Essen. Quelles Ende ist nun auch formal besiegelt. Zugleich kamen an diesem Mittwoch auf der Gläubigerversammlung in Essen neue Details zum Niedergang des traditionsreichen Versandhändlers ans Licht.

Viele Gläubiger kamen nicht in die Essener Grugahalle.
Foto: Volker Hartmann/ddp
Viele Gläubiger kamen nicht in die Essener Grugahalle. Foto: Volker Hartmann/ddp © ddp

In der Essener Grugahalle beschlossen diejenigen, denen Quelle insgesamt 1,6 Milliarden Euro schuldet, das Aus für die Arcandor-Tochter. Zuvor hatten sich die nicht mal hundert Gläubiger, die sich in der riesigen Festhalle verloren, angehört, warum der Versandhändler darniederging. Was Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg ihnen erzählte, hört sich an wie ein Trauerspiel.

Sofort nach dem Insolvenzantrag waren Quelles Kassen leer. Alles Geld musste der Versandhändler an seine Mutter Arcandor, die frühere Karstadt-Quelle, abgeben. Die selber aber war zahlungsunfähig. Dass Quelle in seinen Lagern Waren im Wert von etwa 308 Millionen Euro hatte – genug, um 2000 Lkw-Züge zu beladen, war für den Versandhändler „wirtschaftlich weitgehend wertlos”, sagte Görg.

Geld- und Katalogprobleme

Zum einen fehlte das Geld, um die Waren überhaupt verkaufen und an die Kunden liefern zu können. Zudem konnte Quelle wegen Geldmangels seinen aktuellen Hauptkatalog nicht drucken lassen. Kunden wussten also nicht, was sie bei Quelle bestellen konnten. Nach langen Verhandlungen sprang der Staat Quelle finanziell bei. Der Katalog konnte gedruckt und ausgeliefert werden, allerdings mit Verzögerung.

Quelle musste sich zugleich darum kümmern, dass Geld aus Kundenbestellungen floss. Dazu war ein neuer Vertrag mit der Essener Valovis Bank und zwei anderen Instituten nötig. Diese kaufen Quelle, vereinfacht gesagt, die Kundenrechnungen ab. All das war Thema in den Medien. „Diese öffentliche Darstellung blieb nicht ohne Folgen”, monierte Görg. Menschen bestellten weniger Sachen.

Gescheiterte Suche

Inmitten dieser Turbulenzen suchte der Insolvenzverwalter nach einem Käufer für Quelle und den Rest von Arcandors Versandhandelssparte. Das ließ sich viel versprechend an: 32 Investoren wurden angesprochen, 30 zeigten Interesse, 22 erhielten dann „vertiefendes Informationsmaterial”, erzählt der Insolvenzverwalter. Vier Interessen blieben übrig.

Görg verbreitete Hoffnung bis zuletzt – um dann mitzuteilen, dass alle möglichen Quelle-Käufer abgesprungen waren. Über die Ursache dafür könne nur spekuliert werden, das halte er aber für „müßig”, sagte Görg, der für seinen Optimismus bis zum Schluss viel Kritik einstecken musste.

Warenausverkauf

Nun kann Görg Quelle nur noch abwickeln. Derzeit läuft der Warenausverkauf. Zum Jahresende soll dann Schluss sein. Der Traditionsname aber wird weiterleben – die Rechte an der Marke Quelle kaufte ein bisheriger Rivale: Europas größtes Versandhaus Otto.