Essen. . Nachdem im Januar eine knappe Mehrheit der Bürger die Modernisierung der Messe Essen gestoppt hatte, fordern die Grünen ein Konzept für NRW. Landtagsabgeordnete Daniela Schneckenburger kritisiert, dass sich Essen und Dortmund “gegenseitig das Wasser abgraben“ und bringt eine Fusion ins Gespräch.
Zwei Monate nach dem Abstimmungskrimi um die Modernisierung der Messe Essen greifen in Düsseldorfer Regierungskreisen Gedanken um sich, dass der denkbar knappe lokale Bürgerentscheid gegen die Ausbaupläne in Essen dem Messeplatz NRW insgesamt wohl wenig förderlich war.
Bezeichnenderweise schlagen jetzt die Landtagsgrünen – und nicht das vom Zuschnitt her zuständige, SPD-geführte Wirtschaftsministerium – die Aufstellung eines landesweiten Messekonzepts vor. In Essen waren die örtlichen Grünen treibende Kraft des Bürgerentscheids.
„Nordrhein-Westfalen ist als Messeland national und international zu bedeutsam, als dass die Diskussion allein aus lokaler Sicht geführt werden kann“, gab Fraktionsvizechefin Daniela Schneckenburger dieser Zeitung jetzt zu Protokoll. Das Land sei im Bundesvergleich ein starker Messestandort, der mit Köln und Düsseldorf zwei internationale Top-Adressen sowie mit Essen und Dortmund zwei weitere Akteure von nationaler Ausstrahlung habe. Im Unterschied zu anderen Bundesländern, in denen es überwiegend nur einen Großstandort gebe.
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Eigenes Messekonzept für NRW
Dieser besonderen Situation müsse das Land mit einem eigenen Messekonzept Rechnung tragen, ist die Grüne überzeugt. Zunächst will man auf den Koalitionspartner SPD zugehen, danach solle das Wirtschaftsministerium beauftragt werden, per Gutachten Stärken und Schwächen der Standorte und Kooperationsmöglichkeiten abzuklären. Dann, so Schneckenburger, müsse Landeswirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) alle Beteiligten an einen Tisch holen.
Handlungsbedarf sieht die Landtagsabgeordnete aus Dortmund besonders im Ruhrgebiet. „Die Messen in Essen und Dortmund graben sich gegenseitig das Wasser ab“, glaubt sie. Denkbar sei hier durchaus mehr als nur eine Kooperation: Angesichts der schwierigen Haushaltslage beider Städte bringt die Grüne auch die – nicht ganz neue – Idee ins Spiel, die Messegesellschaften der Reviermetropolen unter einem Dach zu fusionieren.
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Dortmund schreibt schwarze Zahlen
Ob daran ausgerechnet Dortmund als zwar kleinerer, aber wirtschaftlich soliderer Standort Interesse hat, dürfte angesichts der Essener Verbindlichkeiten in Höhe von über 124 Millionen Euro jedoch fraglich sein. In Dortmund erfreut man sich derzeit schwarzer Zahlen.
NRW gehört mit einem Hallenangebot von insgesamt 700 000 Quadratmetern weltweit zu den führenden Messestandorten. Allein Köln liegt flächenmäßig weltweit auf Rang 5. Düsseldorf zählt zu den umsatzstärksten Messen auf dem Globus. Für Essen reicht es in Deutschland immerhin zu einem Platz unter den Top Ten. Doch die Messen am Rhein spielen schlichtweg in einer anderen Liga. Hinzu kommt: Nach den gekippten Ausbauplänen, die den Essener Hallen eine Erneuerung für 123 Millionen Euro gebracht hätte, droht ein Bedeutungsverlust. Kurz nach dem Bürgerentscheid sprang der erste Veranstalter ab: Die internationale Leitmesse „Reifen“ lässt ihr Engagement in Essen 2018 ausrollen und geht nach Köln.