Düsseldorf. Der größte deutsche Schweinefleischverarbeiter Tönnies hält Werkverträge mit ausländischen Mitarbeitern in der Fleischindustrie für unverzichtbar. Sonst drohe eine Verlagerung der Schlachtbetriebe ins Ausland. In Deutschland gebe es zu wenig qualifizierte Schlachter.

Der mit 6000 Beschäftigten am Standort Rheda-Wiedenbrück größte deutsche Schweinefleischverarbeiter Tönnies hält den Einsatz von Werkverträgen in der Fleischindustrie für unverzichtbar. Bei einem Verbot von Werkverträgen mit der Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmer müssten Schlachtbetriebe ins Ausland verlagert werden, warnte Geschäftsführer Clemens Tönnies in Düsseldorf. „Das würde uns das Genick brechen.“

Tönnies begründete die Werkverträge damit, dass in Deutschland nicht genügend qualifizierte Schlachter verfügbar seien und deshalb Kräfte aus Rumänien, Bulgarien und Polen eingestellt würden. Der Schlachtbetrieb Tönnies verarbeitet jährlich 16,4 Millionen Schweine.

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Tönnies lobte die Mindestlohnvereinbarungen mit den Gewerkschaften, wonach der Stundenlohn schrittweise bis 2016 auf 8,75 Euro angehoben wird. Dabei müssten Unterzeichner der Werkverträge aber sicherstellen, dass höhere Löhne nicht über höhere Mieten wieder abkassiert würden.

Firma organisiert Sprachkurse

Tönnies hat in seinem Betrieb im Emsland gemeinsam mit der Gemeinde und Gewerkschaften einen Kodex entwickelt, den sogenannten „Sögeler Weg“, der Mindeststandards für Versicherungen, Unterbringung und Transporte der Arbeiter umfasst. „Das kontrollieren wird dann“, sagte Tönnies. Die Firma organisiert auch Sprachkurse.

Die NRW-Fleischindustrie war 2013 nach Sonderkontrollen des Arbeitsschutzes aufgrund zweifelhafter Werkverträge für Billigarbeiter aus dem Ausland sowie schlechter Gesundheits- und Wohnbedingungen in die Kritik geraten. Tönnies stellte klar, dass er mit der Gewerbeaufsicht auch Fragen von Arbeitsüberschreitungen geklärt habe.