Düsseldorf. . Nordrhein-Westfalen gilt mit seinen Kohlekraftwerken als eine der größten Dreckschleudern der Bundesrepublik. Doch jetzt will sich das Land als Hochburg des Klimaschutzes darstellen. Wie das geht? Eine achtjährige Dauerausstellung mit vielen erfolgreichen Beispielen soll es zeigen.

Ausgerechnet das Bundesland mit dem größten Energieverbrauch in Deutschland, das als Herkunftsort jeder dritten Tonne des Treibhausgases CO2 jeder Umweltinitiative bis heute Kopfschmerzen bereitet, will sich als Klimaschutzregion einen Namen machen. Nordrhein-Westfalen hat am Montag die „Klima-Expo“ gestartet, eine Dauerausstellung der etwas anderen Art.

Bis 2022 sollen insgesamt 1000 Projekte, Veranstaltungen und Aktionen zu einer Kette an guten Beispielen verbunden werden. „Die Klima-Expo ist mehr als eine Messe. Wir wollen im ganzen Land zeigen, wie es geht“, sagte Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) bei der Auftaktveranstaltung in einer alten Düsseldorfer Kran-Fabrik, die heute als Loft für Kreative fungiert.

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Die „Klima-Expo“ weckt Erinnerungen an die Internationale Bauausstellung (IBA), die ganz wesentlich zur Umwandlung alter Industriebrachen im Ruhrgebiet zu einer Kulturregion mit eindrucksvollen Landmarken beigetragen hat. Das organisatorische Rückgrat der „Klima-Expo“ ist eine Geschäftsstelle in Gelsenkirchen, die sich die Landesregierung jährlich zwei Millionen Euro kosten lässt.

Vorzeigeprojekte des Klimaschutzes und ökologische Innovationen sollen Jahr für Jahr ausgezeichnet und ins „Schaufenster“ gestellt werden. „Das, was wir schon haben, ist noch nicht im allgemeinen Bewusstsein“, findet Umweltminister Johannes Remmel (Grüne).

Jedes zweite Windradgetriebe kommt aus NRW

Zu den herausragenden Projekten, die vermutlich keinen weiteren Marketing-Rahmen benötigten, gehören die „Innovation City“ in Bottrop oder die Klimakommune ­Saerbeck. Es sind die Blaupausen für den klimagerechten Umbau im großstädtischen und im ländlichen Raum. Doch Remmel sieht noch weit mehr Ausstellungswürdiges. Die Heizungspumpe mit 80 Prozent weniger Verbrauch verdiene genauso Beachtung wie der geplante Fernwärme-Verbund oder der technologische Vorsprung in der Windkraft. Schon heute kommt weltweit jedes zweite Windrad-Getriebe aus NRW. Mehr als 30 000 Arbeitsplätze stellt die Branche der erneuerbaren Energien insgesamt an Rhein und Ruhr.

NRW will Klimaschutz-Projekte auszeichnen und sichtbar machen. Auf einer Homepage (www.klimaexpo-nrw.de) können ab sofort vorbildliche Projekte zu den Themen Wandel des Energiesystems, Energiesparen, Mobilität und klimagerechte Stadtentwicklung gemeldet werden. Eine Fachjury entscheidet, welche Initiative es in die Ausstellungsreihe schafft. Die Regierung hofft auf internationale Beachtung für den Veranstaltungsreigen.

Gabriel lobt die NRW-Initiative

Zwischen 2014 und 2020 seien insgesamt 330 Millionen Euro Fördergeld aus Bundes- und EU-Töpfen im Umlauf, betonte Ministerpräsidentin Kraft. Sie wünscht sich eine landesweite „Mitmach-Expo“. Spätestens bei einer Zwischenpräsentation 2017 soll die thematische Breite dieser achtjährigen Dauerausstellung erkennbar werden.

Für Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD), der ebenfalls zur Auftaktveranstaltung nach Düsseldorf eilte, wird hier ein bedeutender Praxistest erbracht: Neue Jobs in neuen Branchen schaffen, ohne die industrielle Basis zu gefährden, das sei die Aufgabe. „Nordrhein-Westfalen ist wie im Brennglas“, sagte Gabriel. Rot-Grün in NRW hatte sich bereits 2013 mit der Verabschiedung des bundesweit ersten „Klimaschutzgesetzes“ besonders ehrgeizige Ziele gesetzt – was in der herkömmlichen Industrie des einstigen Kohle- und Stahllandes eher Sorgen um die eigene Wettbewerbsfähigkeit befeuerte.