Berlin/Moskau. Siemens-Chef Joe Kaeser hat sich ungeachtet der Krim-Krise mit dem russischen Präsidenten Putin getroffen, um über Investitionen des Konzerns in Russland zu sprechen. Anschließend verteidigte Kaeser das Treffen bei einem Interview im “heute-Journal“ des ZDF.

Siemens-Chef Joe Kaeser hat sein Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin verteidigt. Kaeser sagte am Mittwochabend im "heute-journal", "dass dieser Besuch schon sehr lange geplant war und dass wir uns von kurzfristigen Turbulenzen in unserer langfristigen Planung auch nicht übermäßig leiten lassen". Er betonte, dass das Kanzleramt vorab informiert gewesen sei und keine Einwände erhoben habe. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte zuvor auf die Frage nach Einwänden gegen das Treffen gesagt, dass sie derzeit nichts dagegen habe, wenn deutsche Firmen Kontakte in Russland pflegten.

Kaeser hatte den Putin am Mittwoch in dessen Residenz am Rande von Moskau getroffen. Danach hatte er vor Journalisten von einer "vertrauensvollen Beziehung" zu russischen Unternehmen gesprochen und darauf verwiesen, dass Siemens seit 160 Jahren in Russland tätig sei. Das Unternehmen hat eine Kooperation etwa mit der russischen Eisenbahn, dessen Chef Wladimir Yakunin auf der Sanktionsliste der USA wegen des russischen Griffs nach der Krim steht.

Siemens plant langfristige Investitionen in Russland

Siemens plant langfristige Investitionen in Russland. Siemens habe bereits 800 Millionen Euro in die russische Wirtschaft investiert und werde seine Investitionen in Zukunft fortsetzen und auf eine langfristige Zusammenarbeit setzen, hatte Kaeser am Mittwoch bei seinem Treffen mit Putin in dessen Residenz Nowo-Ogarjowo gesagt.

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Siemens werde weiter in Russland produzieren und das Land industrialisieren, sagte Kaeser den russischen Agenturen zufolge. Putin sagte nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen zu, "für unsere Zusammenarbeit günstige Voraussetzungen zu schaffen". Siemens ist in Russland seit Jahrzehnten stark vertreten - vor allem in den Bereichen Energie und Eisenbahnbau.

Merkel: Noch keine Wirtschaftssanktionen gegen Russland verhängt

Im ZDF sagte Kaeser, dass man in der langen Geschichte in Russland "doch eine ganze Reihe von Herausforderungen gemeinsam gemeistert" habe. "Insofern meine ich, ist es gut, wenn man im Dialog bleibt und dann auch die Dinge, die einem im Weg stehen, miteinander bespricht und nach Lösungen sucht." Kritik an dem Treffen wies er auch mit dem Hinweis auf eine gemeinsame Weltraummission von Russen und Amerikanern zurück. Für Siemens gehe es "weniger um Kalkül und schon gar nicht um Populismus, sondern darum, dass wir langfristige Beziehungen auch honorieren."

Merkel hatte nach einem Treffen mit der südkoreanischen Präsidentin Park Geun Hye in Berlin gesagt, es seien derzeit bis auf ein Embargo gegen Produkte von der Halbinsel Krim noch keine Wirtschaftssanktionen gegen Russland verhängt. Sie hoffe auch, dass dies vermieden werden könne. "Es finden nach wie vor wirtschaftliche Kontakte statt ... Aber Russland muss wissen, wenn bestimmte weitere internationale Verträge überschritten werden, dass wir dann auch zu einer harten Reaktion bereit sind." Dies sei eine wichtige Botschaft. Die Europäische Union und die USA würden dabei sehr geschlossen agieren.

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Zur Rolle der deutschen Unternehmen in dem Konflikt mit Russland sagte sie, dass sie sich am Mittwoch mit BDI-Chef Ulrich Grillo getroffen habe. "Er hat mir versichert, dass die Werteordnung einen hohen Stellenwert auch für die Wirtschaft hat. Denn wirtschaftliche Investitionen beruhen auf Verlässlichkeit. Und Verlässlichkeit kann es nur geben, wenn man sich an Verträge und internationale Abkommen hält."

US-Verteidigungsministerium erteilt Siemens-Tochter Großauftrag

Siemens hat sich einen Großauftrag des US-Verteidigungsministeriums gesichert. Mit der Medizintechnik-Tochter Siemens Medical Solutions sei die Lieferung von Röntgen-Systemen für das US-Militär vereinbart worden, teilte das Ministerium am Mittwochabend mit. Dies sei Teil eines Auftrags, der über mehrere Jahre abgerufen werde und ein Gesamtvolumen von bis zu 1,8 Milliarden Dollar habe. Die Systeme seien unter anderem für Heer, Marine, Luftwaffe und Marine-Infanterie bestimmt. (rtr/afp)