Hannover/Duisburg . Die Lichter vor den Schleusen stehen wieder auf Rot. Gleich in mehreren Bundesländern wollen die Kollegen der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung diese Woche streiken. Die Schifffahrt beklagt einen Millionenschaden. Und fordert ein Machtwort der Kanzlerin.
An Dutzenden Schleusen in Niedersachsen, Bremen und Nordrhein-Westfalen haben Berufsschiffer und Hobbykapitäne am Dienstag abermals Zwangspausen einlegen müssen. Die Gewerkschaft Verdi hatte die Beschäftigten der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) aufs Neue zum Streik aufgerufen und sprach von insgesamt gut 1000 Mitarbeitern im Ausstand. Hintergrund des Arbeitskampfes ist ein geplanter Umbau der stark regional verankerten Behörde. Die Reform könnte nach Befürchtungen der Gewerkschaft schlimmstenfalls jeden vierten der bundesweit ungefähr 12 000 Arbeitsplätze kosten.
Während der Streik in NRW noch bis Samstag laufen soll, ist das vorläufige Ende in Niedersachsen und Bremen für Donnerstag geplant. Verdi kündigte außerdem an, die Streikwelle auszuweiten auf Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland. Schleusenwärter und Kollegen sollen dort von Mittwoch bis Freitag dieser Woche in den Ausstand treten.
Arbeitnehmer fordern Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung
Die Arbeitnehmer wollen erreichen, dass die Bundesregierung einen Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung vereinbart. Betriebsbedingte Kündigungen und Versetzungen sollen zudem ausgeschlossen werden. Die WSV betreibt nach eigenen Angaben bundesweit 450 Schleusen, 290 Wehre, vier Schiffshebewerke, 15 Kanalbrücken und zwei Talsperren. Zudem ist sie für Tausende Wegweiser am und auf dem Wasser zuständig.
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Nach Angaben des Elektronischen Wasserstraßen-Informationsservice (Elwis) gab es am Vormittag an wichtigen Nadelöhren Verzögerungen und Sperren. Eine WSV-Sprecherin berichtete von ersten merklichen Einschränkungen. Nähere Angaben sollte es zum Abend geben.
Am Donnerstag wollen etwa 1000 WSV-Beschäftigte aus NRW und Niedersachsen in Minden demonstrieren. Dort wird auch der Verdi-Vorsitzende Frank Bsirske zu den Streikenden sprechen.
Streik bringt Schaden in Millionenhöhe
Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt forderte erneut ein Machtwort von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Der streikbedingte Schaden in der Schifffahrtsbranche, die mit dem Tarifkonflikt nichts zu tun habe, gehe in die Millionen. "Es trifft den Mittelstand und überwiegend Familienbetriebe", sagte Jörg Rusche, Geschäftsführer des Verbandes, am Dienstag. Je nach Größe des Schiffs betrage der Schaden zwischen 1500 und 2000 Euro am Tag. Die Schiffe könnten die bestreikten Bereiche mangels Alternativen nicht umfahren.
In Nordrhein-Westfalen lag der Schwerpunkt laut WSV auf den Kanälen im Ruhrgebiet. Verdi-Fachbereichsleiterin Regina Stein sagte zur Lage in Niedersachsen und Bremen, wo 600 Kollegen im Ausstand seien: "Ich gehe davon aus, dass der Berufsverkehr zum Erliegen gekommen ist." Genaue Rückmeldungen gebe es frühestens am Abend. (dpa)