputer von einer neuen Xiaomi-Plattform ersetzen lassen. Ruft ein Xiaomi-Nutzer bei einer registrierten Telefonnummer an, kann dann ein Auswahlmenü aus Schriftzeichen auf dem Handy erscheinen, anstatt dass er sich alle Programmpunkte von einer Computerstimme vorlesen lassen muss. Restaurants sollen darüber sogar ganze Menükarten mit Bildern für telefonische Bestellungen anbieten können.
Xiaomi treibt von China aus mit großen Schritten seine internationale Expansion voran. Im vergangenen Jahr lockte Xiaomi den ranghohen Google-Manager Hugo Barra an, der für die Android-Produktentwicklung zuständig war. Er leitet die Ausweitung des Geschäftes auf weitere Länder. Alleine für dieses Jahr hat sich Xiaomi vorgenommen, in zehn weiteren Ländern seine Produkte anzubieten, wie in Indien, Brasilien, Russland und der Türkei. Xiaomi hat bislang keine Pläne bekanntgegeben, nach Deutschland zu expandieren. (dpa)