Düsseldorf. Der Machtkampf um Europas größte Elektronik-Handelskette Media-Saturn schwelt schon seit Jahren. Jetzt wirft Minderheitseigner Erich Kellerhals dem Mutterkonzern vor, die Märkte nur noch zu verwalten. Von unternehmerischer Führung könne keine Rede sein.

Im Machtkampf um Europas größte Elektronik-Handelskette Media-Saturn erhebt Minderheitseigner Erich Kellerhals schwere Vorwürfe gegen den Handelsriesen Metro. "Ich bin in tiefer Sorge darüber, wie Media-Saturn derzeit von der Metro verwaltet wird", teilte Kellerhals am Dienstag mit. "Ich sage bewusst verwaltet, weil von unternehmerischer Führung derzeit keine Rede sein kann." Bei Media-Saturn herrsche "Stillstand - und dies leider nicht nur bei Personalentscheidungen", fügte er hinzu. Metro wollte sich zunächst nicht dazu äußern.

Media-Saturn sei "groß und erfolgreich geworden, weil die Geschäftsführung immer den Mut hatte, neue Formate und Geschäftsideen auszuprobieren", fügte Kellerhals hinzu. Doch dazu gebe es nun keine Bereitschaft mehr - und das liege am Mehrheitseigner Metro. "Media-Saturn wird immer zentralistischer geführt", warf Kellerhals dem Düsseldorfer Handelsriesen vor, mit dem der Media-Saturn-Gründer seit Jahren im Streit liegt.

Metro verweigere Gespräche über Unternehmensstrategie

Der börsennotierte Konzern optimiere "zu bestimmten Stichtagen (...) bestimmte Kennzahlen" - "und das zum Schaden des operativen Geschäfts". Kunden stünden "vor halbleeren Regalen, damit man Aktienanalysten geringe Vorratsbestände und damit tolle Working-Capital-Zahlen vorschwärmen kann", kritisierte Kellerhals. Angesichts des immer härteren Wettbewerbs in der Branche bedürfe es eines "intensiven Austauschs über die Strategie". Dem verweigere sich Metro aber.

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Kellerhals und der Metro-Vorstand ringen seit Jahren um die Macht bei Europas größter Elektrohandelskette. Umstritten war zwischen beiden Seiten unter anderem die Expansionsstrategie der Kette und die Aufstellung des Online-Geschäfts. Der Zwist beschäftigt auch die Gerichte. Denn Media-Saturn-Mitbegründer Kellerhals hat trotz seiner Beteiligung von nur noch rund 22 Prozent umfassende Veto-Rechte. Mehrheitseigner Metro möchte diese aushebeln und hat dazu einen Beirat eingerichtet, der wichtige Weichenstellungen mit Mehrheitsentscheidungen vornehmen soll.

Kellerhals kritisiert Beirat

In diesem Beirat fänden aber "keine inhaltlichen Diskussionen" statt, erklärte Kellerhals. Er griff dabei auch Metro-Chef Olaf Koch direkt an: "Herr Koch sitzt dort missmutig mit seinen Anwälten und lässt Vorlagen abnicken." Im Beirat würden "keine unternehmerischen Entscheidungen diskutiert". Er habe Koch aufgefordert, an der Weiterentwicklung der Kette "aktiv und konstruktiv mitzuwirken, insbesondere in der Gesellschafterversammlung". In diesem Gremium gelten Kellerhals' Vetorechte. Er wolle "die Zukunft von Media-Saturn gestalten", unterstrich Kellerhals: "Ich will Media-Saturn wieder nach vorne bringen." (Reuters)