Wiesbaden. Der Arbeitsmarkt ist robust, die Kauflaune der Verbraucher riesig. Da gleichzeitig die mickrigen Zinsen kaum Sparanreize liefern, geben die Menschen in Deutschland so viel wie nie für den Konsum aus. Der Trend dürfte sich das ganze Jahr über fortsetzen.

Die Verbraucher in Deutschland stecken angesichts der extrem mickrigen Zinsen so viel Geld wie noch nie in den Konsum. Im vergangenen Jahr stiegen die Konsumausgaben nominal um 2,5 Prozent auf 1,57 Billionen Euro, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Das war der höchste jemals gemessene Wert, sagte ein Statistiker. Auch preisbereinigt (real) gaben die Menschen immerhin 0,9 Prozent mehr für Wohnen, Essen, Verkehr oder Freizeit aus als ein Jahr zuvor.

Während Sparbücher und Tagesgeld kaum Zinsen bringen und die Sparneigung daher stetig sinkt, ist der Arbeitsmarkt robust, und Löhne und Gehälter steigen. Daher geben die Deutschen seit Jahren immer größere Teile ihres verfügbaren Einkommens direkt für größere Anschaffungen, Reisen oder den Restaurantbesuch aus, statt das Geld auf die hohe Kante zu legen.

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2013 stieg die Konsumquote nach Zahlen der Statistiker von 91,3 Prozent im Vorjahr nochmals auf 91,6 Prozent. Zum Vergleich: 2003 lag die Quote noch bei 90,7 Prozent, 1993 bei 88,3 Prozent. Dieser Trend dürfte sich auch 2014 fortsetzen: Im Februar stieg das Konsumklima in Deutschland auf den höchsten Stand seit Jahren.

Vor allem Südeuropäer bei Ausgaben zurückhaltend

Fast ein Viertel (24,4 Prozent) der Konsumausgaben der privaten Haushalte floss in Wohn- und Wohnnebenkosten. Weitere große Kostenblöcke waren Verkehr (13,4 Prozent) sowie Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke (12,0).

Zwar verleiten die rekordtiefen Zinsen in der Eurozone auch Verbraucher in anderen Ländern wie Österreich oder Luxemburg dazu, mehr Geld in den Konsum zu stecken. Insgesamt haben die Menschen im Euroraum ihre Konsumausgaben im Krisenjahr 2012 (neuere Daten liegen noch nicht vor) aber um 1,4 Prozent gedrosselt, während sie in Deutschland um 0,8 Prozent stiegen.

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Vor allem in Griechenland (minus 9,1 Prozent), Portugal (minus 5,8), Italien (minus 4,1) oder Spanien (minus 2,8 Prozent) leisteten sich die privaten Haushalte deutlich weniger als im Vorjahr.

Privater Konsum hat in Luxemburg geringsten BIP-Anteil

Interessant: In Portugal entfielen nur 16,5 Prozent der Konsumausgaben auf das Wohnen (Eurozone: 23,8), dafür gaben die Portugiesen mit 17,2 Prozent (Eurozone: 12,1) relativ viel für Nahrung aus.

Gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) wurden 2012 in Deutschland 57,5 Prozent für private Konsumausgaben verwendet - etwas weniger als im EU-Durchschnitt (58,4 Prozent). Das BIP setzt sich neben den privaten und den staatlichen Konsumausgaben auch aus Investitionen und dem Außenbeitrag (Exporte minus Importe) zusammen. Den niedrigsten BIP-Anteil hatte der private Konsum in Luxemburg mit weniger als einem Drittel (32,1 Prozent), den höchsten in Griechenland mit fast drei Vierteln (73,7 Prozent). (dpa)