Essen. . Mitten im wichtigen Weihnachtsgeschäft wird bei der Essener Warenhauskette Karstadt die Führung ausgewechselt . Die schwedische Ikea-Managerin Eva-Lotta Sjöstedt soll einiges anders machen als ihr britischer Vorgänger Andrew Jennings. Dabei geht es um mehr als Stilfragen.
Als der Brite Andrew Jennings Anfang 2011 an die Spitze des Essener Warenhauskonzerns Karstadt rückte, machte schnell sein Spitzname „The Hurricane“ die Runde – der Wirbelsturm. „Den habe ich wohl, weil ich Dinge in der Regel schnell und gründlich umsetzen will“, scherzte Jennings damals. Mittlerweile sind drei Jahre vergangen. Der Abschied steht bevor, und es zeigt sich, dass Jennings längst nicht so erfolgreich war, wie es sich Optimisten erhofft hatten.
Die Ikea-Managerin Eva-Lotta Sjöstedt wird neue Karstadt-Chefin. Der Aufsichtsrat der Warenhauskette habe die Schwedin mit Wirkung zum 24. Februar 2014 zur Nachfolgerin des zum Jahresende ausscheidenden Konzernchefs Andrew Jennings berufen, teilte der Konzern am Mittwoch mit.
Die Schwedin hat in den vergangenen zehn Jahren unter anderem in Japan und den Niederlanden für den Möbelkonzern gearbeitet. Zuletzt war sie für die globale Entwicklung des „Multi-Channel-Geschäfts“ zuständig, also für die Verknüpfung von Filial- und Internet-Handel.
Experte äußert sich skeptisch zur designierten Karstadt-Chefin
Zupackend, bodenständig, beeindruckend – so beschreibt ein Karstadt-Insider die designierte Firmenchefin. Doch es werden auch skeptische Stimmen laut. „Eine Schwedin, die in Holland Managerin für ein Möbelhaus war, soll nun in Deutschland das Warenhausgeschäft entwickeln. Wie soll das funktionieren?“, fragt der Handelsexperte Thomas Roeb von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.
Jennings betonte gern, er beherrsche „die Sprache des Einzelhandels“. Im Alltagsgeschäft setzte er auf englische Sprachschöpfungen wie „Full of Life“ oder „Midseason-Sale“. Fließend auf Deutsch konnte sich Jennings nicht unterhalten, obwohl sich alle Karstadt-Warenhäuser hierzulande befinden.
Spricht die Schwedin auch deutsch?
Eva-Lotta Sjöstedt gibt an, sie spreche schwedisch, englisch, dänisch und holländisch. Deutsch taucht in der Auflistung aber nicht auf. Im Umfeld von Karstadt heißt es allerdings, die neue Chefin werde auch deutsch sprechen.
Auch in anderer Hinsicht soll sich Eva-Lotta Sjöstedt deutlich von Jennings unterscheiden. Während der oft extravagant gekleidete Jennings eine gewisse Unnahbarkeit versprühte, rücke die erste Frau an der Spitze von Karstadt näher an Kunden und Mitarbeiter der Warenhauskette heran, heißt es.
Der Führungswechsel erfolgt in turbulenten Zeiten. Im September hatte Karstadt-Investor Nicolas Berggruen die Mehrheit an den 28 Karstadt-Sporthäusern sowie an den Luxuskaufhäusern KaDeWe (Berlin), Alsterhaus (Hamburg) und Oberpollinger (München) abgegeben. Als Käufer trat die Signa-Gruppe des Immobilieninvestors René Benko auf.
Karstadt-Aufsichtsrat soll am 11. Dezember entscheiden
Kürzlich machten Gerüchte die Runde, für einen symbolischen Ein-Euro-Preis könnten auch mehr als 75 Prozent der Anteile am klassischen Kaufhausgeschäft mit seinen 83 Filialen über den Tisch gehen. Der einst als Karstadt-Retter gefeierte Berggruen soll dem österreichischen Immobilien-Unternehmer Benko und dem israelischen Diamantenhändler Beny Steinmetz eine entsprechende Option eingeräumt haben. Bereitet Berggruen seinen Ausstieg vor? „Dummes Zeug“, sagt dazu ein Insider.
Zunächst einmal wird mitten im wichtigen und sensiblen Weihnachtsgeschäft der Führungswechsel vorbereitet. Am 11. Dezember soll der Karstadt-Aufsichtsrat in Sachen Sjöstedt entscheiden.