Essen. Durchschnittliche Zinssätze von ein bis zwei Prozent für herkömmliche Geldanlagen decken inzwischen nicht einmal die Preissteigerungsrate. Anleger sorgen sich um ihr Vermögen. Entsprechend groß war die Resonanz bei der Telefonaktion mit vier Experten des Bankenverbands. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Investmentfonds, Lebensversicherungen, Aktien oder Festgeld - wer sein Geld gewinnbringend anlegen möchte, hat die Qual der Wahl. Bei der Vielzahl von Angeboten schwirrt dem Anleger aber leicht der Kopf. Wir geben Ihnen hier die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wir haben 30.000 Euro Tagesgeld, ist das die richtige Anlageform?

Wenn das Geld sicher und schnell verfügbar sein soll, ist das richtig. Sie müssen sich aber mit einer niedrigen Verzinsung zufrieden geben. Hohe Sicherheit, schnelle Verfügbarkeit und gleichzeitig hohe Rendite geht nicht.

Ich habe ein Zinsangebot von 2,2 Prozent für drei Jahre von meiner Bank vorliegen. Soll ich das annehmen oder das Geld lieber für drei Jahre in Aktien anlegen?

Für eine Aktienanlage braucht man langen Atem. Ein Anlagezeitraum von drei Jahren ist dafür normalerweise zu kurz. Wenn es sich bei dem Zinsangebot um eine sichere, durch die Einlagensicherung geschützte Bankeinlage handelt, würde ich das vorziehen.

Wohin mit dem Geld? Wie lege ich gut an? Gold oder Aktien?

Bringen Sie Struktur in Ihr Vermögen. Verteilen Sie Ihr Geld auf verschiedene Anlagen. Aktien sind nur sinnvoll, wenn Sie langfristig investieren wollen und mit Kursschwankungen gut schlafen können. Gold bringt keine Zinsen, deshalb nur mit einem kleinen Teil von nicht mehr als fünf Prozent beimischen. Sinnvoll ist ein Beratungsgespräch mit Ihrem Bankberater.

Mir wird ein Zinsprodukt mit sechs Jahren Laufzeit angeboten. Soll ich das annehmen?

Bei den aktuell sehr niedrigen Zinsen ist von so langen Laufzeiten eher abzuraten. Mit zwei- oder dreijährigen Laufzeiten haben Sie eher die Möglichkeit, bei steigenden Zinsen „umzusteigen“.

Wie lege ich (58 Jahre) 100.000 Euro ohne Risiko an?

Für Festgeld gibt es maximal 0,5 bis 1 Prozent. Für zehnjährige Bundesanleihen ca. 1,6 Prozent. Beides bietet keinen Inflationsausgleich, sondern nach und nach einen realen Vermögensverlust. Wollen Sie eine höhere Rendite erzielen, ist es erforderlich, gewisse Risiken einzugehen.

Ich bin 70 Jahre alt, habe eine ausreichende Rente, 150.000 Euro Festgeld, und erhalte demnächst 130.000 Euro aus einer fälligen Lebensversicherung. Soll ich die 130.000 Euro in Aktien anlegen?

Eine gute Mischung des Vermögens ist wichtig. Mit einer breit gestreuten Aktienanlage können Sie Rendite- und Ertragschancen nutzen, die sich soliden internationalen Unternehmen langfristig bieten. Interessant sind Aktien mit einer nachhaltig hohen Dividendenrendite. Sie müssen bei Aktien aber Kursschwankungen aushalten können. Mit guten Mischfonds und Unternehmensanleihen guter Bonität können Sie Ihr Depot abrunden.

Tipps zu Renditen bei Aktiengeschäften und Investitionen in Schwellenländern 

Welche Rendite kann man mit Aktien erzielen?

Das lässt sich im Vorhinein nicht sagen. Aktien sind Unternehmensanteile. Die Kursentwicklung und die Höhe der Dividende von Aktien hängen ab vom Erfolg der Unternehmen. Aktien sind Risikopapiere, bei denen im Extremfall auch ein Totalverlust möglich ist. Andererseits zeigt die Erfahrung, dass mit gestreuten Aktienanlagen langfristig Renditen von im Schnitt etwa sechs bis acht Prozent jährlich möglich sind. Der DAX beispielsweise, der die 30 größten deutschen Unternehmen umfasst, ist seit Ende 1987 bis heute von 1.000 auf über 8.000 Punkte gestiegen.

Muss ich Kursgewinne versteuern, wenn ich vor zwei Jahren erworbene Aktien jetzt verkaufe?

Grundsätzlich ja, denn Veräußerungsgewinne unterliegen der Abgeltungsteuer, wenn die Wertpapiere nach 2008 erworben wurden und wenn der Sparer-Pauschbetrag ausgeschöpft ist.

Meine Lebensversicherung wird fällig. Muss ich das Angebot der Gesellschaft annehmen, ein kostenpflichtiges Depot einzurichten?

Sprechen Sie mit dem Versicherungsunternehmen. Eine fällige Lebensversicherung können Sie sich grundsätzlich auszahlen lassen.

Ich habe einen Sparplan mit 100 Euro monatlich, das Geld wird in internationale Aktienfondsanteile investiert. Soll ich den weiterführen?

Für einen langfristigen Vermögensaufbau eignen sich Aktienfonds-Sparpläne besonders gut, weil sie erfahrungsgemäß auf lange Sicht die beste Wertentwicklung bieten. Prüfen Sie jedoch ab und an, wie „Ihre“ Aktienfonds im Vergleich abschneiden. Zahlen dazu finden Sie beispielsweise unter www.bvi.de im Internet.

Ich bin 85 Jahre alt und möchte Geld für maximal fünf Jahre anlegen. Ich habe keine Erfahrungen mit Wertpapieren und Fonds, und möchte auch kein Risiko eingehen. Haben Sie einen Tipp für mich?

In Ihrem Alter sollte man nicht mehr mit Wertpapieren anfangen. Bleiben Sie bei Festgeldanlagen, die Sie nach verschiedenen Laufzeiten von etwa zwei bis vier Jahren aufteilen können.

Wir (Rentnerehepaar, über 80 Jahre) haben 150 000 Euro in verschiedenen Aktienfonds angelegt und erhalten nun 130 000 Euro aus fälligen Bundesanleihen. Wie legen wir dieses Geld am besten neu an?

Bei einer Neuanlage in Bundeswertpapieren müssen Sie sich mit extrem niedrigen Zinsen begnügen, die unterhalb der Inflationsrate liegen. Mehr Renditechancen haben solide internationale Rentenfonds. Sprechen Sie Ihrem Berater darüber.

Mir werden Genussrechte angeboten, 7,25 Prozent, angeblich ganz sicher.

Genussrechte sind keine ganz sicheren Wertpapiere. Und der weit über Marktniveau liegende Zins lässt auf ein erhöhtes Risiko schließen. Vorsicht!

Soll ich in Fremdwährungen investieren, um höhere Zinsen zu erzielen? Was ist mit Schwellenländern?

Es kann sinnvoll sein zur Beimischung in Schwellenländer zu investieren, da die Renditen höher sind als im Euro-Raum. Viele Länder sind nicht von der Schuldenproblematik der klassischen Industrienationen betroffen und solide finanziert. Anleger müssen aber Währungsrisiken berücksichtigen.