Waterloo. Noch nicht einmal zwei Jahre stand er an der Spitze: Jetzt muss Blackberry-Chef Thorsten Heins das Unternehmen verlassen. Der kriselnde Smartphone-Pionier bleibt indes selbstständig: Ein Verkauf des kanadischen Unternehmens ist vom Tisch.
Überraschende Kehrtwende bei Blackberry: Der schwer angeschlagene Smartphone-Pionier hat seinen ursprünglich geplanten Verkauf abgesagt, Konzernchef Thorsten Heins geht. Geldgeber um die kanadische Finanzfirma Fairfax Financial wollen nun eine Milliarde Dollar in das Unternehmen stecken, es aber nicht wie geplant übernehmen. Der aus Deutschland stammende Heins wird seinen Hut nehmen, sobald das Geld eingegangen ist.
"Die heutige Ankündigung stellt ein deutliches Zeichen des Vertrauens in Blackberry dar", erklärte Noch-Verwaltungsratschefin Barbara Stymiest am Montag am Sitz in Waterloo nahe Toronto. Auch sie räumt ihren Posten. Neuer Mann an der Spitze wird der erfahrene Technologie-Manager John Chen. Er arbeitete zwischenzeitlich auch bei Siemens - von wo Blackberry einst Heins abgeworben hatte.
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Blackberry hatte sich nach hohen Verlusten selbst zum Verkauf gestellt. Fairfax Financial bekam bereits den grundsätzlichen Zuschlag für 4,7 Milliarden Dollar. Doch übers Wochenende mehrten sich die Anzeichen, dass die Finanzfirma das Geld für eine komplette Übernahme nicht zusammenbekommt. Auch die beiden Blackberry-Mitgründer Michael Lazaridis und Doug Fregin arbeiteten im Hintergrund an einem Gebot. Blackberry soll laut Medienberichten sogar beim Online-Netzwerk Facebook vorgefühlt haben.
Heins konnte den Sinkflug von Blackberry nicht stoppen
Die Aktie von Blackberry fiel am Montag vorbörslich um 19 Prozent. Das Papier hatte schon in den vergangenen Wochen unter den 9 Dollar notiert, die Fairfax pro Aktie geboten hatte.
Heins hatte im Januar 2012 die Führung von Blackberry übernommen. Trotz eines neuen Betriebssystems und neuer Smartphone-Modelle gelang es ihm nicht, den Sinkflug zu stoppen. Viele Kunden wanderten zu Apples iPhone, Android- oder Windows-Smartphones ab. Heins musste wiederholt Verluste verkünden und tausende Stellen streichen. In der aktuellen Runde sollen 40 Prozent der Belegschaft gehen. Das Blackberry-Modell Z10, das zu Jahresbeginn die Wende zum Besseren einläuten sollte, erwies sich als teurer Ladenhüter und führte zu einer Abschreibung von fast einer Milliarde Dollar. Auch das neue Z30-Modell, das bessere Testnoten als das Z10 bekam, ist bislang kein Bestseller. (dpa)