Castrop-Rauxel. .
September 2012: Im pakistanischen Karachi fordert ein Brand in einer Textilfabrik Tote und Verletzte. April 2013: Der Einsturz eines Industrie-Hochhauses in Bangladesch kostet über tausend Menschen das Leben. Hunderttausende arme Schweine, die seit Jahren für die Herstellung billiger Textilien einen mehr als hohen Preis bezahlen.
Immer wieder hält die Welt bei Nachrichten wie diesen den Atem an, immer wieder geraten menschenunwürdige Arbeitsbedingungen in die Kritik – immer wieder aber auch ist nur Tage oder Wochen später alles fast wieder so, als wäre nie etwas passiert.
Ein Grund, wahrscheinlich der Grund, warum sich Rose Sommer von der Castrop-Rauxeler Verbraucherzentrale unterstützt von Bernhard Lammers (Lokale Agenda 21) nun mit einer gleichermaßen detailgenauen wie beeindruckenden Ausstellung um das große Thema „Faire Textilien“ kümmert.
Das vorweg. Sommer will nicht belehren, gleichwohl aber will sie im Rahmen der „Fairen Wochen“ die Möglichkeit nutzen, Verbraucher ein wenig zu sensibilisieren. „Sonst werden die Probleme schnell vergessen.“
Lokale Anbieter fehlen noch
Zwar gibt es in Castrop-Rauxel selbst derzeit noch kein Geschäft, in dem regelmäßig fair produzierte Textilien gekauft werden können, je mehr diese aber nachgefragt würden, desto größer sei die Chance, dass auch die lokalen Anbieter sich Gedanken machen. „Selbst die großen Discounterketten haben hier und da faire Textilien im Programm“, weiß Sommer, die gleichzeitig darauf verweist, dass etwa die Preise kein Merkmal dafür seien, ob oder wie fair die Jeans oder das T-Shirt produziert wurden. Nicht nur das Shirt für 1,90 Euro: Auch die 150 Euro teure Designer-Jeans werde oft unter Bedingungen hergestellt, bei denen Sozialstandards keine Rolle spielten. Gute, faire Löhne, keiner Kinderarbeit oder Transparenz sind nur drei von vielen Gründen, die es für Sommer einzuhalten gelte.
Was aber kann man tun, worauf kann man achten, will man sich möglichst faire Kleidung zulegen? Viele Siegel sagen letztlich nichts aus, sind käuflich und gaukeln faire Bedingungen vor. Sommer: „Aber es gibt untrügliche Merkmale, auf die man sich verlassen kann und vermeidet, dass mein T-Shirt etwa moralische Löcher aufweist.“ Weltweit anerkannt: Siegel wie „GOTS“ (Global Organic Textile Standard), „IVN Best“ (Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft), „Fairtrade Cotton“ oder „Fair Wear Foundation“. Wo diese in die Kleidung eingearbeitet seien, könne man sicher sein, dass fair auch fair bedeutet. Gleichwohl handelt es sich in diesen Fällen um einwandfreie Sozialsiegel, Biosiegel indes sind das nicht.
Wie auch immer: Wer fragen hat oder einfach mehr wissen möchte, sollte in der Verbraucherzentrale in der Mühlengasse 4 vorbeischauen. Die Ausstellung ist bis Mitte Oktober zu sehen. Mo/Do: 9-12 Uhr und 14-18 Uhr; Die/Fr: 10-15 Uhr