Düsseldorf. . Karstadt steckt in diesem Jahr mehrere Millionen Euro in seine Warenhäuser – auch in Mülheim und Dortmund. Mit mehr Licht und vielen neuen Marken will Geschäftsführer Andrew Jennings den Essener Konzern aus seiner Krise führen. Das Flaggschiff steht aber in Düsseldorf.

Es hat sich etwas getan bei Karstadt in Düsseldorf. Das rundherum erneuerte Flaggschiff unter den 83 Filialen in Deutschland hat den typischen Warenhaus-Charakter mit langen Regalwänden und gestapelten Schuhkartons hinter sich gelassen, ist heller und moderner geworden.

Die Kritik einiger älterer Kunden an der lauten Popmusik kann Karstadt-Boss Andrew Jennings gar nicht nachvollziehen. Er ist sichtlich zufrieden, als er am Mittwochvormittag durch das umgekrempelte Düsseldorfer Haus spaziert.

Jennings spürt "leichten Rückenwind"

Viel Positives hatte der Manager in den vergangenen Monaten über den angeschlagenen Karstadt-Konzern nicht zu vermelden: Arbeitsplatz-Abbau, Abkehr von der Tarifbindung, schrumpfende Umsatzzahlen. Wie im übrigen Handel auf wendete sich das Blatt im August aber. Gerade rechtzeitig, bevor der Brite die Herbstaktion „Feel London“ am Donnerstag startet, verbesserten sich die Zahlen.

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Jennings spürt „leichten Rückenwind“. Denn nicht nur in Düsseldorf hat Karstadt sein Modernisierungsprogramm gestartet. 2013 fließen nach eigenen Angaben „mehrere Millionen Euro“ in den Umbau von zwölf Filialen. Dazu gehören auch Mülheim, wo die größte Sportabteilung Deutschlands entstanden ist, und Dortmund.

Aus für Multimedia und Lampen

Im Gespräch mit unserer Redaktion verteidigt Jennings seine Strategie, die Sortimente Multimedia, Bücher, Gardinen und Beleuchtung aufgegeben zu haben: „Kein Einzelhändler kann mehr alles anbieten. Wir müssen uns mehr spezialisieren. Für das ertragsschwache Multimedia-Geschäft etwa gibt es bereits große Spezialisten. Deshalb haben wir uns davon getrennt.“ Dem klassischen Warenhaus mit einem breiten Angebot, dem viele Handelsexperten bereits das Totenglöckchen läuten, gibt Jennings dennoch eine Zukunftschance.

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Die Bereinigung des Sortiments schafft Platz für Neues. Allein in diesem Jahr hat Karstadt fast 50 neue Marken ins Programm aufgenommen. Die vernichtende Kritik des Handelsexperten Thomas Roeb, dass nach einer Umfrage seiner Hochschule Bonn-Rhein-Sieg nur vier Prozent der Karstadt-Kunden die neuen Marken überhaupt bemerkt hätten und der Umbau deshalb ein Flop sei, weist Jennings zurück: „Nach über 40 Jahren im Einzelhandelsgeschäft weiß ich, was Kunden mögen. Unsere erfolgreichste Marke Topshop/Topman war schon zwei Tage nach Einführung ein Renner. Aber nicht jede neue Marke entwickelt sich über Nacht von Nichts zum Helden (from zero to hero). Karstadt hat sich mit dem Abschluss der Neuaufstellung bis 2015 Zeit gegeben.“

Von klassisch bis trendy

Zu Jennings Philosophie zählen aber nicht nur neue Marken. Hatte Karstadt früher eher eine Kundschaft mit klassischem Modeschmack im unteren bis mittleren Preissegment im Visier, soll mit dem neuen Angebot nun ein breiteres Publikum von klassisch über modern bis trendy mit Produkten aus allen Preissegmenten angesprochen werden.

Die Endstufe des Programms „Karstadt 2015“ wird Jennings als Konzernchef allerdings nicht mehr begleiten. Er scheidet am Jahresende auf eigenen Wunsch aus. Dass Eigentümer Nicolas Berggruen Probleme hat, einen Nachfolger zu finden, streitet Jennings ab. „Die Suche nach meinem Nachfolger läuft. Wir werden den neuen Geschäftsführer zur gegebenen Zeit vorstellen“, sagt er.