Düsseldorf. . Der britische Telekom-Konzern Vodafone erhöht im Kampf um die Übernahme von Kabel Deutschland den Druck auf die Aktionäre des größten deutschen Kabelnetzbetreibers. Die Briten drohen damit, die Übernahme abzublasen und setzen den Anteilseignern ein Ultimatum bis Mittwoch.
Die geplante Übernahme von Kabel Deutschland gerät für Vodafone zur Zitterpartie: Einem Pressebericht zufolge wollen einige Kabel-Investoren ihre Aktien vorerst nicht verkaufen. Der britische Mobilfunkanbieter könnte dabei scheitern, die Schwelle von 75 Prozent der Kabel-Papiere zu erreichen, schrieb die "Financial Times" (Montagausgabe). "Einige der Kabel-Anteilseigner glauben, dass die Andienungsquote unterhalb dieser Hürde liegen wird", zitiert die Zeitung ungenannte Aktionäre. Vor allem sogenannte Index-Tracker-Investoren, die den Verlauf eines Aktienindizes in ihrem Portfolio nachbilden, wollten die Titel erst so spät wie möglich verkaufen.
Vodafone rief alle noch unentschlossenen Investoren zum Verkauf auf. Sollte die Hürde von drei Viertel der Anteile verfehlt werden, sei eine Verlängerung der Annahmefrist ausgeschlossen, teilte der Konzern mit. Das ist brisant, da die Uhr tickt - die Kaufofferte läuft nur noch bis Mittwochmitternacht. Anleger reagierten verunsichert und trennten sich von Kabel-Aktien: Die Titel verloren gut ein Prozent auf 84,80 Euro.
Vodafone bietet 84,50 Euro für jede Kabel-Deutschland-Aktie
Bislang haben die Briten erst wenige Aktionäre des Kabel-Marktführers auf ihre Seite gezogen. Bis zum Börsenschluss am 6. September seien erst 7,6 Prozent der Kabel-Deutschland-Titel angedient worden, erklärte Vodafone. Zusammen mit den Aktien, die der britische Mobilfunkriese bereits vorher kaufte, beläuft sich der Anteil derzeit damit auf 11,9 Prozent. Der geringe Zuspruch ist bei solchen Offerten nicht ungewöhnlich - üblicherweise trennen sich die meisten Aktionäre erst am Ende der Frist von ihren Papieren.
Die Briten bieten 84,50 Euro in bar für jeden Kabel-Deutschland-Anteilsschein. Dazu kommen 2,50 Euro Dividende, die Kabel Deutschland für das Geschäftsjahr 2012/13 versprochen, aber noch nicht ausgezahlt hat. Die Offerte ist damit 7,7 Milliarden Euro schwer - einschließlich Schulden ist Vodafone das Unternehmen 10,7 Milliarden Euro wert. Das Geld dafür beschafft sich Vodafone-Chef Vittorio Colao durch den Ausstieg aus dem US-Mobilfunk-Jointventure Verizon Wireless - Partner Verizon überweist dafür 130 Milliarden Dollar nach London. Vodafone will durch den Kabel-Deal in Deutschland ein Schwergewicht mit superschnellen Datennetzen im Mobilfunk und Festnetz schaffen und Marktführer Telekom in die Zange nehmen. (rtr)