Wiesbaden. Die deutsche Exportwirtschaft kommt nicht in Fahrt. Der schwächelnde Euroraum kann keine Impulse liefern, und auch auf den Weltmärkten steigt die Verunsicherung wieder, auch angesichts der Lage in Syrien. Daher sind die Ausfuhren im Juli überraschend zurückgegangen.
Der erhoffte Aufwind für Deutschlands Exportwirtschaft lässt weiter auf sich warten: Im Juli belastete vor allem das schwache Geschäft in Übersee die deutschen Exporteure überraschend stark. Doch auch der kriselnde Euroraum kauft weniger Waren "Made in Germany" als im Vorjahr.
Gegenüber dem Vormonat gingen die Ausfuhren im Juli saisonbereinigt um 1,1 Prozent zurück, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte. Volkswirte hatten mit einem Plus von 0,7 Prozent gerechnet. Die Einfuhren stiegen um 0,5 Prozent.
Im Jahresvergleich stagnierten die deutschen Exporte. Mit minus 1,0 Prozent entwickelten sich vor allem die Lieferungen in sogenannte Drittländer schwach, auch die Ausfuhren in die Eurozone sanken um 0,7 Prozent. Positiv entwickelte sich allein der Handel mit EU-Ländern, die nicht der Währungsunion angehören: Die Exporte dorthin lagen im Juli 3,6 Prozent über dem Niveau des Vorjahres. Die Importe stiegen im Jahresvergleich insgesamt um 0,9 Prozent.
Experten erwarten Anzug der Exporte im zweiten Halbjahr
"Im Außenhandel nichts Neues. Es fehlt der Schwung, so verharren die Ausfuhren auf einem hohen Niveau", sagte der Präsident des Außenhandelsverbands BGA, Anton Börner, am Freitag. Die anhaltende Unsicherheit auf den Weltmärkten lähme Entscheidungen und damit das Geschäft: "So trägt beispielsweise die aktuelle Krise in Syrien mit den Auswirkungen auf den Ölpreis seinen Anteil an der weltweiten Verunsicherung." Von Januar bis Juli verfehlten die deutschen Exporte ihren Vorjahreswert um 0,5 Prozent.
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Trotz des überraschend schwachen Juli-Ergebnisses müssen die Exporteure das Jahr noch nicht abhaken. "Die Exporte sollten in der zweiten Jahreshälfte allmählich anziehen, da die Eurozone die Rezession hinter sich gelassen hat", sagte Moody's-Ökonomin Anna Zabrodzka. Allerdings könnten rückläufige Ausfuhren in den drittwichtigsten Absatzmarkt China den Aufschwung der deutschen Exporteure bremsen.
Leistungsbilanzüberschuss ist gewachsen
Nach vorläufigen Berechnungen der Deutschen Bundesbank schloss die Leistungsbilanz, die den gesamte Waren- und Dienstleistungsverkehr mit dem Ausland sowie Erwerbs- und Vermögenseinkommen umfasst, im Juli mit einem Überschuss von 14,3 Milliarden Euro ab. Von Januar bis Juli stieg der Leistungsbilanzüberschuss damit von 101,6 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum auf 105,3 Milliarden Euro.
Nach Schätzungen des ifo-Instituts wird Deutschland das Jahr 2013 mit einem Rekordüberschuss der Leistungsbilanz abschließen. Mit der Erholung der Weltkonjunktur dürfe sich das Plus auf die 200- Milliarden-Euro-Marke zubewegen, betonten die Experten.
Kritiker: Deutschland lebt auf Kosten anderer
Schon 2011 und 2012 habe Deutschland den höchsten Leistungsbilanzüberschuss weltweit erzielt und war damit der größte Kapitalexporteur der Welt. Mit 238 Milliarden US-Dollar (etwa 186 Mrd Euro) lag der deutsche Wert damit noch vor China mit einem Überschuss von 193 Milliarden US-Dollar. Für den deutschen Überschuss sei fast ausschließlich der Warenhandel verantwortlich gewesen.
Kritiker werfen Deutschland immer wieder vor, mit seinen Exportüberschüssen auf Kosten anderer zu leben und damit die Weltwirtschaft aus dem Gleichgewicht zu bringen. Denn dem deutschen Überschuss steht andernorts ein Defizit gegenüber: Diese Länder müssen ihre Importe über Schulden finanzieren. (dpa)