Essen. . Wer Erspartes auf Tagesgeldkonten anlegt oder aufs Sparbuch „packt“, bekommt derzeit kaum Zinsen. Erklärbar also, dass hohe Renditeversprechen von sechs, neun oder zwölf Prozent Aufmerksamkeit bei Zinsjägern erzeugen. Experten aber warnen: „Je höher die Zinsen, desto höher das Risiko“

Darf’s ein bisschen Frust sein? Dann fragen Sie Ihren Finanzberater, ob er Ihnen eine Geldanlage anbieten kann, die den Zusatz „ertragreich“ verdient. Wer Erspartes auf Tagesgeldkonten anlegt oder aufs Sparbuch „packt“, bekommt derzeit kaum Zinsen. Erklärbar also, dass hohe Renditeversprechen von sechs, neun oder zwölf Prozent Aufmerksamkeit bei Zinsjägern erzeugen. Experten aber warnen: „Je höher die Zinsen, desto höher das Risiko“. Das gilt für Investitionen in Genussrechte, Mittelstandsanleihen, Palmöl- oder Teakholz-Plantagen.

Genussrechte

Prokon und Windwärts – die Namen der ins Schlingern geratenen Windenergiefirmen aus Itzehoe und Hannover haben einem weiteren Begriff zu zweifelhafter Prominenz verholfen: Genussrechte, eine Investitionsform, die ob ihrer variablen Ausgestaltung nicht leicht zu durchschauen ist.

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„Wer investiert, muss einiges beachten“, sagt Renate Daum, Expertin für Geldanlagen, Altersvorsorge, Kredite und Steuern bei der Stiftung Warentest. Investoren müssten vor allem eines sein: Profis. „Sie müssen sich selbstständig über die Zahlen des ausgebenden Unternehmens informieren und diese kritisch lesen können“, sagt Daum. Laien seien dazu aber kaum in der Lage. Klar müsse sein: Die Besitzer der Rechte riskieren, ihr Geld komplett zu verlieren, denn sie müssen unter Umständen Verluste mittragen und kommen im Insolvenzfall erst nach allen Gläubigern mit vorrangigen Forderungen an die Reihe.

Genau das aber scheint vielen der 75 300 Prokon-Anlegern, die in der Hoffnung auf eine Rendite von sechs Prozent etwa 1,4 Milliarden Euro einzahlten, nicht bewusst gewesen zu sein. „Aus der Werbung für die Prokon-Genussrechte ging das Risiko nicht eindeutig hervor“, räumt Renate Daum ein. Das Unternehmen habe stattdessen den Anschein erweckt, die Genussrechte seien sicherer als viele übliche Bankprodukte.

Mittelstandsanleihe

Zinsaussichten von sechs, sieben oder 11,5 Prozent – Anleihen mittelständischer Unternehmen boomen. Die Anbieter sind namhaft und locken mit ihren Marken: Katjes, Underberg oder auch der FC Schalke 04 haben Anleihen platziert. Insgesamt waren es 120 seit 2010.

„Der Vorteil von Mittelstandsanleihen gegenüber Genussrechten ist, dass die Anleihen an Börsen notiert sind und die Unternehmen Informationspflichten erfüllen müssen“, sagt Renate Daum. Und doch seien auch diese Anleihen für viele Kleinanleger nicht geeignet. „Wer seine Basisrisiken nicht abgesichert hat, sollte sein Geld hier nicht investieren, denn es droht der Totalverlust“, so Daum. Wer das Risiko minimieren wolle, müsse die Branche des Anleiheausgebers ebenso kennen wie das Unternehmen selbst. „Man muss Bilanzen lesen können und darf sich nicht nur auf die Ratings verlassen. Die waren in einigen Fällen überraschend optimistisch“, sagt Daum. Ratings sind Einschätzungen, die beschreiben, wie hoch das Risiko ist, sein Geld zu verlieren.

Checkliste vor dem Vertragsabschluss

Kenne ich meinen Vertragspartner? Kann ich diesem vertrauen? Fühle ich mich von ihm in meinen Entscheidungen unter Druck gesetzt?

  • Gibt es bereits Hinweise zu widerrechtlichem oder unseriösem Handeln des Unternehmens bzw. Vertragspartners im Internet oder sonst wo?

  • Kann ich den Vertragspartner über Suchmaschinen im Internet überhaupt finden? Kann ich Angaben zum Unternehmen finden wie Firmensitz, Inhaber, Anbieter oder Provisionen?

  • Kann der Vertragspartner mir aussagekräftige Informationen zum Produkt geben, klärt er über Risiken auf?

  • Verstehe ich das mir vorgelegte Vertragswerk? (Quelle: Bafin)

  • Dass der Totalverlust keine Seltenheit ist, hat zuletzt eine Studie gezeigt: Allein 2013 seien zehn Mittelstandsanleihen im Wert von 380 Millionen Euro ausgefallen, so die Ratingagentur Scope.

    Direktinvestition

    Sie wollen Geld in Teakholz-, Palmöl- oder Kautschukplantagen in Ecuador oder Panama investieren? Zwölf Jahre fest für 9 bis 12 Prozent Zinsen, Auszahlung ab dem ersten Jahr. Geht alles. Und wenn man Anbietern glauben darf, handelt es sich dabei um „eine sichere Anlage mit großem Potenzial“. Renate Daum von Stiftung Warentest ist skeptisch. „Der Markt der Direktinvestitionen ist völlig unreguliert. Sie bekommen meist nur eine Broschüre und einen Vertrag. Es gibt keinen Verkaufsprospekt, den die Anbieter nach festen Regeln aufstellen und der Finanzaufsichtsbehörde vorlegen müssten. Oft wird das Geld auch noch im Ausland investiert.“

    Die Verbraucherzentralen Hamburg, Bremen, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein haben Ende 2013 so genannte Waldsparbücher oder Teak-Invests unter die Lupe genommen. In den meisten Flyern oder Kurzprospekten wurde das Risiko des Totalverlusts verschwiegen. Direktinvestitionen seien „hoch riskant“.

    Renate Daum hält diese Art der Geldanlage „fast nie für geeignet“. Und sie verweist auf die fehlende Kontrolle. „Viele Plantagen sollen in weit entfernten Ländern entstehen. Wie wollen Sie da herausfinden, ob und wie Ihr Geld tatsächlich angelegt wird. Eigentlich müssten Sie hinfahren.“ Und sollte das Geld tatsächlich weg sein, müssten Anleger ihren Rechten mitunter im Ausland nachjagen. Daum: „Dann wird es wahnsinnig schwer.“