Adeje/Hannover. . Der Reisekonzern Tui erhöht die Preise für beliebte Urlaubsziele der Deutschen. Günstiger hingegen werden Reisen nach Ägypten, das wegen der politischen Unruhen einen starken Umsatzeinbruch erlitt. Und der Branche droht Deutschland-Chef Christian Clemens zufolge ein neues Problem: Steuernachzahlungen.
Tui-Kunden müssen für beliebte Reiseziele im kommenden Sommer tiefer in die Tasche greifen. Der Marktführer zieht die Preise für Urlaub in Spanien um 2 Prozent und für Reisen in die Türkei um 2,5 Prozent an. Das kündigte der Touristik-Chef von Tui Deutschland, Oliver Dörschuck, am Samstag bei der Vorstellung der Sommerkataloge auf Teneriffa an.
Im Durchschnitt bleiben die Preise stabil. 3 Prozent weniger zahlen Touristen etwa für Urlaub auf Mauritius und den Malediven. Die USA und Australien werden um 2 Prozent günstiger, Griechenland um 1,5 Prozent.
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Auch Reisen nach Ägypten bietet Tui im Sommer 2014 für niedrigere Preise an (minus 2 Prozent). Das Geschäft brach im Sommer 2013 wegen der politischen Unruhen um 43 Prozent ein.
"Das liegt vor allem an den letzten Monaten", sagte Tui-Deutschland-Chef Christian Clemens. Zeitweise sagte Tui wegen der unsicheren Lage sämtliche Reisen in das Land am Nil ab. Griechenland war mit einem Umsatz-Plus von 7,2 Prozent im vergangenen Sommer der Gewinner auf der Mittelstrecke. Auf der Fernstrecke legte der Umsatz für Thailand-Reisen mit einem Plus von 12,3 Prozent am stärksten zu.
Tui will Zahl seiner Marken deutlich verringern
Langfristig stehen auch wichtige Änderungen im Tui-Konzern an. So will der Reisekonzern die Zahl der Marken im Unternehmen deutlich verringern. Das bestätigte eine Sprecherin der Tui AG. Zuvor hatte die "Rheinische Post" (Samstag) über entsprechende Pläne berichtet. Konzernchef Friedrich Joussen sagte dem Blatt, Tui habe weit über 200 Marken, der Auftritt sei extrem fragmentiert. "Ich halte mindestens die Hälfte davon für entbehrlich."
Clemens sagte bei der Vorstellung der Sommerkataloge: "Das ist natürlich eine unglaubliche Flora an Marken." Joussens Plan sei durchaus nachvollziehbar. "Ich kann das verstehen, weil diese vielen Marken aus Kundenperspektive vielleicht verwirrend sind." Clemens schloss nicht aus, dass sich die Zahl der Marken von Tui Deutschland künftig ebenfalls verringern würde. "Im Moment sehe ich das aber nicht."
Wann Tui die Marken zusammenstreiche und ob Arbeitsplätze davon betroffen seien, stehe noch nicht fest, sagte die Sprecherin des Konzerns.
Clemens warnt vor Folgen möglicher Steuernachzahlungen
Konzernchef Joussen hatte ein straffes Sparprogramm eingeleitet, um die Kostenstruktur zu verbessern. Vor allem in der Zentrale in Hannover gibt es Einschnitte. Außerdem soll das Hotel-Geschäft mit seinen diversen Marken gestrafft und die Verschuldung verringert werden, damit die Zinsbelastung sinkt.
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Im dritten Quartal war die Tui wegen höherer Reisepreise und der Erholung der Container-Reederei Hapag-Lloyd in die Gewinnzone zurückgekehrt. Joussen hatte als Grund zudem das Sparprogramm genannt.
Clemens warnte bei der Katalogpräsentation vor den Folgen der möglicherweise anstehenden Steuernachzahlungen für Reiseunternehmen. Unter Umständen kommen auf deutsche Veranstalter enorme Gewerbesteuer-Nachzahlungen zu. "Das kann eine Frage von sehr, sehr vielen Arbeitsplätzen in der Branche sein", warnte er. "Wenn so eine Steuer kommt, müssen wir überlegen, ob wir den Hoteleinkauf ins Ausland verlegen." Tui sei ein globales Unternehmen und könne den Einkauf der Kontingente zum Beispiel nach Österreich oder Dänemark verlagern. (dpa)