Essen. Führende deutsche Autohersteller gehen deutlich auf Distanz zum ADAC. Die Konzerne BMW und Daimler kündigten am Freitag an, sämtliche Auszeichungen der vergangenen Jahre zurückzugeben, falls die Manipulations-Vorwürfe gegen den Automobilclub zutreffen.
Warme Dankesworte, fester Händedruck, feste Bande – viele schöne Jahre lang konnten die Vereinsbosse des ADAC und die mächtigen Chefs der deutschen Autokonzerne sehr gut mit- und voneinander leben. Für die Werbe-Strategen von Mercedes, BMW, VW und Audi waren die regelmäßig an sie und selten an ausländische Hersteller verliehenen „Gelben Engel“ Gold wert.
Und für Deutschlands größten Autoclub war die Gunst der Großen auch nicht von Nachteil – zur Schau gestellt wurde das traute Miteinander jedes Jahr bei der Verleihung des „Lieblingsautos der Deutschen“, zuletzt am 16. Januar mit einer Gala in der königlichen Residenz zu München.
Drei Wochen später ist jeder Glanz verflogen. Der verheerenden Kritik der Öffentlichkeit folgt nun auch noch der Liebesentzug durch die lange so erfolgreich umgarnten Autokonzerne. Der Reihe nach erklärten gestern VW, BMW und Daimler, sämtliche „Gelbe Engel“ zurückgeben zu wollen, falls sich die Manipulationsvorwürfe bewahrheiten sollten. Weitere Gala-Abende mit dankbaren Vorstandsvorsitzenden und strahlenden Fernsehmoderatorinnen wird es vorerst nicht geben.
Wirtschaftsprüfer wollen Ergebnisse vorlegen
Die Autobauer wollen zwar noch abwarten, bis die Wirtschaftsprüfer von Deloitte nächste Woche ihre Ergebnisse veröffentlichen. Sie befürchten aber, dass der ADAC kommende Woche offiziell eingestehen muss, dass nicht nur die Stimmenzahl, sondern auch die Reihenfolge der Sieger beim Autopreis manipuliert wurde.
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Die „SZ“ hatte unter Berufung auf interne Unterlagen berichtet, 2014 sei der 5er-BMW um zwei Plätze nach vorn geschoben worden, in früheren Jahren habe es ähnliche Manipulationen gegeben.
„Publikumspreise sind eigentlich besonders wertvoll“, sagte eine Daimler-Sprecherin dieser Zeitung, aber natürlich nur, wenn die Wahl korrekt ablaufe. „Sollten sich die Manipulationsvorwürfe durch die Deloitte-Prüfung bewahrheiten, geben wir sämtliche Gelben Engel zurück.
Dann ist dieser Preis wertlos“, sagte sie. Ähnlich äußerten sich BMW und VW. Aus Wolfsburg hieß es via „Bild“-Zeitung gar, man schicke „dem ADAC eine ganze Wagenladung Preise zurück“. Derlei Spott war der ADAC zuletzt zwar gewohnt, aber nicht aus den Konzernzentralen.
Zulassungszahlen passen nicht zu Wahlresultaten
Der Duisburger Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer hat sich die Preisvergaben der vergangenen Jahre noch einmal angeschaut und mit den amtlichen Zulassungszahlen verglichen. Schließlich müssten Mehrheits-Abstimmungen Hunderttausender Autofahrer zumindest grob dazu passen, wie viele Autos welcher Marke tatsächlich gekauft wurden.
Deshalb wundert Dudenhöffer zum Beispiel, dass 2012 der Audi Q3 Deutschlands Lieblingsauto des Jahres gewesen sein soll. Gerade erst auf den Markt gekommen, lag er im für die Abstimmung relevanten Jahr 2011 in der Zulassungsstatistik mit 2922 Autos auf Platz 169. Bei der Leserwahl zum „besten Auto“ in der Zeitschrift „Auto, Motor & Sport“ schaffte es der Q3 seinerzeit auch nicht in die Top 10.
Der Flut an neuen Vorwürfen setzte der ADAC nun einige „Sofortmaßnahmen“ entgegen. Alle Tests unterlägen künftig einer doppelten Qualitätskontrolle, ab sofort gebe es keinen Bonus mehr für Pannenhelfer, die Batterien verkaufen. Rettungshubschrauber sollen nur noch für Rettungshilfe eingesetzt werden. Zudem werde eine externe Website freigeschaltet, auf der ADAC-Mitglieder Missstände benennen können.