Essen. . Die Dienstleistungsgesellschaft Verdi ruft bis Freitag alle Beschäftigten der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung NRW zum Streik aufgerufen. Das bringt die Weiße Flotte ins Wanken. Hätte sie nicht einen Plan B. 700 Fahrgäste müssen wegen des Streiks umgebucht werden.

Vom schönen Baldeneysee aus könne man die Weltmeere erobern, erzählt Franz-Josef Ewers gerne. Und der Geschäftsführer der Weißen Flotte gibt zu bedenken: „Umgekehrt geht das nicht.“ Wer nun vorhatte, das ausgerechnet nächste Woche zu tun, muss das wohl verschieben: Denn von Dienstag bis Freitag sind alle Beschäftigten der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung NRW zum Streik aufgerufen, wie die Gewerkschaft Verdi mitteilte. Und das hat nicht nur zur Folge, dass man vom See gar nicht wegkäme, sondern es trifft vor allem die Personenschifffahrt in der Hauptsaison. Hätte die Flotte nicht einen Plan B.

Drei-Tages-Tour über die Kanäle nach Münster

Es ist Hauptsaison bei der Weißen Flotte, die meisten Fahrten sind lang im Voraus ausgebucht. In sechs Tagen schippert der Kahn da schon mal 700 Personen durch die Wasserstraßen. So auch in der kommenden Woche – eigentlich. Denn aus der Fünf-Schleusen-Fahrt am Dienstag wird wohl nichts, wenn diese zeitgleich bestreikt werden. Und auch die Drei-Tages-Tour über die Kanäle nach Münster muss verlegt werden, zumindest deren Startpunkt am Donnerstag. „Wir waren stolz auf die Auslastung“, sagt Ewers. Und müssten diese Ausflüge aufgrund der Schleusen-Streiks nun komplett ausfallen, „das wäre für uns ein Minus, das wir in keinster Weise wieder einfahren könnten“, betont Ewers, „ganz zu schweigen von dem Image-Schaden.“

Allein die verkauften 700 Tickets für die kommende Woche haben einen Wert von 38.000 Euro, zuzüglich rund 7.000 Euro Verzehr an Bord, im Schnitt 10 Euro für Kaffee und Kuchen pro Person gerechnet. Diese 45.000 Euro Verlust würden für die Weiße Flotte allein 3 Prozent des Gesamtjahresumsatz bedeuten – von den Stornogebühren bei den gebuchten Hotels mal abgesehen. Das wären nochmals rund 8.000 Euro, so Ewers. Außerdem spricht der Geschäftsführer von rund 30.000 Euro Einbußen der Weißen Flotte, die die Schleusen-Streiks bisher schon verursacht haben.

„Wir werden erst aufhören, wenn es einen Tarifvertrag gibt“

Es ist innerhalb weniger Wochen bereits der vierte Streik der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV), „und wir werden erst aufhören, wenn es einen Tarifvertrag gibt“, versichert Michael Kötzing, Landesfachbereichsleiter von Verdi, „die Eskalationsschraube ist noch nicht am Ende.“

Verständnis habe Franz-Josef Ewers für die Ziele der Gewerkschaft ja schon, auch für die bisherigen Aktionen, „aber jetzt trifft es uns eben richtig“. Dabei hieß es in der offiziellen Streik-Mitteilung von Verdi: „Die rechtzeitige Ankündigung soll den Binnenschiffern, Häfen und anderen Betroffenen helfen, sich darauf einzustellen.“ Rechtzeitig ist dabei wohl Ansichtssache. Denn 700 Fahrgäste binnen fünf Tagen mit einem Plan B zufrieden zu stellen, ist nicht nur ein großer verwaltungstechnischer Aufwand. „Ständig rufen Kunden an und fragen, ob ihr gebuchter Ausflug stattfindet“, berichtet Ewers.

Keine Probleme für Güterverkehr

Und tatsächlich, alle geplanten Touren finden auch in der Streikzeit statt – denn Ewers und seine Mitarbeiter haben kurzfristig umdisponiert: Die Fünf-Schleusenfahrt wird einfach um einen Tag vorverlegt, die Drei-Tages-Tour umgelegt – auf eine Schleusen freie Strecke (Details siehe Infokasten). Wer damit nicht einverstanden ist oder am Ausweichtermin keine Zeit hat, der kann wahrscheinlich sein Geld zurück bekommen. Da wolle man sich entgegenkommend zeigen, „das ist kein Muss, der Streik ist ja nicht unsere Schuld“, sagt Ewers.

Bei der Last- und Güterschifffahrt ist man dagegen ziemlich gelassen. „Für uns sind drei, vier Tage Streik nicht so dramatisch“, so Hafenleiter Ralf Fink. Dringende Güter, zum Beispiel Produktionsmaterial und Rohstoffe, werden eben auf Lastwagen verlagert. Das sei aber nur für den End-Kunden kostenaufwändiger. Die Mitarbeiter im Hafen kämen höchstens auf Überstunden, wenn nach dem Streik plötzlich alle vor der Schleuse „im Stau“ stehen. Dann wird das Zeitfenster schon mal enger. Es gibt eben keine Umleitungen auf dem Wasser. Auch nicht zu den Weltmeeren.

Planänderungen für die Touren der Weißen Flotte

Von Dienstag (20.8., 6 Uhr) bis Samstag (24.8., 6 Uhr) ruft die Gewerkschaft Verdi alle Beschäftigten der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung zum Streik auf.

Grund sind geplante Umstrukturierungen der Bundesregierung, laut Verdi befürchten 12.000 Mitarbeiter den Verlust von 3.000 Arbeitsplätzen

Zwei Touren der Weißen Flotte beeinträchtigt der Streik: Die Fünf-Schleusen-Fahrt wird vom 20.8. auf 19.8. vorverlegt, die Drei-Tages-Fahrt nach Münster startet für alle von Herne-Ost.

Alle Fahrgäste werden von den geplanten Startpunkten mit dem Bus kostenlos abgeholt

Alle Infos: 18 57 99 0