Essen. . Weniger Geld für Investitionen, Stellenabbau, ein neues Geschäftsmodell: Die Krise des Essener Energiekonzerns RWE wirkt sich auch massiv auf die Ökostrom-Tochter Innogy aus. Damit gerät auch ein „Eckpfeiler der Klimaschutzstrategie“ von RWE ins Wanken.

Die Zeiten, in denen der Essener Energieversorger RWE milliardenschwere Pläne zum Ausbau des Ökostrom-Geschäfts auf den Weg brachte, sind vorbei. Als Hans Bünting vor zwei Jahren die Führung der zuständigen Konzerntochter Innogy übernahm, hieß es noch, RWE wolle sich als „treibende Kraft für Zukunftstechnologien in Deutschland und Europa“ positionieren. Mittlerweile ist Ernüchterung eingekehrt. RWE-Konzernchef Peter Terium hat dem grünen Geschäftsbereich einen eisernen Sparkurs verordnet und will weniger Geld als geplant in den Ausbau der erneuerbaren Energien stecken.

Es werde wohl nicht bei den für die Jahre 2014 und 2015 angepeilten Investitionen von jeweils rund 500 Millionen Euro bleiben, kündigte Bünting vor Journalisten in Essen an. Genauere Zahlen werde Terium Anfang März nennen.

Kohlekraftwerke statt Windräder

2013 hatte RWE noch eine Milliarde Euro als Investitionssumme eingeplant. Auch dies war schon weniger als ursprünglich vorgesehen. „Ein Eckpfeiler unserer Klimaschutzstrategie ist der Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Allerdings müssen wir hier aus finanziellen Gründen das Wachstumstempo drosseln“, hieß es bereits im Geschäftsbericht 2012.

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Nach wie vor prägen nicht Windräder, sondern große Kohlekraftwerke den Revierkonzern. Zuletzt lag bei RWE der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung bei fünf Prozent. Zum Vergleich: 36 Prozent entfielen auf die Braunkohle, 27 Prozent auf die Steinkohle, 17 Prozent auf Gas und 14 Prozent auf Atomenergie.

Belegschaft der Ökostrom-Tochter wird halbiert

Der Sparkurs wirkt sich auch auf die Mitarbeiter von RWE-Innogy aus. Die Belegschaft der Ökostrom-Tochter werde bis zum Jahr 2015 etwa halbiert, berichtete Bünting. Beschäftigte Innogy Ende vergangenen Jahres noch 1500 Mitarbeiter, sollen es künftig nur noch „700 bis 800“ sein.

Um direkten Arbeitsplatzabbau gehe es allerdings lediglich bei etwa 200 Jobs, betonte der RWE-Manager. Ein Teil der Stellen von Innogy werde in andere Bereiche des Konzerns verlagert. Auch durch den Verkauf von Spezialschiffen für den Bau von Hochsee-Windanlagen gebe RWE Mitarbeiter ab. Zur Frage nach möglichen betriebsbedingten Kündigungen sagte Bünting, im Konzern gelte eine Beschäftigungsgarantie bis Ende 2014.

RWE will nur noch Minderheitsanteile an Projekten halten

Bis zum Jahr 2015 oder 2016 wolle Innogy schwarze Zahlen und einen Nettogewinn erwirtschaften. „Solange wird der Konzern noch in den Aufbau des Geschäfts investieren, ab dann zahlen wir zurück“, erklärte Bünting.

Künftig wolle die Ökostrom-Tochter ihr Geschäftsmodell anpassen. „Wir müssen uns ändern, wir werden uns ändern“, sagte der Innogy-Chef. Ziel sei es, in Zukunft Projekte wie Hochsee-Windkraftwerke gemeinsam mit Finanzpartnern wie Banken, Investoren, Fonds oder Stadtwerken auf den Weg zu bringen. RWE könne dabei die Rolle des Projektentwicklers und Betreibers der Ökostrom-Anlagen übernehmen, halte aber lediglich Minderheitsanteile. So soll vermieden werden, dass sich der Energiekonzern in größerem Maße verschulden muss, um Projekte anzustoßen.