Essen. . Zu Beginn des Jahres wurde der Fernverkehr liberalisiert. Die Folge: Der Fernbus-Markt wächst rasant - auch im Ruhrgebiet. Allein im Revier gibt es mittlerweile 23 verschiedene Linien. Der Anbieter Flixbus startet nun neue Strecke von Essen nach Berlin. Die Vor- und Nachteile einer jungen Branche.
Eine Fernbuslinie nach der anderen geht an den Start. Der Markt entwickelt sich rasant seit der Änderung des Personenbeförderungsgesetzes und der damit einhergehenden Liberalisierung des Fernverkehrs zu Beginn dieses Jahres. Das Ruhrgebiet fahren sieben Anbieter an, bisher größter ist „Mein Fernbus“. 23 Linien führen vom Revier in andere deutsche Großstädte – und es werden immer mehr. Sogar das Sauerland ist via Fernbus mit Berlin verbunden.
Ab diesem Freitag fährt das Unternehmen Flixbus in Kooperation mit der Firma Nordrhein-Bus aus Düsseldorf täglich von Essen nach Berlin. Bei Flixbus plant man schon den nächsten Schritt: eine Strecke von Essen nach München. Im November folgt noch ein Anbieter ins Revier: Der ADAC-Postbus rollt auf drei Strecken in Richtung Berlin und München.
Ab 19 Euro bringt Flixbus seine Kunden von Essen nach Berlin – dieser Preis gilt allerdings nur für Frühbucher im Internet. Wer mit dem ersten Flixbus am Freitag fahren will, zahlt aktuell 25 Euro. Wie andere Anbieter auch, liegt das Unternehmen damit aber weit unter den Preisen der Bahn. Eine günstige Alternative, die laut Angaben von Flixbus schon lange nicht mehr nur von Studenten genutzt wird. Auch Familien oder Senioren zähle man zu den Kunden.
Fernbus-Preise sind ein Vorteil für die Verbraucher
Im Preis sieht auch Martin Klug von der Verbraucherzentrale NRW den Vorteil für Kunden: „Der Verbraucher profitiert im Moment sehr stark von dem großen Konkurrenzkampf auf diesem Markt.“ Aber auf Dauer seien die niedrigen Preise für die Unternehmen nicht zu halten. Klug schätzt: „Perspektivisch werden die Preise steigen, aber es wird immer noch günstiger sein als die Bahn.“
Auch interessant
Der Experte sieht aber auch Nachteile für die Verbraucher auf dem Fernbus-Markt: Es gibt kein einheitliches Angebot – wie es beispielsweise die Bahn biete. „Die Beinfreiheit im Bus kann sich von Anbieter zu Anbieter unterscheiden.“ Gleiches gelte für die Mitnahme von Gepäck, Fahrrädern oder Haustieren. „Der Kunde sollte genau auf die Zusatzleistungen achten“, so der Verbraucherschützer. Die Aldi-Busse und „Berlin Linienbus“ verlangen etwa Gebühren für Koffer, bei Flixbus und „Mein Fernbus“ kann man zwei Gepäckstücke kostenfrei mitnehmen.
Leiden unter den niedrigen Preisen auf dem Fernbus-Markt am Ende die Fahrer? Die Gewerkschaft Verdi beobachtet derzeit die Branche sehr genau, protokolliert die Arbeitsbedingungen. Einen Endbericht will man Ende des Jahres vorstellen, so Stefan Heimlich von Verdi. Aber man habe erste Hinweise auf tschechische und kroatische Subunternehmer, die Fahrer aus ihren Heimatländern für 700 bis 800 Euro brutto im Monat auf deutsche Straßen schicken.
„Wir sind eines der wenigen Unternehmen in der Branche mit unbefristeten Arbeitsverhältnissen“, erklärt Daniel Vertgewall, Geschäftsführer von Nordrhein-Bus. Mindestens 1600 Euro zahle man den Fahrern.
In einigen Kommunen gibt es Debatte um Halteplätze
Ein weiteres Problem bringt der expandierende Fernbus-Markt mit sich: den Streit zwischen einigen Kommunen und Linien-Anbietern um Halteplätze. Jede Kommune kann den Umgang mit den Fernbussen handhaben, wie sie will – manche bieten kostenlose Halteplätze, andere nicht. So beschwert sich der Verband Nordrhein-Westfälischer Omnibusunternehmen über die Stadt Dortmund. Laut Ratsbeschluss sollen Fernbus-Anbieter demnächst eine Gebühr von sechs Euro brutto pro 30 Minuten zahlen, wenn sie den zentralen Omnibusbahnhof nutzen.
Den Ärger der Unternehmen kann Stephan Articus, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, nicht verstehen. Er sagt: Die Städte seien für den Fernverkehrsausbau nicht verantwortlich. Bei Flixbus habe man noch keine negativen Erfahrungen mit den Städten gemacht.
Ein Link zu einer Fernbus-Suchmaschine findet sich hier.