Essen. . Der Rücktritt von ADAC-Präsident Meyer ist vielen nicht genug: Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses fordert die Abdankung des gesamten Präsidiums — die Linkspartei will sogar ein komplett neues Management. Nur dann sei nach dem Skandal ein Neuanfang möglich.

Der Vorsitzende des Bundestags-Verkehrsausschusses, Martin Burkert (SPD), hat im ADAC-Skandal weitere Konsequenzen gefordert. "Ein Neuanfang kann nur sein, wenn das gesamte Präsidium zurücktritt", sagte Burkert dem ARD-"Morgenmagazin" am Dienstag. Das sei bisher nicht der Fall. Burkert forderte vom ADAC den Nachweis, in anderen, "sicherheitsrelevanten" Bereichen - beispielsweise bei Qualitätssiegeln - nicht betrogen zu haben. "Das wäre ein Skandal, der den ADAC wahrscheinlich völlig zerstören würde."

ADAC-Präsident Peter Meyer hatte am Montag, drei Wochen nach Bekanntwerden des Manipulationsskandals, seinen Rücktritt erklärt.

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Auch die Linkspartei hält Meyers Rücktritt für nicht ausreichend. "Jetzt sollte das gesamte Management zurücktreten, um den Weg für einen Neustart freimachen", sagte die Vize-Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Caren Lay, "Handelsblatt online". Der ADAC habe "nicht einmal vor Fälschungen zurückgeschreckt" und damit "Verbrauchertäuschung" begangen. Lay brachte ein Verbot von Tests ins Gespräch, "bei denen es keine saubere Trennung zu eigenen wirtschaftlichen Interessen und keine Transparenz und öffentliche Kontrolle" gebe.

Prüfbericht bestätigt Manipulation beim ADAC-Test

Meyer hatte am Montag, drei Wochen nach Bekanntwerden des Manipulationsskandals, seinen Rücktritt erklärt. Laut einem ebenfalls am Montag vorgelegten vorläufigen Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte wurde nicht nur die Teilnehmerzahl bei der Wahl zum Lieblingsauto 2014 manipuliert, sondern auch die Rangfolge der Modelle. Es gebe zudem "klare Anhaltspunkte" dafür, dass ähnliche Veränderungen auch in den Vorjahren vorgenommen worden seien, hieß es in dem Bericht.

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Der ADAC-Kommunikationschef Michael Ramstetter hatte die Manipulation gestanden und daraufhin seinen Rücktritt eingereicht. Laut Deloitte hatte Ramstetter am Tag der Ergebniskommunikation auf seinem Computer verschiedene Szenarien simuliert, bei denen sowohl die Stimmenzahl als auch die Zuordnung der Stimmen willkürlich verändert worden seien. Die Simulationen erfolgten demnach zudem auf Grundlage unvollständiger Zahlen.

Neuer ADAC-Präsident wird erst im Mai gewählt

Der ADAC wird nun kommissarisch vom 65-jährigen Vize-Präsidenten August Markl geführt, ein neuer Präsident soll bei der nächsten Hauptversammlung im Mai gewählt werden. Markl bekannte sich zur Notwendigkeit eines tiefgreifenden Reformprozesses, "der auch vor vermeintlichen Tabus nicht zurückschreckt und den ADAC für die Zukunft neu aufstellt". (dpa/AFP)