Düsseldorf. . Auch die Discounter setzen auf Bio. Der Grund: Verbraucher greifen immer öfter zu hochwertigen Nahrungsmitteln. Das beschert den Lebensmittelhändlern in diesem Jahr ein kräftiges Umsatzplus von 3,4 Prozent. Doch wegen steigender Energiepreise sieht jeder fünfte Einzelhändler Arbeitsplätze gefährdet.

Während sich die Umsätze des deutschen Einzelhandels in diesem Jahr stabil entwickeln, verzeichnen die Lebensmittelhändler ein überdurchschnittliches Wachstum. Nach Angaben des Handelsverbands Deutschland (HDE) legte der Lebensmitteleinzelhandel von Januar bis Juli um 3,4 Prozent zu.

„Diese Entwicklung übertrifft alle Erwartungen“, sagt HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Aus seiner Herbstumfrage bei 1200 Unternehmen weiß der Verband, dass viele Lebensmittelhändler in ihre Läden investiert haben – Discounter ebenso wie Vollsortimenter. „Es gibt eindeutig eine Trendwende weg vom reinen Preisdenken hin zu mehr Qualität und Service“, so Genth.

Nahrungsmittel 4,6 Prozent teurer

Nach etlichen Lebensmittelskandalen kaufen die Kunden nach Erkenntnissen des HDE verstärkt frische, Bio-, fair gehandelte und Markenprodukte. Entsprechende Sortimentserweiterungen seien auch bei den Discountern zu beobachten. Die Verbraucher sind offenbar bereit, für qualitativ höherwertige Lebensmittel auch tiefer in die Tasche zu greifen.

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Denn Nahrungsmittel sind nach HDE-Angaben in den ersten sieben Monaten um 4,6 Prozent teurer geworden. „Allein seit 2010 haben sich Lebensmittel um über elf Prozent verteuert“, sagt der Geschäftsführer.

Fisch-Verbrauch geht zurück

Zumindest beim Fisch rufen die gestiegenen Preise aber offenbar eine umgekehrte Reaktion hervor: Die Verbraucher drosselten im vergangenen Jahr ihren Konsum. Pro Kopf verzehrte jeder Einwohner 15,2 Kilogramm Fisch und damit 300 Gramm weniger als 2011, teilte das Fisch-Informationszentrum (FIZ) am Dienstag in Hamburg mit. Danach lagen Ausgaben für Fisch mit 3,3 Milliarden Euro um ein Prozent über dem Vorjahr und damit auf einem Rekordstand. Die Verbraucher haben für mehr Geld aber weniger Fisch bekommen. In den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres seien die Ausgaben weiter um fünf Prozent gestiegen, der Verbrauch habe wieder um ein Prozent zugelegt, so das FIZ.

Steigende Kosten für Rohstoffe und Löhne könnten zum Problem werden 

Neben einer wachsenden Nachfrage macht Handelsverbandschef Genth für den Preisauftrieb bei den übrigen Lebensmitteln steigende Kosten für Rohstoffe und Löhne aus. Aber auch die explodierenden Energiepreise, die nicht nur bei den Produzenten, sondern auch im Handel kräftig zu Buche schlagen. In einer Umfrage zeigten sich Händler durch das „Chaos bei der Energiewende“, wie es HDE formuliert, verunsichert. Jedes fünfte Unternehmen sehe wegen der steigenden Energiekosten Arbeitsplätze gefährdet.

Handel klagt über hohe Energiepreise

Kurz vor der Bundestagswahl ­fordert Handelsexperte Genth, das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zu kippen. Die Erzeugung von Öko-Strom müsse marktwirtschaftlichen Mechanismen unterworfen werden. „Es ist nicht hinnehmbar, dass Verbraucher und nicht privilegierte Unternehmen die Förderung von Industrien über die EEG-Umlage mitfinanzieren.“

Marken oder "No-Name"?

Die „Yoghurt Gums“ des Familienunternehmens Katjes sind nicht erst seit Heidi Klum sehr beliebt.
Die „Yoghurt Gums“ des Familienunternehmens Katjes sind nicht erst seit Heidi Klum sehr beliebt. © © Frank Flamme
Günstiger werden sie unter anderem bei Aldi-Süd angeboten, wo die Joghurt-Früchtchen 50 Prozent weniger kosten. Sie stammen von der Katjes-Tochterfirma Smile Factory.
Günstiger werden sie unter anderem bei Aldi-Süd angeboten, wo die Joghurt-Früchtchen 50 Prozent weniger kosten. Sie stammen von der Katjes-Tochterfirma Smile Factory. © © Frank Flamme
Viele bekannte Hersteller verkaufen ihre Qualitätsprodukte nicht nur unter dem Markennamen, sondern auch als No-Name-Produkte über Supermarktketten. Mit Martina Schneiders Buch
Viele bekannte Hersteller verkaufen ihre Qualitätsprodukte nicht nur unter dem Markennamen, sondern auch als No-Name-Produkte über Supermarktketten. Mit Martina Schneiders Buch "Welche Marke steckt dahinter?" können Verbraucher auf einen Blick feststellen, bei welchem Supermarkt und unter welchem Namen ein Produkt günstiger angeboten wird. © Südwest Verlag
"Golden Toast" von Lieken Brot- und Backwaren kostet 1,19 Euro. © © Frank Flamme
Bei Lidl kostet das
Bei Lidl kostet das "Grafschafter Buttertoast" nur 49 Prozent des Golden-Toast-Preises. Die Zutatenliste ist dieselbe. © © Frank Flamme
Die
Die "Gourmet Sahne" von Glücksklee gibt es bei allen Ketten als Doppelgänger. © © Frank Flamme
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© © Frank Flamme
Bei Edeka heißt sie
Bei Edeka heißt sie "Sprüh-Sahne" und ist von Gut&Günstig, ... © © Frank Flamme
... bei Gutes Land für Netto ist es die
... bei Gutes Land für Netto ist es die "Sprühfertige Schlagsahne". © © Frank Flamme
Die
Die "Leibniz Schokokekse Vollmilch" sind nicht nur im Original sehr beliebt. © © Frank Flamme
Norma bietet den Schoko-Butterkeks günstiger von der Marke Delicia an.
Norma bietet den Schoko-Butterkeks günstiger von der Marke Delicia an. © © Frank Flamme
Aldi Süd bietet den Schoko-Butterkeks ebenfalls an - allerdings von der Marke Choco Bistro.
Aldi Süd bietet den Schoko-Butterkeks ebenfalls an - allerdings von der Marke Choco Bistro. © © Frank Flamme
Und auch Aldi-Nord hat mit seiner Eigenmarke Biscotto den Schokokeks im Sortiment.
Und auch Aldi-Nord hat mit seiner Eigenmarke Biscotto den Schokokeks im Sortiment. © © Frank Flamme
Die „Chipsletten“ stellt die Firma Lorenz Bahlsen Snack World her.
Die „Chipsletten“ stellt die Firma Lorenz Bahlsen Snack World her. © © Frank Flamme
Die „Stapelchips“ von Aldi Süd sind zwar von der Marke „Sun Snacks“. Dahinter steckt aber die IBU GmbH und die wiederum gehört zu Bahlsen.
Die „Stapelchips“ von Aldi Süd sind zwar von der Marke „Sun Snacks“. Dahinter steckt aber die IBU GmbH und die wiederum gehört zu Bahlsen. © © Frank Flamme
Bei Aldi Nord heißt die Marke
Bei Aldi Nord heißt die Marke "Feurich" und kostet 27 Prozent weniger. © © Frank Flamme
Der Quarkhersteller Milram gehört zur Nordmilch AG.
Der Quarkhersteller Milram gehört zur Nordmilch AG. © © Frank Flamme
Bei Edeka kostet das „Gut & Günstig“-Produkt 42 Prozent weniger, ....
Bei Edeka kostet das „Gut & Günstig“-Produkt 42 Prozent weniger, .... © © Frank Flamme
...bei Penny ist das Produkt ebenfalls 42 Prozent billiger.
...bei Penny ist das Produkt ebenfalls 42 Prozent billiger. © © Frank Flamme
Die Firma Teekanne produziert die Teesorte Waldbeere, die es bei...
Die Firma Teekanne produziert die Teesorte Waldbeere, die es bei... © © Frank Flamme
... Lidl als Waldfrucht-Tee ebenfalls gibt, allerdings um 62 Prozent günstiger. Die unbekannte Wilken Tee GmbH ist „in den Konzernabschluss der Teekanne Holding GmbH“ einbezogen.
... Lidl als Waldfrucht-Tee ebenfalls gibt, allerdings um 62 Prozent günstiger. Die unbekannte Wilken Tee GmbH ist „in den Konzernabschluss der Teekanne Holding GmbH“ einbezogen. © © Frank Flamme
Böklunder
Böklunder "Echte Land-Bockwurst" hat gleich vier günstigere Nachmacher. Dabei kann der Verbraucher zwischen 41 und 55 Prozent sparen. © © Frank Flamme
Rewes
Rewes "ja! 5 Bockwürstchen" von Rewe sind sogar 55 Prozent günstiger. © © Frank Flamme
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Die "TiP Bockwürstchen" von real sind 55 Prozent günstiger. © © Frank Flamme
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Die "Gut & Günstig Delikatess Schinkenwürstchen" von Edeka kosten 50 Prozent weniger als das Original. © © Frank Flamme
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Die "Gut Ponholz Schinken-Würstchen" von Netto kosten 41 Prozent weniger als das Original. © © Frank Flamme
Die Bio-Frischmilch der ehemaligen bayerischen Staatsmolkerei Weihenstephan ist das Original.
Die Bio-Frischmilch der ehemaligen bayerischen Staatsmolkerei Weihenstephan ist das Original. © © Frank Flamme
Bei Norma kostet die Milch von Bio-Sonne 24 Prozent weniger. Der Identitätscode ist derselbe wie von Weihenstephan.
Bei Norma kostet die Milch von Bio-Sonne 24 Prozent weniger. Der Identitätscode ist derselbe wie von Weihenstephan. © © Frank Flamme
Müllers
Müllers "Reine Buttermilch" wird von allen Supermarktketten imitiert und günstiger angeboten. © © Frank Flamme
Tip von Real macht dies ebenso wie ...
Tip von Real macht dies ebenso wie ... © © Frank Flamme
... Landfein bei Norma oder ...
... Landfein bei Norma oder ... © © Frank Flamme
... die
... die "Gutes Land-Buttermilch" bei Netto, und ... © © Frank Flamme
... bei Aldi Nord verkauft Milsani die
... bei Aldi Nord verkauft Milsani die "Reine Buttermilch". Sie ist eine Tochterfirma von Müller. © © Frank Flamme
Das
Das "Russisch Brot" von Bahlsen gibt es als Doppelgänger auch bei ... © © Frank Flamme
... Norma, wo es die Marke Delicia anbietet.
... Norma, wo es die Marke Delicia anbietet. © © Frank Flamme
Die
Die "Prinzenrolle" von DeBeukelaer des Herstellers Griesson. © © Frank Flamme
Auch Aldi Nord bietet sie an, allerdings 52 Prozent günstiger und unter dem Namen
Auch Aldi Nord bietet sie an, allerdings 52 Prozent günstiger und unter dem Namen "Doppelkeks". Griessons Tochterfirma Coverna stellt sie her. © © Frank Flamme
Aldi Süd lässt die Doppelkeks-Rolle von der Griesson-Tochterfirma Flämische Keksfabrik aus Kempen produzieren. Auch hier ist der Keks 52 Prozent billiger.
Aldi Süd lässt die Doppelkeks-Rolle von der Griesson-Tochterfirma Flämische Keksfabrik aus Kempen produzieren. Auch hier ist der Keks 52 Prozent billiger. © © Frank Flamme
Die
Die "Original Schwäbischen Maultaschen" von Zimmermann sind das Original. © © Frank Flamme
Bei Rewe gibt es das Bio-Produkt auch - aber unter dem Namen
Bei Rewe gibt es das Bio-Produkt auch - aber unter dem Namen "Maultaschen" mit Rind- und Schweinefleisch. © © Frank Flamme
Die Freiberger Lebensmittel GmbH stellt die Alberto Salami Baguettes her. Aber nicht nur das: Auch für Gut&Günstig von Edeka, K-Classic von Kaufland und Baguettes franzöischer Art von Aldi produziert die Firma. Die Preisersparnis liegt bei 39 bis 40 Prozent.
Die Freiberger Lebensmittel GmbH stellt die Alberto Salami Baguettes her. Aber nicht nur das: Auch für Gut&Günstig von Edeka, K-Classic von Kaufland und Baguettes franzöischer Art von Aldi produziert die Firma. Die Preisersparnis liegt bei 39 bis 40 Prozent. © © Frank Flamme
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Die "Gut & Günstig Baguettes" von Edeka werden etwa 40 Prozent billiger verkauft. © © Frank Flamme
Und auch die Baguettes nach französischer Art Salami von Aldi kosten 40 Prozent weniger als das Original.
Und auch die Baguettes nach französischer Art Salami von Aldi kosten 40 Prozent weniger als das Original. © © Frank Flamme
Die Kaufland K-Classic Baguettes Salami sind 39 Prozent günstiger als die Alberto-Baguettes.
Die Kaufland K-Classic Baguettes Salami sind 39 Prozent günstiger als die Alberto-Baguettes. © © Frank Flamme
Die Original Napolitaner von Manner hat viele Doppelgänger.
Die Original Napolitaner von Manner hat viele Doppelgänger. © © Frank Flamme
Günstiger gibt es sie zum Beispiel bei Lidl, wo Favorini Neapolitaner-Waffeln verkauft.
Günstiger gibt es sie zum Beispiel bei Lidl, wo Favorini Neapolitaner-Waffeln verkauft. © © Frank Flamme
Die „Schoko Strolche“ von Dickmann´s aus dem Hause Storck sind im Vergleich zu...
Die „Schoko Strolche“ von Dickmann´s aus dem Hause Storck sind im Vergleich zu... © © Frank Flamme
...den „Mini Schoko Küsse“ von Choceur, die es bei Aldi Süd gibt, um 56 Prozent teurer. Die Aldi-Schokoküsse stammen von der Storck-Tochter WIHA.
...den „Mini Schoko Küsse“ von Choceur, die es bei Aldi Süd gibt, um 56 Prozent teurer. Die Aldi-Schokoküsse stammen von der Storck-Tochter WIHA. © © Frank Flamme
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Der Handel gehört nach eigenen Angaben nicht zu dem Kreis energieintensiver Branchen, die vom Bund entlastet werden. Nach HDE-Berechnungen zahlt jeder deutsche Supermarkt derzeit pro Jahr im Schnitt 26 500 Euro EEG-Umlage. Sollte der Satz 2014 wie erwartet auf bis zu 6,5 Cent pro Kilowattstunde steigen, kämen auf jeden Supermarkt noch einmal zusätzlich 6000 Euro Belastung zu.

Gewinnsituation verschlechtert

Und das in einer Zeit, in der sich die Gewinnsituation vieler Einzelhändler verschlechtere. „Im hart umkämpften Einzelhandel ist es in vielen Fällen nicht möglich, höhere Kosten an die Verbraucher weiterzugeben“, sagt Genth. Der Herbstumfrage zufolge erwartet fast jeder zweite Händler (46 Prozent) eine Verschlechterung seiner Geschäftslage.

In den ersten sieben Monaten steigerte der deutsche Einzelhandel seinen Umsatz um 1,1 Prozent auf 245,2 Milliarden Euro. Preisbereinigt sanken die Erlöse aber um 0,5 Prozent.