Gelsenkirchen.

Die Schleuse ist wieder dicht: Seit gestern befinden sich die Mitarbeiter der Schifffahrtsämter erneut im Streik. Die Schleusenwärter wehren sich damit gegen die Pläne des Bundesverkehrsministeriums, das Umstrukturierungen in der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung plant – mit der Folge, dass bis zu 3000 Arbeitsplätze abgebaut werden sollen. Im Laufe der Woche könnte es den ein oder anderen Stau vor der Schleuse auf dem Rhein-Herne-Kanal geben. Große Sorgen machen sich die ansässigen Unternehmen aber nicht. Sie haben sich auf Ausfälle vorbereitet.

„Der Hafen ist zur Zeit leer“, sagt Franz-Josef Grefrath, Prokurist der Gelsenkirchener Logistik-, Hafen- und Servicegesellschaft mbH. Viele am Kanal ansässige Unternehmen hätten sich einen Puffer angelegt, Schiffe vorgezogen und im Vorfeld Waren anliefern lassen. Doch: „Auch Lagerung kostet Geld“, weiß der Hafenmeister. Ohnehin sei es „keine erfrischende Situation“, sagt Grefrath. „Wir kommen aus einem langen, kalten Winter mit Hochwasser. Nun wird wieder gestreikt und bald droht Niedrigwasser.“ Ob der Streik gerechtfertigt sei oder nicht, stehe außer Diskussion. Fakt sei, dass die vielen Unwägbarkeiten das Vertrauen in die Binnenschifffahrt stören. Und das schädige auf lange Sicht den Hafenbetrieb. „Vielen steigen daher um auf die Straße.“ Mit Folgen für den Verkehr: „Für die 1000-Tonnen Fracht eines Schiffes, müssen 40 Lkw beladen werden“, weiß Grefrath.

Unternehmen sind gut vorbereitet

„Im Moment haben wir die Lage gut im Griff“, sagt Stefanie Hansen, Sprecherin von BP. Der Kanal ist eine wichtige An- und Abliefer-Route für die Raffinerien in Horst und Scholven. Für die Kraftstoffproduktion werde etwa Ethanol angeliefert, hinaus gehen hauptsächlich Kraftstoffe wie Benzin, Diesel oder Heizöl. „Wir haben uns vorbereitet.“ Das Großunternehmen komme häufiger in Situationen, in denen der Schiffsverkehr lahm liegt. „Etwa, wenn der Kanal im Winter zufriert.“ Daher werde nun mehr in Kesselwagen über die Schiene oder in Tankwagen über die Straße transportiert. Auch die Lager seien vorher möglichst frei gemacht worden, um mehr Kapazitäten zu haben.

Auch die Avangard Malz AG hat sich vorbereitet. Sie bekommen hauptsächlich Gerste über den Kanal angeliefert. „Wir haben Vorräte für sechs bis acht Wochen gelagert“, sagt Betriebsleiter Dieter Beck. Zum Kunden kommen die Produkte zu 90 Prozent per Lkw über die Straße. „Brauereien, die wir beliefern, etwa Warsteiner oder Oettinger in Mönchengladbach liegen alle im Umkreis von 150 Kilometern.“

Der Streik bringe bald das nächste Problem mit sich, weiß Franz-Josef Grefrath. Wenn die Lager voll sind, wird wieder mehr Schiffsraum nachgefragt. „Und dann steigen die Transportkosten.“