Rüsselsheim/München. . Klassische Werksferien werden bei den deutschen Autoherstellern mehr und mehr zur Ausnahme. Wegen der wachsenden Nachfrage verzichten viele auf eine Betriebsruhe an allen Standorten, stattdessen stehen Sonderschichten im Programm.
Die Produktion der deutschen Autobauer läuft auf Hochtouren, viele Hersteller fahren Sonderschichten. Einzig der Autohersteller Opel und der Sportwagenbauer Porsche verzichten noch auf Extra-Arbeit. Die Fabriken seien zwar gut ausgelastet, es bestehe aber keine Notwendigkeit zusätzlicher Produktion, erklärte ein Opel-Sprecher am Montag am Stammsitz in Rüsselsheim. Lediglich im Werk Eisenach, wo die Modelle Corsa und Adam gebaut werden, seien einige zusätzliche Schichten an Samstagen geplant. Man halte daher auch an den üblichen dreiwöchigen Werksferien fest.
Diese Ansage macht neben Opel nur der Sportwagenbauer Porsche, der in Stuttgart und Leipzig im August seine Arbeiter mehrere Woche gesammelt in Urlaub schickt. Bei anderen Autobauern im Land zeigt sich dagegen ein anderes Bild: Wegen der guten Nachfrage und dem Start neuer Modelle haben BMW und Volkswagen in diesem Jahr vor, den Sommer in vielen Bereichen durcharbeiten zu lassen. Auch Daimler verzichtete in den vergangenen Jahren immer wieder auf einen einheitlichen Produktionsstopp.
BMW sieht Werke zu 120 Prozent ausgelastet
Grund ist die wachsende Nachfrage: Branchenprognosen gehen davon aus, dass der weltweite Pkw-Markt 2014 weiter wächst. Nach der herben Flaute im vergangenen Jahr hatte selbst Europas Automarkt zuletzt wieder etwas Boden gutgemacht.
Werksferien werden nicht mehr pauschal ausgerufen, sondern vor allem dazu genutzt, die Produktionen auf den neuesten Stand zu bringen. Auch immer kürzere Produktionszyklen für immer mehr Modellvarianten erschweren zunehmend die klassische Betriebsruhe, in denen wochenlang alle Bänder stillstehen. Bei VW in Emden etwa laufen derzeit die Vorbereitungen für die neue Limousine Passat auf Hochtouren. Ein wochenlanger Stopp wäre dort diesen Sommer undenkbar.
Bei BMW lag einem Sprecher zufolge die Auslastung über alle Werke in den vergangenen beiden Jahren im Schnitt bei rund 120 Prozent. Die Produktion an den Standorten München, Dingolfing und im Komponentenwerk Landshut wurde ausgeweitet. Trotzdem kommen die Bayern nicht umhin, die Produktion in Dingolfing im August für vier Wochen und in München für zwei Wochen zu unterbrechen, weil Umbauarbeiten anstehen. Der Ausfall werde durch die Zusatzschichten kompensiert, sagte ein Sprecher. In Leipzig und Regensburg werde aber durchgearbeitet. Die Urlaubszeit im Sommer werde mit Zeitarbeitern überbrückt. Ferienkräfte seien in der Regel ehemalige Auszubildende, die studieren und sich etwas dazuverdienen, so der Sprecher.
VW lässt Golf-Bänder im Sommer durchlaufen
Volkswagen hatte schon im Januar angekündigt, dass in Teilen seines Stammwerks in Wolfsburg dieses Jahr der Sommer-Werksurlaub ausfällt. Die Bänder für den Golf werden wegen der guten Auftragslage nicht gestoppt. Ein Betriebsratssprecher bestätigte das am Montag noch einmal: "Es wird wie geplant durchgefahren." Einem Konzernsprecher zufolge ist noch fraglich, ob der Golf in Wolfsburg auch während der Ferienzeit im August weiter im Dreischichtsystem von den Bändern läuft. 2013 hatte VW in Wolfsburg im Sommer den Betrieb nur mit einer Rumpfmannschaft aufrechterhalten.
Früheren Angaben zufolge stellt VW diesmal allein in Wolfsburg rund 3000 Ferienarbeiter ein. Wie viele Menschen im August überhaupt noch im Werk arbeiten, will der Konzern aber nicht genau vorrechnen. Auch bei Daimler steht der Bedarf an Ferienjobbern noch nicht fest. Aus der Branche ist zu hören, dass auf einen erfahrenen Stammarbeiter möglichst nicht mehr als ein angelernter Ferienarbeiter kommen soll.
Die VW-Tochter Audi ruft dagegen im August in Ingolstadt an zwei Montagelinien eine Produktionsruhe aus, um die Fertigung auf den Serienstart des Audi A3 e-tron sowie den neuen A4 umzubauen. In Neckarsulm wird ebenfalls drei Wochen nicht produziert. In dieser Zeit werde das Werk auf den neuesten Stand gebracht, hieß es. (dpa)