Essen. Der RWE-Chef Terium schlägt wegen des Ergebniseinbrauchs Alarm und fordert die Bundesregierung zum Handeln auf. „Lange halten wir das nicht mehr durch“, warnte Terium mit Blick auf Kohle- und Gas-Kraftwerke, die in die roten Zahlen rutschen. RWE forderte eine Honorierung für die Bereitstellung der Kraftwerke.

Wegen der hohen Verluste fordert RWE-Chef Peter Terium nun Hilfe vom Staat. Bei den Grünen stieß das auf Kritik. Das sei „Jammern als Strategie“, um Druck auf die Politik in Berlin auszuüben, sagte der Grünen-Fraktionschef im NRW-Landtag, Reiner Priggen, der WAZ. „Wir können doch nicht eine über zehn Jahre währende falsche Strategie mit öffentlichen Mitteln ausgleichen“, so Priggen. Er räumte ein, dass es sicherlich eine Reserve von Kraftwerken geben müsse, die einspringe, wenn der Wind nicht bläst oder die Sonne nicht scheint. Dabei gehe es aber nicht um Dimensionen wie sie RWE vorschwebten: „Sechs Milliarden Euro und davon eine für RWE – das ist nicht machbar.“

Terium verkündete gestern mit 2,8 Milliarden Euro den ersten Netto-Verlust des Unternehmens seit 60 Jahren. Ein wesentliche Grund sei die Korrektur von Vermögenswerten nach unten. Der Konzern musste vor allem auf die Kraftwerke 4,8 Milliarden Euro abschreiben. Hintergrund seien die drastisch gefallenen Großhandelspreise für Energie in Folge der Flut an erneuerbaren Energien. Ein Fünftel bis 30 Prozent der RWE-Anlagen „decken nicht mal mehr die laufenden Kosten“.

Der Konzern steuert mit Sparprogrammen und Kraftwerksstilllegungen dagegen, bis Ende 2016 sollen 6750 Stellen wegfallen. Zudem werde die Dividende auf einen Euro je Aktie halbiert, was insbesondere die Revier-Kommunen mit RWE-Anteilen hart trifft. „Diese Entscheidung ist uns unglaublich schwer gefallen. Und natürlich wissen wir auch, was das für die betroffenen Städte und Gemeinden bedeutet. Das sind Kommunen, denen an allen Ecken und Enden zum Beispiel das Geld für Kindergärten fehlt.“ Zu den RWE-Kommunen zählen etwa Essen, Mülheim, Dortmund oder Bochum, die zumeist mit zwei Euro kalkuliert hatten. Priggen zeigte zwar Verständnis für die schwierige Lage der Kommunen, sagte aber auch: „Städte wie Essen haben mit den Aktien ein Stück weit spekuliert.“ In Gelsenkirchen habe der damalige Oberbürgermeister Oliver Wittke RWE-Aktien verkauft – „und damit wohl das beste für seine Stadt herausgeholt.“