Essen. . Der Milliardär und Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen verkauft drei Luxus-Warenhäuser und 28 Sport-Filialen des angeschlagenen Warenhausriesen an die Signa Holding des österreichischen Investors Rene Benko. Der Erlös von 300 Millonen Euro soll in die Modernisierung der Standorte fließen.

Jetzt bekommt der kriselnde Warenhaus-Konzern doch eine Finanzspritze: Die 300 Millionen Euro, die Eigentümer Nicolas Berggruen durch den Verkauf der Premium- und Sporthäuser erlöst, sollen komplett in die Modernisierung der Karstadt-Filialen fließen.

Mit dieser Investitionszusage kommt Berggruen Forderungen aus der Belegschaft, dem Betriebsrat, aber auch des Managements entgegen. Geschäftsführer Andrew Jennings, der Karstadt Ende des Jahres verlässt, soll seinen Vertrag auch deshalb nicht verlängert haben, weil der Eigentümer kein Geld aus eigenen Mitteln zur Verfügung stellen wollte, um die zum Teil angestaubten Filialen auf Vordermann zu bringen. „Es geht um Qualität, nicht um Quantität“, hatte Berggruen noch im Oktober 2012 im Gespräch mit dieser Zeitung seine Zurückhaltung begründet.

Signa-Gruppe kauft Premiumhäuser

Jetzt hat sich der deutsch-amerikanische Milliardär, der die von ihm so genannte „Kult-Marke Karstadt“ 2010 aus der Insolvenz heraus übernahm, doch für eine Finanzspritze entschieden. Die Berliner Berggruen Holdings überträgt 75,1 Prozent der Anteile an der Karstadt-Premium-Group, die das KaDeWe in Berlin, das Alsterhaus in Hamburg und das Oberpollinger in München betreibt, sowie die 28 Sport-Warenhäuser an die Signa-Gruppe. Dahinter verbirgt sich der österreichische Investor Rene Benko, dem bereits die meisten Karstadt-Immobilien gehören.

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Jeweils 24,9 Prozent der Anteile an den Premium- und Sporthäusern, die als Filetstücke im Warenhaus-Imperium gelten, bleiben im Besitz der Berggruen Holdings. An den 83 Warenhäusern, die das Unternehmen gestern als „Kerngeschäft“ bezeichnete, behält Berggruen wie bisher 100 Prozent.

„Es fließt kein Kaufpreis“

„Es fließt kein Kaufpreis an Berggruen Holdings“, heißt es ausdrücklich in der Erklärung von gestern Nachmittag. Das heißt: Der Erlös aus der Transaktion, die laut Berggruen 300 Millionen Euro schwer ist, soll direkt in die Modernisierung der Filialen fließen. In Düsseldorf hat Karstadt in diesem Monat nach langem Umbau sein neues Flaggschiff wiedereröffnet. Das neue Konzept mit viel Licht und neuen Marken soll als Vorbild für andere Umbauten dienen.

Der Eigentümer trat gestern Spekulationen entgegen, er wolle sich möglicherweise ganz von Karstadt trennen. Der Verkauf der Mehrheit an den Premium- und Sporthäusern „ist mein Beitrag zur weiteren Gesundung des Unternehmens und mein klares Bekenntnis zum Geschäftsmodell Warenhaus“, ließ Berggruen wissen. „Das Kerngeschäft behalten wir komplett, da wir hier in den nächsten Jahren große Wachstumschancen sehen.“

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Die Bereitstellung frischen Geldes bringt der Eigentümer aber auch in Verbindung mit den Tarifverhandlungen, die am 23. September starten sollen. Im Mai hatte Karstadt einen Ausstieg aus dem Einzelhandels-Tarifvertrag und eine „Tarifpause bis 2016“ verkündet. Einzelheiten des Verzichts auf Lohnerhöhungen sollen mit dem Betriebsrat ab dem 23. September ausgehandelt werden.

Verhandlungen über Tarifpause

Die Gespräche will die Gewerkschaft Verdi nutzen, um eine Standort- und Beschäftigungssicherung zu vereinbaren. Denn in dem Verkauf der Filetstücke sieht Verdi-Vorstand Stefanie Nutzenberger eine Zerschlagung des Konzerns. „Die Ankündigung, Sport- und Premiumhäuser zu veräußern, schürt Ängste bei den Beschäftigten“, so Nutzenberger. Nach Verdi-Angaben haben die Mitarbeiter in den vergangenen Jahren bereits auf 650 Millionen Euro Gehalt verzichtet.

Während Berggruen noch immer keinen Nachfolger für den Ende des Jahres ausscheidenden Geschäftsführer Jennings präsentiert hat, überraschte er gestern mit der Benennung eines neuen Aufsichtsratsvorsitzenden: Jared Bluestein, Manager in der Berggruen-Holdings und erst seit April 2011 Chefaufseher in Essen, macht Platz für Stephan Fanderl, der als Handelsexperte gilt.