. Beim ADAC bestätigt eine externe Prüfung die schlimmste Befürchtung: Auch an der Platzierung beim Autopreis „Gelber Engel“ wurde gedreht. Die Auszeichnung wird abgeschafft. ADAC-Präsident Peter Meyer tritt zurück und kommt damit einem Rauswurf durch seine Präsidiumskollegen zuvor.

Noch am Wochenende zeigte sich Peter Meyer wild entschlossen, die nötige Reform des ADAC selbst voranzubringen. Da ahnte der 64-jährige Mülheimer offenbar noch nicht, dass ihm sein Präsidium in den Rücken fallen und seinen Sturz vorbereiten würde.

Am Montag dann überschlagen sich die Ereignisse: Um 13.03 Uhr verbreitet der ADAC-Regionalverband Nordrhein in Köln, dem Meyer ebenfalls vorsteht, die Rücktrittserklärung des Autoclub-Präsidenten. Meyer bedauert darin, dass die Gremien des ADAC ihm nicht mehr folgten. Und er stellt verbittert fest: „Für Fehler und Manipulationen von hauptamtlichen Führungskräften (...) möchte ich nicht länger allein verantwortlich gemacht werden.“ Meyer beklagt sich über „Angriffe und Diffamierungen“ gegen ihn und seine Familie.

Suspendierungsverfahren gegen den eigenen Präsidenten

Um 14.07 Uhr keilen ADAC-Präsidium und Verwaltungsrat mit einer Erklärung zurück, die den Machtkampf unter den älteren Herren an der Spitze des größten Autoclubs Europas offenbart: Meyers Amtsniederlegung nehme man „zur Kenntnis“, heißt es darin un­terkühlt. Die Bombe geht zum Ende der Mitteilung hoch: „Angesichts der aktuellen Vertrauenskrise des ADAC und der erschütternden Ergebnisse der aktuellen Krisenaufarbeitung hat das Präsidium des ADAC am Montagvormittag ein Suspendierungsverfahren ge­gen Peter Meyer beschlossen.“

Den beabsichtigten Sturz ihres Präsidenten, der immerhin zwölf Jahre an der Spitze gestanden hatte, begründen sie mit der in der Satzung geregelten Aufgabenverteilung: Der Präsident sei „in besonderem Maße für Kommunikation und Außenwirkung verantwortlich“. Ob das Präsidium Meyer nun auch persönlich für Wahlmanipulationen beim „Lieblingsauto“, die Mitte Januar erst die ganze Welle der ADAC-Affären ins Rollen gebracht hatten, verantwortlich macht, bleibt offen. „Dazu wird Ihnen niemand etwas sagen. Hier überschlagen sich die Ereignisse“, heißt es gegen 15 Uhr in München.

August Markl führt ADAC bis Mai

Den in der Mitteilung angemahnten „tiefgreifenden Reformprozess, der auch vor vermeintlichen Tabus nicht zurückschreckt“, traut die Führungsspitze Meyer also nicht mehr zu. Die Reform soll nun sein bisheriger Stellvertreter August Markl bis zur nächsten Hauptversammlung im Mai vorantreiben. Der Radiologe führt seit 2001 den ADAC Südbayern.

Um 15.41 Uhr veröffentlicht der ADAC dann den mit Spannung erwarteten Bericht des Wirtschaftsprüfungsbüros Deloitte. „Unsere Untersuchungen haben Prozessschwächen, Fehler in der Datenverarbeitung sowie Manipulationen bei der Wahl zum ,Lieblingsauto’offenbart“ – 2014 und davor, so Deloitte-Partner Frank Marzluf.

Computer ausgewertet und Mitarbeiter befragt

Die Prüfer werteten Computer aus und sprachen mit ADAC-Mitarbeitern. Sie fanden heraus, dass der mittlerweile zurückgetretene Kommunikationschef Michael Ram­stetter am 28. November 2013, als die Wahlergebnisse bekannt gegeben wurden, auf seinem PC „sowohl die Stimmenzahl als auch die Zuordnung der Stimmen zu den einzelnen Modellen willkürlich verändert“ habe. Dadurch blieb der VW Golf zwar der Sieger. Ramstetter erhöhte die Zahl der Stimmen für den Golf aber zunächst von 1617 auf 16 179 und später sogar auf 49 179. Auf Platz zwei setzte Ramstetter den Audi A 3, während die Überprüfung von Deloitte ergab, dass der BMW-3er den zweiten Rang belegte.

Um 16.44 Uhr meldet sich noch einmal Meyer zu Wort: Er stellt klar, dass das ADAC-Präsidium gar keinen Beschluss für ein Amtsenthebungsverfahren gefasst habe. Und der Ex-Präsident erklärt, dass er dem Präsidium „anheimgestellt“ habe, als Signal in Gänze zurückzutreten.