Essen. Die Sparkassen Direkt-Versicherung bietet einen sogenannten Telematik-Sicherheits-Service an. Mit der Technik lässt sich das Fahrverhalten eines Pkw detailliert festhalten. Wer risikoarm fährt, kann bei der Versicherung Geld sparen. Doch das Verfahren ist besonders unter Datenschützern umstritten.
Technisch ist die Komplettüberwachung eines jeden Fahrzeugs mit den Positionsdaten aus einem Navigationsgerät und den Sensoren der Bordelektronik längst kein Problem mehr. In der Praxis werden bislang in Deutschland nur Lkw-Flotten damit ausgerüstet, wobei der Diebstahlschutz und die digitale Routenoptimierung im Vordergrund stehen. Jetzt geht der erste Anbieter mit einem günstigen Überwachungsmodul nur für private Autobesitzer in die Offensive. Datenschützer sind gegenüber der Überwachungsmöglichkeit grundsätzlich skeptisch.
Ab Januar bietet die Sparkassen Direkt-Versicherung den sogenannten Telematik-Sicherheits-Service an. Damit lässt sich das Fahrverhalten eines Pkw detailliert festhalten. Die Daten werden an die Zentrale des Mobilfunkproviders Telefonica weitergeleitet. Der Dienstleister erstellt danach ein Punktesystem. Das entstandene Ranking wird als Gradmesser für defensive Fahrweise herangezogen. Wer 80 von 100 möglichen Punkten erreicht, dem winkt als Belohnung ein Rabatt auf die Versicherungsprämie in Höhe von fünf Prozent. Spezielle Tarife gibt es nicht.
Gewertet wird beim Telematik-Sicherheits-Service in vier Kategorien. Die Fahrweise geht zu 40 Prozent in die Bewertung ein. Dabei wird hartes Bremsen und starkes Beschleunigen gemessen. Negativ schlagen sich Geschwindigkeitsübertretungen um 20 Prozent, mindestens aber zehn Kilometer pro Stunde nieder. Gewertet wird dabei nur bei zwei Übertretungen innerhalb von einer Minute. Die „Tempo-Wertung“ bestimmt das Ranking zu 30 Prozent. Die Beurteilung wird auch durch Nachtfahrten zwischen 23 und 6 Uhr (20 Prozent) und innerstädtischen Einsatz (10 Prozent) verschlechtert.
Autofahrer sieht seine Negativ-Punkte mit einer App
Während der Versicherer nur über den Gesamtpunktestand informiert wird, so Telefonica, kann der Autohalter über eine App für das Smartphone im Detail nachvollziehen, wann und wo genau der Fahrer Negativpunkte gesammelt hat.
Das Überwachungsmodul kann nur bei neueren, ungefähr bis zu fünf Jahre alten Pkw eingebaut werden. Es bedient sich laut Telefonica der Fahrzeugsensoren, etwa der genauen satellitengestützten Positionsbestimmung durch das GPS-Modul des Navigationsgerätes. Über eine eigene SIM-Karte werden die Daten an die Zentrale weitergeleitet. Dies erlaubt wie bei der Handyortung genaue Bewegungsprofile des Wagens.
Im Falle eines Crashs dient der Telematik-Sicherheits-Service als Notrufmelder. Über eine hinterlegte Mobilfunknummer versucht die Zentrale, Kontakt zum Fahrer aufzunehmen. Gelingt die Kontaktaufnahme nicht, wird der Rettungsdienst informiert und mit den Standortdaten des Autos versorgt.
Monatliche Kosten liegen bei knapp sechs Euro
Der Telematik-Sicherheits-Service kostet monatlich knapp 6 Euro, was laut Jürgen Cramer, Vorstandsmitglied der Sparkassen Direkt-Versicherung, nicht annähernd kostendeckend sei. Der Versicherer hofft, dass die Unfallzahlen und das Schadenaufkommen sinken.
Die ersten 1000 Exemplare werden über das Vergleichsportal Check24 für die zweijährige Vertragslaufzeit kostenlos angeboten. Im Ansatz vergleichbare Systeme mit Unfalldatenspeichern, die das Fahrverhalten in den Sekunden kurz vor einem Crash festhalten, gibt es seit rund 20 Jahren. Sie blieben im Pkw-Bereich bislang erfolglos.