Essen. Was Halloween und der Valentinstag gemeinsam haben? Beide Feste sind ein gefundenes Fressen für Miesmacher. Die Argumente der Lieber-keine-Party-Fraktion sind jedoch eher leichtgewichtig. Warum Sie sich ohne schlechtes Gewissen auf Halloween freuen sollten.
Kommerz! Amerikanisierung! Igittibahpfui!! - Wenn im Oktober die Kürbisse in der Gemüsetheken auftauchen, wettern die Miesmacher mit Leidenschaft gegen das Grusel-Fest. Endlich gibt es wieder was zu verabscheuen. Der Valentinstag ist schließlich acht Monate her. Die Argumente sind ähnlich: Davon profitieren nur die Läden! Das gehört nicht zu unserer Tradition! Hilfe, die Amerikaner übernehmen Deutschland! Echt?
In Sachen Kommerz ist Halloween ein David gegen den Goliath Weihnachten. All die Kürbisse, künstlichen Spinnennetze, Hexenkostüme, all der hübsche Grusel-Tant bescherten den deutschen Händlern 2012 etwa 200 Millionen Euro Umsatz. Schätzt die Fachgruppe Karneval im Verband der Deutschen Spielwaren-Industrie. Die übrigens für sich beansprucht, Halloween in Deutschland etabliert zu haben.
Der Betrag ist geradezu unsichtbar gegen die 80 Milliarden (!!) Euro, die in Deutschland laut nationalem Handelsverband (HDE) vergangenes Jahr in Weihnachtsgeschenke flossen. 400 Mal mehr. Nur in Geschenke, wohlgemerkt. Spekulatius, Tannenbäume und Kugeln kosten extra.
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Der These, der Handel habe die Etablierung von Halloween maßgeblich gefördert, widersprach Prof. Dr. Manfred Krafft, Leiter des Instituts für Marketing an der Universität Münster, vergangenes Jahr in einem Interview. Der Handel habe lediglich einen Trend aufgegriffen und für sich genutzt. Maßgeblich sei vielmehr das Bedürfnis der jungen Generation, schlichtweg zu feiern. Und zeitlich passe Halloween in die Lücke zwischen Sommer und Weihnachtszeit.
Und abgesehen von Zahlenspielen und Forschungsergebnissen: Wer hat eigentlich festgelegt, dass Umsatz etwas schlechtes ist? Klingt eher nach Job-Aussichten.
Halloween - eine Tradition kehrt nach Europa zurück
Ebenso dünn ist das Argument der Amerikanisierung. Denn Halloween ist ein europäisches Fest. Zu den Wurzeln gibt's mehrere Theorien. Doch egal, ob man der Herleitung aus der römsichen, keltischen oder sonstirgendwie heidnischen Tradition folgt: Das Fest wurde ehedem vor allem im katholischen (!) Irland gefeiert. Irische Auswanderer nahmen die Bräuche im 19. Jahrhundert mit über den Atlantik. In den USA und Kanada entwickelten sie sich weiter. Wie Bräuche das nunmal gelegentlich zu tun pflegen. Und Europa re-importierte sie in den Neunzigern. Halloween's coming home, Halloween kommt nach Hause. Willkommen daheim. Und viel Spaß auf der Party.
Halloween-Horror-Fest in Bottrop
Sonstige Gegenargumente: Halloween gräbt dem Laterne-Singen zu Sankt Martin das Wasser ab. Wirklich? Ist der gefühlte Mitsinger-Rückgang nicht eher eine Frage von Demografie (weniger Kinder) und Zielgruppe (Kinder eben)? Und nebenbei: er Blick in die Lokalzeitungen deutet auch nicht unbedingt darauf hin, dass die Sankt-Martins-Tradition vom Aussterben bedroht wäre.
Auch gern genommen: Halloween verführt zu Vandalismus. Mag da und dort stimmen. Berichte über den einen oder anderen Vorfall gibt's immer wieder. Der 31. Oktober ist an Rhein und Ruhr jedoch beileibe kein Chaos-Tag. Verirrte Vandalen gehören bei großen Partys leider zur Realität - siehe Karneval. Man kann's nur betonen: leider. Das Problem ist jedoch eher gesellschaftlich als Halloween-spezifisch.Und die Haltet-euch-mit-Eierwürfen-zurück-Apelle der regionalen Verkehrsbetriebe haben nach tieferer Recherche doch eher Präventiv- Charakter.
Was die Miesmacher wohl gerade tun? Noch dreienhalb Monate bis zum Valentinstag...
