Düsseldorf. Dem Insolvenzverwalter des zahlungsunfähigen Versandhauses Quelle, Klaus Hubert Görg, stehen Strafanzeigen wegen unbezahlter Rechnungen der Lieferanten ins Haus. Ein Hersteller von Rollstuhlzubehör hatte weiter geliefert, weil Görg ihm zugesichert habe, Quelle werde weiter zahlen.

Lieferanten des zahlungsunfähigen Versandhauses Quelle haben gegen Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg wegen unbezahlter Rechnungen Strafanzeige erstattet. Bislang sei eine Betrugsanzeige eines Kölners Unternehmers bei der Staatsanwaltschaft Nürnberg eingegangen, sagte ein Justizsprecher. Eine weitere sei auf dem Weg, sagte der Bielefelder Unternehmer Hans-Georg Pieper der AP. Sein Anwalt habe den entsprechenden Brief bereits abgeschickt.

Der Hersteller von Rollstuhlzubehör erklärte, Quelle schulde ihm für seit Wochen offene Leiferrechnungen insgesamt 45.000 Euro. «Wir haben auch nach dem Insolvenzantrag weiter geliefert, weil uns zugesichert wurde, dass die Rechnungen bezahlt würden», sagte Pieper. Dass nun kein Geld mehr da sei, glaubt der Unternehmer gerade angesichts des momentan laufenden Ausverkaufs nicht. Quelle streiche den Gewinn verkaufter Lagerware ein, sagte Pieper der «Neuen Westfälischen».

Zusagen nicht eingehalten

Auch der Kölner Textilpflanzenhersteller Gasper sieht sich von Quelle nach der Pleite hintergangen. Görg habe Zusagen nicht eingehalten, zitierte das Blatt Unternehmenschef Frederic Blume. Er habe «den Verdacht, dass die Insolvenzverwaltung von Beginn an in Kauf genommen hat, dass unsere Forderung nicht oder nur zum Teil beglichen werden».

Görgs Sprecher, Thomas Schulz, erklärte auf AP-Nachfrage, er kenne die Strafanzeigen nicht, daher könne sich dazu auch nicht äußern. Zugleich verwies der Sprecher drauf, dass in der vergangenen Woche alle Lieferanten darüber informiert worden seien, dass Quelle beim Amtsgericht Essen eine drohende Massenunzulänglichkeit angemeldet hat.

Insolvenz in der Insolvenz

Für die Firmen könnte diese «Insolvenz in der Insolvenz» bedeuten, dass sie nicht mehr vorrangig bezahlt werden, wenn sie nach der Insolvenz am 1. September noch lieferten. Wie alle anderen Gläubiger müssten sie dann darauf hoffen, später einen Bruchteil ihrer Forderungen aus der Insolvenzmasse zu erhalten.

Wie mit den Anzeigen weiter verfahren wird, ist laut Justizsprecher noch unklar. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg prüfe zunächst noch die Zuständigkeit, weil der eigentliche Sitz des Insolvenzverwalters Görg in Essen liege. (ap)