Berlin. Andrew Hall, Rohstoffhändler bei der Citigroup, scheint derzeit das Sinnbild für nimmersatte Banker in den USA zu sein. Obwohl die Bank mit Staatsgeldern unterstützt wurde, bekommt er für 2008 100 Millionen Dollar Bonus - und hält das auch für völlig gerechtfertigt.
Der Rohstoffhändler Andrew Hall hält seinen heftig umstrittenen Bonus von 100 Millionen Dollar (fast 70 Millionen Euro) für gerechtfertigt. In der Diskussion um zu hohe Boni für die Manager von schlecht geführten Banken sehe er sich als «Kollateralschaden», sagte Hall dem «Stern» nach einem Vorabbericht von Mittwoch. Der Händler der zur Citigroup gehörenden Handelsfirma Phibro war in den USA scharf kritisiert worden, da er trotz milliardenschwerer Staatshilfen für den Bankkonzern auf seinem vereinbarten Bonus bestand.
Hall sagte dem «Stern», er könne Kritik an Managerboni bei schlechten Leistungen verstehen. «Ich kann die Empörung der Menschen verstehen.» Wenn Manager belohnt würden, die dies nicht verdient hätten, «weil sie die Leistungen nicht erbracht haben oder sogar für Verluste zuständig sind, dann ist es sehr verständlich, das die Menschen sich so aufregen». «Nur: Mein Geschäft gehört nicht dazu», betonte Hall.
Phibro soll laut «Stern» im vergangenen Jahr trotz der Finanzkrise vor allem mit Spekulationen am Ölmarkt knapp 700 Millionen Dollar Gewinn erwirtschaftet haben. Die Citigroup hingegen hatte 2008 fast 19 Milliarden Dollar Verlust gemacht und 45 Milliarden Dollar Staatshilfe erhalten. Hall sagte dem Magazin, seine Firma habe «den amerikanischen Steuerzahler nie einen Cent gekostet oder Gelder vom Staat erhalten. «Im Gegenteil, seit über 15 Jahren sind wir sehr erfolgreich, und an diesem Erfolg nimmt auch der US-Staatsbürger teil, in Form von den vielen Steuern, die wir zahlen.» (afp)