Hannover. Die Produktpiraterie in der Maschinenbauindustrie hat einen neuen Höchstwert erreicht. Von den illegalen Kopien seien mittlerweile 71 Prozent der Maschinen- und Anlagenbauer betroffen, sagt der Branchenverband VDMA. Der Umsatzverlust allein für 2013 wird auf 7,9 Milliarden Euro geschätzt.

Die deutschen Maschinenbauer müssen sich immer stärker gegen illegale Kopien ihrer Anlagen wappnen. Der Branchenverband VDMA bezifferte am Montag auf der Hannover Messe den Umsatzverlust allein für das vergangene Jahr auf schätzungsweise 7,9 Milliarden Euro.

"Ein Umsatz in dieser Schadenhöhe würde der Maschinenbauindustrie knapp 38.000 Arbeitsplätze sichern", sagte VDMA-Präsident Reinhold Festge. Nach einer Umfrage unter rund 340 Mitgliedsunternehmen seien vor allem die Hersteller von Holzbearbeitungsmaschinen im Visier, gefolgt von Textilmaschinen und Landtechnikherstellern.

Insgesamt seien 71 Prozent der Maschinen- und Anlagenbauer von den illegalen Kopien betroffen. Dies sei ein neuer Höchstwert.

Komplette Maschinen werden mittlerweile kopiert

In der letzten Umfrage vor zwei Jahren hätten dies 67 Prozent der Befragten erklärt. Plagiatsweltmeiter ist den Firmen zufolge weiter China. Doch auch aus Deutschland kämen immer mehr Fälschungen. Knapp ein Viertel der Befragten zeige mit dem Finger auch auf deutsche Wettbewerber.

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Vorne mit dabei seien auch Hersteller aus der Türkei und Indien. Kopiert würden nicht nur einzelne Komponenten und das Design. "Gut die Hälfte der Unternehmen klagt über Kopien ganzer Maschinen." Zu allem Überfluss habe jedes vierte Unternehmen auch noch mit ungerechtfertigten Reklamationen durch Plagiate zu kämpfen.

Hilfe erhofft sich die überwiegend mittelständisch geprägte Branche mit fast einer Million Beschäftigten vom Verfassungsschutz. Der Verband will künftig enger mit dem Bundesamt zusammenarbeiten. Eine entsprechende Vereinbarung wollte der VDMA noch am Montag auf der Messe mit dem Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen unterzeichnen. Die Behörde soll den Maschinenbaufirmen beim Schutz ihres Know-hows mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Maschinenbauer fürchten ein Russland-Embargo 

Deutschlands Maschinenbauer warnen eindringlich vor einer weiteren Eskalation der Krim-Krise und neuen wirtschaftlichen Strafen gegen Russland. "Ein hartes Russland-Embargo hätte das Zeug, die Konjunkturentwicklung im Maschinenbau zu brechen", sagte der Präsident des Branchenverbandes VDMA, Reinhold Festge. Sollte die Politik die Schrauben anziehen, wäre das "Gift für die Konjunktur".

Einerseits müssten zwar deutliche Antworten auf den Tisch. "Es ist völlig klar, dass hier ein eklatanter Bruch des Völkerrechtes begangen wurde, auch noch von einem Mitglied des UN-Sicherheitsrates. Es ist auch klar, dass es notwendig ist, deutliche Grenzen zu zeigen", sagte Festge.

"Aber man muss wissen, was man tut, wenn man mit lautem Geschrei weiter an der Eskalationsschraube dreht: Es geht um den viertgrößten Markt für den Maschinenbau und es gibt kein Land, das derartig massive Investitionen in Russland getätigt hat, wie Deutschland", warnte Festge. Der deutsche Maschinenbau beschäftigt hierzulande fast eine Million Menschen direkt und viele indirekt.

Maschinenbauer mit optimistischer Wachstumsprognose

Auf der Konjunkturseite hoffen die deutschen Maschinenbauer nach einem Dämpfer bei den Auftragseingängen zum Jahresstart auf spürbar mehr Orders in den nächsten Wochen. In den ersten beiden Monaten 2014 habe der Auftragseingang im deutschen Maschinen- und Anlagenbau mit plus ein Prozent Zuwachs zum entsprechenden Vorjahreszeitraum stagniert.

"Da beißt die Maus keinen Faden ab: Ein Aufschwung sieht anders aus", sagte Festge. Die Inlandsnachfrage verfehlte das Vorjahresniveau um zwei Prozent. Die für das Wachstum wichtigeren Auslandsorders stiegen immerhin um zwei Prozent.

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Dennoch halte der VDMA an seiner Wachstumsprognose fürs laufende Jahr fest und peile plus drei Prozent bei der Produktion an. "Das ist ein sehr ehrgeiziges Ziel", betonte Festge. Die aus dem Auftragseingang zeitversetzt resultierende deutsche Produktion habe im Januar um 5,6 Prozent zum Vorjahresmonat angezogen. "An sich ein guter Start."

Der sei jedoch auch nötig gewesen, denn die Fabriken seien zuletzt mit 84,4 Prozent noch nicht gut ausgelastet gewesen. "Richtig wohl fühlen wir uns nahe 90 Prozent", sagte der VDMA-Präsident. Der nötige neue Schub müsse auch rasch erfolgen mit Blick auf die rund 993.000 Mitarbeiter, die im deutschen Maschinenbau derzeit eine Arbeit haben. "Wir brauchen Wachstumsraten, um sie auch weiter zu beschäftigen."

Die Zukunftsaussichten für das Produktionsplus von drei Prozent seien keinesfalls einheitlich für die einzelnen Sparten, sondern nur ein Gesamtbild unter dem Strich, erklärte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers. "Insgesamt sind wir aber nach wie vor der Ansicht, dass die Weltkonjunktur anzieht und wir davon profitieren", meinte er. (dpa/rtr)