Essen. . Die Mehrheit der Anteile an der Warenhauskette Karstadt könnte angeblich für den symbolischen Ein-Euro-Preis über den Tisch gehen. Diese Option sollen der Immobilien-Unternehmer René Benko und der Milliardär Beny Steinmetz haben. Bereitet Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen seinen Ausstieg vor?

Ein Euro – für diesen symbolischen Betrag könnten angeblich mehr als 75 Prozent der Anteile an der traditionsreichen Warenhauskette Karstadt über den Tisch gehen. Jedenfalls berichtet die angesehene Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf einen Insider, der einst als Karstadt-Retter gefeierte deutsch-amerikanische Investor Nicolas Berggruen habe dem österreichischen Immobilien-Unternehmer René Benko und dem israelischen Diamantenhändler Beny Steinmetz die Option eingeräumt, die beiden könnten für nur einen Euro stolze 75,1 Prozent der Karstadt-Stammgesellschaft übernehmen.

Ein Euro für 83 Kaufhäuser? Eine Bestätigung für den Bericht gab es zunächst nicht. Eine Sprecherin Berggruens wollte sich nicht äußern, auch Benko und Steinmetz hüllten sich in Schweigen. Und so machten Spekulationen die Runde, Berggruen bereite bei Karstadt seinen Rückzug vor.

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Von einem Euro als Symbol-Kaufpreis war übrigens auch die Rede, als Berggruen vor drei Jahren groß bei Karstadt einstieg. Mittlerweile dürfte Berg­gruen Millionen mit der Warenhauskette verdient haben, auch durch die faktische Zerschlagung des Unternehmens. Im September hatte Berggruen bereits die Mehrheit an den 28 Karstadt-Sporthäusern sowie an den Luxuskaufhäusern KaDeWe (Berlin), Alsterhaus (Hamburg) und Oberpollinger (München) abgegeben. Als Käufer trat die Signa-Gruppe des Immobilieninvestors Benko auf. Signa ist auch der mit Abstand größte Vermieter von Karstadt-Immobilien.

Beny Steinmetz – ein neuer Akteur auf dem Spielfeld von Karstadt

Neu im Spiel um Karstadt scheint der Milliardär Beny Steinmetz zu sein. Das Magazin „Forbes“ schätzt das Vermögen des 57-jährigen Israeli auf umgerechnet rund drei Milliarden Euro. Steinmetz soll seit einiger Zeit auch erhebliche Geldbeträge in die Signa-Gruppe gesteckt haben. Der Sohn eines Diamantenhändlers, der als einer der reichsten Männer Israels gilt, hat auch in Rohstofflager, Minen, Immobilien, Gas- und Erdölfirmen investiert. Nun also Karstadt?

Es ist eine schwer durchschaubare Gemengelage entstanden. Welche Ziele verfolgen Berggruen, Benko und Steinmetz? Wie steht es wirklich um die Warenhauskette? Ausgerechnet im wichtigen Weihnachtsgeschäft gibt es Unruhe in der Firma. „Wir brauchen Klarheit für die Beschäftigten“, fordert die Gewerkschaft Verdi. Im Januar soll es endlich ein Gespräch von Arbeitnehmervertretern mit Benko geben. Verdi will auch Steinmetz einladen, sollten sich die Berichte über seinen Einstieg als zutreffend herausstellen.

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Der Vertrag des britischen Karstadt-Geschäftsführers Andrew Jennings läuft am Jahresende aus. Er war von Berg­gruen nach Essen geholt worden. Die Nachfolge ist nicht offiziell geklärt. Spekuliert wird, eine Ikea-Managerin könnte übernehmen. Im Dezember soll sich der Aufsichtsrat mit der Personalie befassen.

Auch das „Manager Magazin“ berichtete über die angebliche Kaufoption für Benko und Steinmetz und beruft sich auf eine Aufsichtsratsvorlage der Firma Signa. Wenn Benko und Steinmetz aufstocken, würde Berggruen an allen drei Karstadt-Gesellschaften nur noch jeweils 24,9 Prozent besitzen. Benko und Steinmetz wollen dem Bericht zufolge über mehrere Jahre verteilt 300 Millionen Euro in alle drei Karstadt-Firmen investieren, weil es „erheblichen Nachholbedarf“ an Modernisierungen gebe. Dieses Geld wollen sich die Investoren angeblich über Mieterhöhungen zurückholen.

Kaufhof will Karstadt nur geschenkt

Und wieder einmal wird dieser Tage auch über die Rolle des Karstadt-Rivalen Kaufhof spekuliert. Ebenso wie Berggruen hatte auch Benko in der Vergangenheit Interesse an einer Übernahme der Tochterfirma aus dem Reich des Düsseldorfer Metro-Konzerns bekundet. Kaufhof-Chef Lovro Mandac wiederum hatte sich noch vor wenigen Tagen deutlich gegen eine Fusion mit dem Konkurrenten ausgesprochen. „Ich sehe da keine Möglichkeit, es sei denn, die Läden würden uns geschenkt“, sagte er. Da war er wieder, der symbolische Euro.