Essen. Paketkunden sollen ihre Sendungen nach Vorstellung der Pakedienste häufiger in den Läden der Unternehmen abholen. Hintergrund: Der gewachsene Online-Handel. Zudem werden die Kunden immer häufiger mehrfach nicht an ihrem Wohnort erreicht.

Die ersten Paketdienste reagieren auf den Boom von Bestellungen bei Internetversendern: Zusteller wie etwa GLS wollen ihren Service einschränken und die Pakete nicht mehr bis an die Tür bringen, weil sie die Kunden immer seltener zu Hause antreffen. Sie sollen ihre Pakete künftig in Partnershops abholen.

"Wir brauchen einen Bewusstseinswandel. Online-Besteller müssen sich ihre Sendungen selbst abholen", sagte Rico Back, Chef des fünftgrößten deutschen Paketdienstes GLS, der "Welt". Anders sei die Flut von Paketen nicht mehr zu bewältigen. Die Kurier-, Express- und Paket-Branche wächst in der Tat rasant. Ihr Bundesverband rechnet mit einem jährlichen Wachstum von durchschnittlich 3,2 Prozent auf 2,9 Milliarden bis zum Jahr 2016.

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Seit 1995 wachse das Geschäft mit Paketen doppelt so schnell wie die Gesamtwirtschaft. Insbesondere Mode, Elektronik und Bücher ließen sich Kunden inzwischen schicken.

"Denken darüber nach, weniger Zustellversuche zu machen"

Bei der DPD gibt es folgende Überlegungen: "Wenn wir unser Netz an Paketshops wie geplant ausgebaut haben, werden wir darüber nachdenken, ob wir weniger Zustellversuche machen", kündigt DPD-Chef Arnold Schroven an.

Alle Anbieter haben damit zu kämpfen, dass der Paketberg immer größer wird, die Leute zu Hause aber immer seltener angetroffen werden. Der Branchenprimus, die Post-Tochter DHL, steuert dagegen: Internetbesteller können ihre Pakete in Packstationen, in Wunschfilialen und bei Wunschnachbarn abholen. "Deshalb ist unsere Erstzustellungsrate sehr hoch", sagte DHL-Sprecher Dieter Pietruck dieser Redaktion. "Wir weiten unseren Service weiter aus."

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Zalando hat eine Rücksendequote von 50 Prozent

Die Zahl der Pakete steigt auch, weil Verbraucher Schuhe, die nicht passen, oder Jeans, die nicht gefallen, wieder an den Onlinehändler zurückschicken. Europas größter Mode-Versender Zalando etwa, der ausschließlich mit DHL zusammenarbeitet, beziffert seine Rücksendungsquote auf 50 Prozent. "Wir investieren ständig in Techniken, um Fehlkäufe zu verhindern", sagte eine Sprecherin.

Der Handel sieht die angekündigten Service-Einschränkungen der GLS gelassen: "Der Kunde soll einfach und schnell an seine Ware kommen. Für uns ist wichtig, dass es funktioniert", sagte Stefan Hertel vom Handelsverband.