Essen. Trauriger Abgesang: Die Gläubiger des insolventen Arcandor-Konzerns werden von ihrem Geld kaum etwas wiedersehen. 15 Milliarden Euro schuldet Arcandor ihnen. Doch die Rückzahlungen werden sich nur im Promillebereich bewegen. Etwas besser sieht es für Gläubiger von Karstadt und Quelle aus.
Die Pleite des Arcandor-Konzerns wird für die Gläubiger des Unternehmens zum Milliardengrab. Von den angemeldeten Forderungen in Höhe von 19 Milliarden Euro werde nur ein Bruchteil bezahlt werden können, machte Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg am Montag bei der Gläubigerversammlung für die Konzernholding Arcandor AG in Essen deutlich. Zu den Gläubigern gehören Banken, Lieferanten, Vermieter aber auch Beschäftigte des Unternehmens.
Vor allem Gläubiger der Konzernobergesellschaft würden kaum etwas von ihrem Geld wiedersehen, berichtete Görg. Für die angemeldeten Forderungen in Höhe von rund 15 Milliarden Euro werde es nur Rückzahlungen «im unteren Promille-Bereich» geben, sagte Görg. Das heißt: Für jeden Euro, den Arcandor schuldig geblieben ist, werden die Gläubiger weniger als einen Cent zurückerhalten. Einer der größten Gläubiger ist das Finanzamt, dass Milliardenforderungen geltend macht.
Gläubiger der operativen Gesellschaften wie Karstadt oder Quelle können nach Angaben des Insolvenzverwalters zumindest auf eine Quote von einem Prozent hoffen. Hier seien aber noch nennenswerte Veränderungen möglich. Die Forderungen gegen die Warenhaussparte Karstadt belaufen sich auf 2,6 Milliarden Euro, die Forderungen gegen Quelle auf rund 1,7 Milliarden Euro. Rund 50.000 Gläubiger haben Ansprüche angemeldet.
Nur einige Dutzend Gläubiger in der Grugahalle
Der Insolvenzverwalter wird in dieser Woche auf getrennten Gläubigerversammlungen für die Arcandor-Holding, die Warenhaussparte Karstadt und die Versandhaustochter Quelle über den bisherigen Verlauf und die weiteren Aussichten im Insolvenzverfahren berichten.
Den Auftakt machte am Montag die Arcandor-Holding. Die Konzernobergesellschaft mit derzeit nur noch rund 90 Mitarbeitern war unter anderem für die Finanzsteuerung, die Beschaffung von IT-Dienstleistungen, für Steuern, Recht, Immobilienverwaltung und den strategischen Einkauf zuständig. Während zu den Gläubigerversammlungen für Karstadt am Dienstag und Quelle am Mittwoch Hunderte von Gläubigern erwartet werden, verloren sich am Montag wenige Dutzend Gläubiger in der riesigen Veranstaltungshalle.
Görg kündigte in Essen die Abwicklung der Holding an. Da sie keinen operativen Geschäftsbetrieb habe, sei ihrer dauerhafter Erhalt für die Fortführung nicht erforderlich. Bis die Veräußerung der operativen Geschäftsteile wie Karstadt oder dem Einkaufsender HSE 24 abgeschlossen sei, werde der Geschäftsbetrieb der Holding aber noch aufrechterhalten.
Fortschritte bei Karstadt-Sanierung
Die Sanierung der insolventen Arcandor-Tochter Karstadt kommt unterdessen offenbar besser voran als erwartet. Vor allem der Oktober sei «sehr gut gelaufen», sagte der Sprecher des Insolvenzverwalters Klaus Hubert Görg dem «Handelsblatt». Görg könne der Gläubigerversammlung im operativen Geschäft schwarze Zahlen präsentieren. Im letzten ordentlichen Geschäftsjahr 2007/08 hatte Karstadt noch über 270 Millionen Euro Verlust gemacht.
Dem Bericht zufolge soll die Warenhauskette mit ihren Lieferanten bereits Verträge fürs Sommergeschäft 2010 abgeschlossen haben. Akut von Schließung bedroht sei zurzeit nur «eine Handvoll Häuser». Am Wochenende hatte der Sprecher des Insolvenzverwalters, Thomas Schulz, erklärt, eine Schließung stehe nur noch bei 17 statt wie bislang bei 19 Häusern zur Debatte. Damit werde der Betrieb in mindestens 109 Filialen fortgesetzt, sagte er. Wie viele Häuser am Ende geschlossen würden, hänge auch von Dienstleistern und Lieferanten ab. (ap)