Essen. . Karstadt-Investor Nicolas Berggruen hält sich als Geschäftsmann für “zu weich“. Ein “normaler Investor“ hätte Standorte geschlossen — das habe seine Moral aber nicht zugelassen, sagte er laut einem Medienbericht. Trotzdem wolle er weiter für die angeschlagene Warenhauskette kämpfen.
Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen hat wenige Tage vor Gesprächen über einen neuen Tarifvertrag von den Gewerkschaften Unterstützung bei der Sanierung gefordert. "Eigentlich müssten wir bei Karstadt sagen: Der Feind sitzt nicht drinnen, sondern da draußen - die Konkurrenz, das Internet. Stattdessen haben wir einen internen Konflikt", sagte Berggruen der "Süddeutschen Zeitung" (Montagausgabe). Mitten in der Restrukturierung des angeschlagenen Warenhauskonzerns helfe das nicht.
Karstadt hatte im vergangenen Mai einen bis 2015 befristeten Ausstieg aus der Tarifbindung verkündet, der Warenhausriese will sich so Lohnerhöhungen sparen. Bei der Gewerkschaft Verdi hatte dies erbitterte Proteste ausgelöst, sie will eine Rückkehr in die Tarifbindung erreichen.
Nicolas Berggruen will "weiter für Karstadt kämpfen"
Welche Rolle er künftig bei Karstadt spielen wird, ließ Berggruen offen. "Ich bin weiter da und kämpfe für Karstadt. Wenn alles gut läuft, und ich bin am Ende immer noch der Eigentümer: Dann bin ich sehr glücklich", sagte er. Aber ob Karstadt überlebe, hänge nicht allein von ihm ab.
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Der einst als Retter gefeierte Milliardär hatte Karstadt 2010 aus der Insolvenz heraus übernommen. Mittlerweile kontrolliert er nur noch das kriselnde Kerngeschäft mit den verbliebenen 83 klassischen Warenhäusern. Die Mehrheit an den Luxus-Kaufhäusern um das Berliner KaDeWe und den Sport-Geschäften hat im vorigen Jahr der österreichische Investor Rene Benko übernommen.
Investor hält sich als Geschäftsmann für zu weich
Zuletzt hatte es in Branchenkreisen geheißen, Berggruen könnte sich auch von den Warenhäusern verabschieden. Arbeitnehmervertreter hatten mehrfach die Sorge geäußert, Karstadt könne zerschlagen oder mit der Metro -Tochter Kaufhof zusammengelegt werden. Den Fragen, ob er Benko auch die übrigen Warenhäuser verkaufen wolle und ob der österreichische Investor Karstadt und Kaufhof zusammenführen wolle, wich Berggruen in dem Interview aus: Wesentlich sei, das Karstadt die Wende schaffe, antwortete er. "Die Konstellation ist nicht wichtig."
Zugleich räumte er Fehler bei der Übernahme des Warenhauskonzerns ein. "Ich war nicht klar genug und als Geschäftsmann zu weich." Ihm sei es "moralisch wichtig" gewesen, kein Haus zu schließen und alle Mitarbeiter zu behalten. "Ein normaler Investor" hätte sich ganz anders verhalten und einen Teil der Läden geschlossen oder verkauft. (rtr)