Bochum. . Der Volkswagen-Konzern übernimmt das europäische Forschungs- und Entwicklungszentrum von Blackberry in Bochum. Für seine Aktivitäten im Ruhrgebiet gründet der Wolfsburger Konzern eigens die Volkswagen Infotainment GmbH. Die Firma hat eine wichtige strategische Bedeutung für VW.
Opel will zwar ab dem nächsten Jahr keine Fahrzeuge mehr in Bochum bauen, doch Pläne für das Auto der Zukunft könnten dennoch aus der Stadt kommen. Der Volkswagen-Konzern, immerhin Europas größter Autobauer, übernimmt das europäische Forschungs- und Entwicklungszentrum von Blackberry in Bochum. Damit bekommen etwa 200 Mitarbeiter, die bisher für den krisengeplagten kanadischen Handyhersteller gearbeitet haben, eine neue Perspektive.
Blackberry hatte das Entwicklungszentrum nach dem Rückzug von Nokia in Bochum aufgebaut und zwischenzeitlich rund 300 Mitarbeiter im Ruhrgebiet beschäftigt. Neben der Nähe zu den Kunden Vodafone, E-Plus und Telekom hatte Blackberry die Ansiedlung auch mit der Elektrotechnik-Kompetenz an der Ruhr-Universität begründet. Im Oktober 2009 präsentierte der Konzern sein erstes Blackberry-Handy aus Bochum.
Nun setzt VW auf den Standort. „Die Vernetzung wird das Auto der Zukunft entscheidend prägen“, sagt Heinz-Jakob Neußer, der Entwicklungschef der Marke Volkswagen. Dabei gehe es nicht nur um MP3-Player oder Smartphones. In näherer Zukunft werde sich auch die Kommunikation des Autos mit dem eigenen Zuhause, dem Büro oder Tankstellen und Parkplätzen etablieren. „Die Ansprüche unserer Kunden werden sich weltweit rasant verändern“, gibt Neußer zu bedenken.
"Es geht darum, das Auto attraktiver zu machen – gerade für junge Leute"
Mit dem Wandel spielt die Software- und Internet-Branche eine immer größere Rolle in der Autoindustrie. Der Suchmaschinen-Gigant Google beispielsweise stellte unlängst ein eigenes selbstfahrendes Auto vor. Vor einigen Jahren hieß es, Volkswagen plane gemeinsam mit dem US-Konzern Apple einen „iVW“ – nach dem Vorbild von iPhone und iPod. Daraus wurde zwar nichts, aber der Blick zurück lässt erahnen, wie sehr sich das Geschäft von Pkw-Produzenten und Internet-Konzernen annähert.
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„Es geht darum, das Auto attraktiver zu machen – gerade für junge Leute“, sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut an der Uni Duisburg-Essen. Ein Wettlauf um Kompetenzen hat begonnen. Insofern sei es logisch, dass sich VW das Wissen von Blackberry in Bochum sichere, urteilt Dudenhöffer. Dass sich Volkswagen in Bochum ansiedelt, biete viel Potenzial für gute Arbeitsplätze. Schließlich steige mit VW ein sehr zuverlässiges Unternehmen ein – und nicht etwa irgendein Finanzinvestor.
Das Engagement von VW ist "eine richtig gute Nachricht"
Für seine Aktivitäten im Ruhrgebiet gründet der Wolfsburger Konzern eigens die Volkswagen Infotainment GmbH. Die Firma soll eigenständig von Bochum aus agieren, heißt es bei VW. Die Ingenieure arbeiten auf dem Gelände der Ruhr-Universität und in einem kleineren Labor im Stadtgebiet.
„Dass VW sich in Bochum engagiert, ist eine richtig gute Nachricht“, sagte NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin dieser Zeitung. „Dieser Schulterschluss der Automobilindustrie mit der Telekommunikation eröffnet der Region ganz außerordentliche Perspektiven. Nicht zuletzt das große Potenzial hoch qualifizierter Fachkräfte macht das Ruhrgebiet zu einem attraktiven Standort.“