Essen. . Öko-Mode ist inzwischen nicht nur erschwinglich, sie hat es auch auf die Laufstege geschafft. In Dortmund zeigt die Messe „Fair Trade & Friends“ fair und ökologisch produzierte Produkte. Es geht auch um die Frage: Woran lässt sich faire Kleidung erkennen?

Das Klischee von Jutekleid und Jesuslatschen – es ist längst überholt. Fair gehandelte und fair produzierte Mode ist zeitgemäß, mittlerweile auch erschwinglich. Doch vor allem ist das Shoppen mit gutem Gewissen als Thema in der Öffentlichkeit angekommen.

Denn angesichts der Unfälle in Textilfabriken in Bangladesch oder anderswo machen sich mehr Verbraucher Gedanken darüber, ob es bei einem T-Shirt zum Preis von unter fünf Euro mit fairen Dingen zugehen kann: Was ist mit Kinderarbeit und exzessiven Arbeitszeiten? Was kommt bei den Näherinnen vom Verkaufspreis eigentlich an? Und gehen von den verwendeten Materialien auch Gefahren für Gesundheit und Umwelt aus?

Auf der Messe „Fair Trade & Friends“, die in Dortmund in den Westfalenhallen beginnt, zeigen Hersteller Produkte für den bewussten und nachhaltigen Konsum. Die Botschaft: Wenn Konsumenten- und Unternehmensverantwortung zusammenspielen, könnte es mit der globalen Fairness und Nachhaltigkeit klappen. Das wiederum würde beiden Seiten helfen: den Arbeiterinnen und Arbeitern in den Billiglohnländern und den Verbrauchern in den Industriestaaten.

Nicht alles aus China ist schlecht

Falsch wäre es, aus sozialen Erwägungen generell keine Textilien aus Produktionsländern wie Pakistan, China oder Bangladesch zu kaufen, sagen Branchenexperten. Nur müssten eben andere Bedingungen geschaffen werden. Und selbst dann sei eine dortige Produktion noch wesentlich günstiger.

Eine Möglichkeit: Statt Aufträge anonym über Agenten zu vergeben, Verträge direkt mit den Fabriken abzuschließen und dabei auf Standards zu bestehen. Dieses Prinzip verfolgt das Freiburger Unternehmen Waschbär, das zu den Branchenführern für Ökomode in Deutschland zählt, seit vielen Jahren. „Wir kennen alle unsere Lieferanten sehr gut“, sagt Barbara Engel, die den Bereich Nachhaltigkeit leitet. Als Mitglied der Fair Wear Foundation steht der Versender Waschbär wie andere Anbieter für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen weltweit.

Doch woran lässt sich faire Kleidung erkennen? Etiketten sind geduldig, und dass bio nicht gleich gut sein muss, zeigt dieses Beispiel: Selbst Biobaumwolle kann unter schlimmsten Arbeitsbedingungen verarbeitet und mit toxikologischen Farbstoffen versehen worden sein.

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Rolf Heimann, Leiter des Bereichs Corporate Responsibility des Unternehmens Hessnatur, arbeitet seit vielen Jahren an Standards für nachhaltige Mode. „Mit dem Global Organic Textile Standard haben wir ein Instrument, das umwelttechnische Anforderungen definiert. Und das gilt für die gesamte Produktion von Textilien, also auch für ihre Ausrüstungsschritte wie Färbung“, erläutert er. Sozialkriterien müssten künftig noch deutlicher formuliert werden.

Grün sind alle meine Kleider?

Auch das Fairtrade-Siegel des Vereins TransFair, das Best Siegel, die Zertifizierung durch die Fair WearFoundation, der Bluesign-, der Naturland-Standard oder das IMO „Fair for Life“-Label kennzeichnen faire Produktionen. Siegel wie Ökotex 100 bescheinigen dagegen lediglich eine gewisse Schadstoffarmut der Textilien, nicht aber faire Herstellungsbedingungen.

„Über die Hälfte der deutschen Bevölkerung hat bereits ein nachhaltiges Bewusstsein“, sagt Rolf Heimann. Bei seiner Arbeit spiele Transparenz eine wesentliche Rolle. Deswegen habe das Unternehmen jüngst ein Tabu des Fashion-Marktes gebrochen und eine Preiskalkulation für ein fair produziertes T-Shirt veröffentlicht (siehe Grafik). Auch Hessnatur lässt in Bangladesch fertigen, nur eben unter sozialverträglichen Bedingungen.

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Natürlich könne ein Textilhersteller die sozialen und politischen Probleme in einem Entwicklungsland nicht lösen, bekennt die Öko-Modebranche. Transparenz aber würde die Probleme ans Licht bringen, glaubt Uwe Kekeritz, Grünen-Mitglied des Bundestagsausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

Er hat Bangladesch bereist und weiß, dass international agierende Unternehmen enormen Einfluss auf Entwicklungs- und Schwellenländer haben. „Gern wird die Korruption in vielen Ländern kritisiert“, sagt er, „dabei aber übersehen, dass diese durch Intransparenz privater Unternehmen und staatlicher Aktivitäten stark begünstigt wird.“

Alltags- und laufstegtauglich

Vor allem musste sich die Ökomode auch optisch wandeln, um den Verbraucher zu überzeugen. Dass das gelungen ist, zeigen Fashion-Shows der grünen Art, wie sie nun auch in Dortmund zu sehen sind. Faire Mode gibt es sogar mit Glamour-Faktor: Der Green Showroom der Berliner Fashion Week etwa, oder die Laufstege der Ethical Fashion Show und der Showfloor des Naturkosmetikherstellers Lavera. Jutekleid und Jesuslatschen? Dieses Klischee ist unfair.

In Dortmund ist am Wochenende Mode zu sehen, mit der man den fairen Gedanken tragen kann. Auf der „Fair Trade & Friends“, der Messe rund um den fairen Handel, präsentieren am 6., 7. (10-18 Uhr) und 8. September (10-17 Uhr) Aussteller in den Westfalenhallen sowie tägliche Modenschauen das Thema. Der Eintritt an der Tageskasse kostet 7 Euro (erm. 4 Euro).