Essen. Die Rolle Chinas als großer Wachstumstreiber der Autowelt steht nach Einschätzung des Duisburger CAR-Instituts erst am Anfang. Deutsche Hersteller wie Audi und BMW, Mercedes und Porsche profitieren schon heute vom Hunger des neuen Mittelstandes nach Premium-Marken. Nach 16,3 Millionen Pkw-Verkäufen und einem Weltmarktanteil von 24,1 Prozent im Jahr 2013 könnten in diesem Jahr 18 Millionen Pkw verkauft werden – ein Plus von 10,5 Prozent.

Der Auto-Boom in China ­beflügelt die Fantasie deutscher Autobauer – und das nicht nur ­angesichts der am Ostersonntag eröffneten Peking Autoshow, der größten Automobilmesse der Welt. Schon bald nämlich könne ­China zum Non-Plus-Ultra der deutschen Premiumhersteller Audi, BMW, Mercedes und Porsche werden, glaubt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer.

Der chine­sische Markt habe noch großes Potenzial, schätzt der Direktor des CAR-Institutes an der Universität Duisburg-Essen. Nach 16,3 Millionen Pkw-Verkäufen und einem Weltmarktanteil von 24,1 Prozent im Jahr 2013 werden in China nach einer CAR-Prognose in diesem Jahr 18 Millionen Pkw verkauft werden – ein Plus von 10,5 Prozent.

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Von Michael Kohlstadt

Dudenhöffer verweist auf die ­rasante Entwicklung des chine­sischen Markts in den vergangenen Jahren. Im Jahr 2000 habe das einwohnerstärkste Land der Erde mit 614.000 Pkw-Verkäufen etwa auf Augenhöhe mit Holland gelegen.

Rekordwachstumsraten seit 13 Jahren

Im Durchschnitt sei der Pkw-Markt in China in den letzten 13 Jahren um jährlich 29 Prozent gewachsen. Dudenhöffer: „Niemand hätte diesen langen Wachstumsprozess in so hohem Tempo damals für möglich gehalten.“ Inzwischen sei das Wachstum zwar gebremst, mit 10 Prozent aber immer noch auf einem Niveau, von dem andere nur träumen könnten.

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Zwar gibt es Stimmen, die vor der große Abhängigkeit speziell der deutschen Hersteller vom chinesischen Markt warnen. Dudenhöffer glaubt allerdings, dass die Rolle Chinas als Wachstumstreiber in der Autowelt noch lange nicht zu Ende ist, sondern – ganz im Gegenteil – erst an ihrem Anfang steht.

Als Beleg dafür zieht der Auto­experte den Vergleich mit den USA. Amerika war bis 2012 ohne Konkurrenz größer Automarkt der Welt, wurde dann von China überholt. Diese Spitzenposition werde das Land nun weiter ausbauen. Denn die USA seien mit einer Pkw-Dichte von 750 Fahrzeugen auf 1000 Einwohner ein gesättigter Markt, der fast ausschließlich durch den Ersatzbedarf gespeist wird. In China dagegen kämen auf 1000 Einwohner gerade 65 Pkw.

Steigende Nachfrage bei Premiumfahrzeugen

Das CAR-Institut rechnet daher bis 2025 mit 35,5 Millionen Pkw-Verkäufen und einem Anteil am Weltmarkt von 33 Prozent (heute: 23 Prozent). Bis 2050 könne sogar das Volumen von 50 Millionen Pkw-Verkäufen pro Jahr erreicht werden, vorausgesetzt, die ­Umweltprobleme in China ließen sich lösen.

Vor allem die Nachfrage im Segment der Premiumfahrzeuge werde anziehen. Dudenhöffer rechnet im Jahr 2025 mit vier Millionen verkauften Fahrzeugen dieser Klasse in China. Große Profiteure dieser Entwicklung: die deutschen Hersteller Audi, BMW, Mercedes und Porsche.

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Die größte Dynamik ­werden den CAR-Experten zufolge Mercedes und Porsche entfalten. Porsche erweitere seine Modell­reihe mit dem neuen SUV Macan deutlich nach unten. Mercedes sei dabei, mit größerem Vertriebsnetz, lokaler Produktion von mehr ­Baureihen, Angebotserweiterungen bei China-Kunden mit Fahrzeugen mit verlängertem Radstand seinen Abstand zu BMW und Audi Stück für Stück in den nächsten Jahren zu verkleinern.

Elektromobilität wäre eine Chance für China

China könne außerdem der Elektromobilität zum Durchbruch verhelfen. Dudenhöffer: „Was in Deutschland vor dem Scheitern steht, könnte in China seine ­Chance haben.“ Hintergrund: die gewaltigen Umweltprobleme in den chinesischen Großstädten.

Was allerdings fehle, sei die ­Infrastruktur. Ohne öffentliches Ladesäulennetz lasse sich Elektromobilität in Großstädten nicht ­umsetzen. Dudenhöffer: „Und ­daran hapert es in China noch ­gewaltig.“